Wintercamping Brandenburg: Wenn der Spreewald schläft
Camping erfreut sich in jeder Variation großer Beliebtheit. Ob Zelt, Bullie oder edles Wohnmobil – die Menschen wollen reisen und das möglichst unabhängig. Da vor allem in der Hauptsaison nicht nur die Campingplätze aus ihren Nähten platzen, wird Wintercamping zunehmend populärer. Zugegeben, diese kälteunterbauten Reisen laufen bei mir unter dem Motto: Die Komfortzone verlassen. Denn machen wir uns nichts vor, es ist wirklich kalt. Und dennoch lockte uns unlängst das Thema Wintercamping Brandenburg. Mit dem Spreewald haben wir ein schnell erreichbares Ziel gewählt und um auch gleich mal verbal in die regionalen Besonderheiten einzuleiten, lade ich dich dieses Mal ein, mit uns in den Spreewald zu gurken. In diesem Beitrag erzähle ich ein wenig über das frostige Vergnügen, bei Minusgraden in einem Wohnmobil zu nächtigen.
Inhalt:
Wintercamping Brandenburg – eine touristische Nische
Für unseren Trip hatte ich nach kurzer Recherche den Naturcampingplatz in Lübbenau im Spreewald gewählt. Weiter unten habe ich den in der Liste auch verlinkt. Während im Sommer in Brandenburg gefühlt unzählbar viele Campingplätze locken, war es gar nicht so leicht ein geeignetes Plätzchen für einen Kurztrip zum Wintercamping in Brandenburg zu finden. Denn von den geschätzt 180 Brandenburger Campingplätzen haben nur ganz wenige ganzjährig geöffnet. Warum das so ist – darauf gehe ich weiter unten ein, denn auch für die Stellplätze ist der Winterbetrieb nicht so ohne weiteres zu bewerkstelligen.
Ich hatte keinerlei Vorstellung, wie gefragt letztendlich die Wintercampingplätze sind und mich mit der Reservierung beeilt. Das ging bei diesem Campingplatz ganz simpel über ein Onlineformular. Die Bestätigung kam prompt per mail und wir wurden auch gleich darauf hingewiesen, dass die Rezeption nicht durchgängig besetzt sei. Na gut – warum auch? Wir brauchen eher selten die Rezeption. Wegen uns muss keiner auf seinem Stühlchen festfrieren. Und dem noch nicht genug – wir sind tatsächlich eher froh, wenn die Abwicklung so kontaktlos wie möglich geschieht. Aber das mag unsere Eigenart sein.
Die Ankunft beim Wintercamping Brandenburg – wenn der Spreewald schläft
Wir kommen also Freitag am späten Nachmittag an und haben vorab alle Infos erhalten – wie wir die Schranke zum Campingplatz passieren und auf welchem Wohnmobilstellplatz wir konkret stehen dürfen. Wir fahren auf den Platz und dann kommt die große Überraschung: Es ist exakt ein weiteres Auto auf dem Platz. Im Laufe des Abends gesellt sich noch ein Wohnwagen dazu. Huch… das ist echt wenig.
Wir campen also zu dritt auf einem Campingplatz, der sich allerspätestens ab Ostern vor Anfragen nicht retten kann. Dieser Campingplatz kann bis zu 100 Fahrzeuge aufnehmen.
Da haben wir wohl mal richtig Glück – ein schönes ruhiges Wochenende ohne Campermeierei erwartet uns.
Nachdem wir alle Versorgungsstränge des Platzes inspiziert haben (Toilettenhäuschen, Dusche, Abwaschmöglichkeit, Trinkwasserzapfhahn), machen wir uns auf den Weg in die Altstadt von Lübbenau. Diese ist nur 10 Minuten zu Fuß entfernt. Das ist richtig cool und schon klettern wir über die ersten Brücken. Es dämmert bereits und so erhasche ich den eigentlich im Sommer vor Touristen berstenden „Großen Kahnhafen“ im nahezu menschenleeren Zustand. Wow.
Auch die Einstiegsstelle für die Touristenkähne liegt schön ruhig und die großen Fährkähne sind durch grüne Planen abgedeckt. Das ist wirklich erholsam – ich kenne diesen Hafen nur mit Gewimmel. Heute stromern lediglich vereinzelt Touristen umher und so wie es ausschaut, sind viele von ihnen auf dem Weg zu den Restaurants, die erfreulicherweise durch die schöne Beleuchtung dem muggeligen Abend doch noch was Einladendes entgegensetzen.
Ist das nicht viel zu kalt beim Wintercamping?
Ob es viel zu kalt ist, hängt natürlich stark von der Außentemperatur und letztlich vom persönlichen Empfinden ab. Bei unseren noch recht wenigen Wintercampingreisen habe ich im Moment meine persönliche Schallgrenze von -5° ermittelt. Ich vermute, die bleibt dynamisch und wird sich nochmal ändern.
Gerade wenn man wie ich beruflich bedingt eher permanent in gut geheizten Räumen unterwegs ist, kann Kälte und die andere Art der Heizung im Auto einige Herausforderungen mit sich bringen. Für die sollte man vorbereitet sein und die muss man auch mögen. Letztendlich gilt hier die alte Indianerweisheit: Was uns nicht umbringt, macht uns stark. (natürlich albern bei diesen Temperaturen, denkt man nur an Himalayawanderer oder Grönlandreisende, um nur paar Gegenbeispiele zu bringen.)
Wie wir uns beim Wintercamping im Spreewald die Zeit vertrieben haben
Erfreulicherweise war das Wetter deutlich besser als erwartet. Wir hatten zwar die Räder dabei, haben uns dann doch für ein paar kleinere Wanderungen entschieden. So führte uns eine Tour vorbei an den sogenannten Schlittschuhwiesen. Im Winter stehen diese Wiesen unter Wasser und wir fanden diese fotogenen Heumieten:
Nur ein Steinwurf davon entfernt erkunden wir das süße Lagunendorf Lehde. Erst seit 1929 lässt sich das Dorf mit dem Auto erreichen. Viele Gewerke wie die Post oder der Müllabtransport funktionieren noch heute mittels der Kähne über den Wasserweg. Das Dorf zählt wohl 130 Einheimische und gilt laut der Seite spreewald.de als eines der hübschesten und ursprünglichsten Dörfer im Spreewald.
Die Quellen besagen außerdem, das es wohl einst Theodor Fontane war, der auf seiner Wanderschaft 1859 hier vorbeikam und das kleine Dörfchen mit der berühmten Lagunenstadt Venedig verglich. Wie schön. Wir haben ein paar Impressionen gesammelt:
Ein anderer Spaziergang führte uns recht einsam entlang von größeren und kleineren Fließen. Der Morgen war recht kalt und sogar das Brückengeländer von Rauhreif überzogen. Erste ruhige Fließe waren bereits leicht zugefroren. Eine Besonderheit! Vor vielen Jahren durfte ich einmal mit den Schlittschuhen über die Fließe fahren – das war toll – aber wirklich lange her.
Wie wirkt Wintercamping auf den Körper?
Ich habe natürlich jetzt keine wissenschaftlichen Quellen bemüht, rein aus meiner spärlichen Erfahrung trocknet Wintercamping zumindest bei mir die Haut deutlich aus. Das heißt die Lippen und Fingerkuppen werden richtig spröde. Da hilft nur cremen, cremen, cremen und hoffen – dass man die richtige Creme dabei hat. (hier versteckt sich ein Packtipp für alle Wintercampingfreunde).
Und natürlich muss der Körper mehr Wärme bereitstellen, dass heißt er verbraucht mehr Energie und will demzufolge auch mehr haben. Es lässt sich nicht leugnen, dass die Naschlust im Zuge eines Wintercampingabenteuers steigt und das obwohl wir im Prinzip immer recht gesund und gehaltvoll essen. Das ist also nicht so ideal und bedarf noch etwas Nachjustierung.
Den Tag starten wir jedenfalls kalorienreich und traditionell mit einem richtig schönen Müsli. Geschrotetes Getreide mit Wasser, Kakaonibs, Banane, Apfel und wenn vorhanden Mandarine. Wenn es gut läuft gibt es sogar einen Schwapp Hafermilch. Sehr lecker.
Was muss man beim Wintercamping am Fahrzeug beachten?
Naja, was muss man nicht nur in Brandenburg beim Wintercamping beachten? Im Prinzip muss man dafür sorgen, dass das Auto nicht einfriert. Die wenigsten Mobile besitzen eine echte Winterausrüstung (also Heizdrähte im Abwassertank oder zusammen mit Wasserleitungen verlaufende Heizleitungen)
Technik ist ja wirklich absolut nicht meine Strecke und so kam es schon ein paar Mal vor, dass das Auto Wasser verlor, weil die Außentemperatur unter 5 Grad gefallen ist. Dann löst der sogenannte Frostwächter aus. Dieser soll den Boiler vor Frostschäden schützen und aufgrund dessen, wird dann gnadenlos selbständig vom Auto entleert. Gute Sache, kann aber auch dazu führen, dass man plötzlich ohne Frischwasser da steht, wenn man die Temperaturen nicht so auf dem Schirm hat. (so geschehen 1x letztes Jahr in Norwegen).
Dem könnte und sollte man durch konsequentes Heizen auf mindestens 7-8 Grad entgegenwirken. Die andere Alternative wäre, gar kein Frischwasser tanken und alles was mit Wasser zu tun hat über die Anlagen des Campingplatzes regeln. So man auf einem drauf steht. Das würde jedoch bedeuten – für jedes Hände waschen und jedes Schälen einer Möhre: Schuhe an, Jacke an, Mütze auf und und und…
Eine Zwischenlösung sind mobile Wasserkanister, die man im Innenraum des Fahrzeugs aufbewahrt. So etwas haben wir bisher noch nicht genutzt aber zumindest jetzt in die Überlegungen der weiteren Anschaffungen einfließen lassen.
Ansonsten schwören wir auf die doppelte Heizung. Die ursprünglich verbaute Propangasheizung sowie eine Dieselstandheizung. Damit haben wir bisher noch nie wirklich gefroren – eine von beiden Heizungen geht immer und die Sicherung in Form einer zweiten Heizung dabei zu haben beruhigt ungemein.
Wintercamping Brandenburg – welche Plätze sind überhaupt geöffnet? Campingplatzliste
Wie eingehend erwähnt, war es gar nicht so leicht – die wenigen geöffneten Plätze ausfindig zu machen. Eine aktualisierte Liste, auf die man schnell zugreifen kann, habe ich nicht wirklich gefunden. Manche auf solchen Listen genannten Plätze hatten dann doch Schließzeit.
Ich versuche also hier mal eine aktuelle Liste zu eröffnen und sie fortlaufend zu pflegen. Wer einen Wintercampingplatz im Land Brandenburg kennt, darf ihn mir gerne schicken (oder einfach in die Kommentare schreiben – dann füge ich den ebenfalls der Liste zu.)
Wintercamping Brandenburg geht also auf folgenden Plätzen:
- Spreewald Naturcamping am Schlosspark Lübbenau
- Wohnmobilstellplatz an der Naturtherme Templin
- https://www.senftenberger-see.de/de/familienpark/camping.html
Wintercamping Brandenburg – warum nur so wenige Plätze geöffnet haben
Tja und warum bieten so wenig Plätze in Brandenburg Wintercamping an? Personalmangel beziehungsweise Personalressourcen sind sicherlich ein Thema. Wenn die Saison kracht, dann heißt es als Mitarbeiter auf so einem Platz laufen laufen laufen. Permanente Buchungsanfragen, Anreisen, Abreisen, Leute die einfach so auf dem Platz stehen und spontan rein wollen. Campinggäste sind nicht unbedingt so entspannt, wie sie immer tun – Stress läuft also ordentlich mit und dann müssen sich diese Mitarbeitenden irgendwann auch mal wieder entspannen und aufladen und ihre Überstunden abbummeln.
Als nächstes braucht natürlich auch so ein Platz mal Luft zum Atmen. Die Natur, der Rasen muss sich erholen – wenn auf einem Platz wie hier im Spreewald Nacht für Nacht allein 100 Autos stehen, die Leute die Boote zu Wasser lassen, jeden Millimeter Weg ablaufen und im Idealfall der vierbeinige Pfiffi jeden dritten Baum markiert – so ist die Natur natürlich irgendwann durch und ebenfalls erholungsbedürftig.
Und es kostet eine Menge Geld, solch einen Platz im Winter zu bewirtschaften. Wasserleitungen und Versorgungshäuschen müssen permanent beheizt werden, Personal muss bezahlt werden – auch dann, wenn sich wegen extremer Kälte gar kein Camper auf den Platz verirrt oder eben wie bei uns nur ganz wenige.
Fazit zum Wintercamping
Wir sind jedenfalls riesig dankbar, dass es dieses Mal diese Möglichkeit für uns gab. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Dies vor allem weil es so ruhig war. An dieser Stelle schicken wir ein Dankeschön zum Campingplatz in Lübbenau und sprechen ein klare Empfehlung für diesen Platz aus.
Nur um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen – wir haben den Platz selbst bezahlt und empfehlen hier an dieser Stelle aus voller Überzeugung.
Und hier noch eine Impression von einem Spreewaldfließ im Winter:
Vielen Dank, dass du heute wieder virtuell mitgereist bist. Warst du schon mal im Spreewald? Wenn ja wo? Schreib´ es doch gern rein in die Kommentare!
Und dann schau´ gern demnächst wieder rein – die nächsten Beiträge warten schon auf dich.
Quellen:
Lehde im Spreewald – das Spreewalddorf im Lagunenformat (spreewald-info.de)
Wintercamping in Brandenburg: Touristische Nische mit Potenzial (tagesspiegel.de)
2 Kommentare
Liebe Sandra, eine super Idee, wenn auch nicht unbedingt für uns geeignet, da wir heizungstechnisch in unserem kleinen Bus leider nicht gut aufgestellt sind. Daran müssen wir mal was ändern. Aber den Campingplatz in Lübbenau haben wir in bester Erinnerung, da waren wir schon mehrmals. Viele Grüße von Gabi und Michael
Hallo Gabi,
ach wie schön, dann kennt Ihr das ja alles. Und ja – eine Heizung ist Gold wert.
Lg Sandra