Wiedereröffnung Coffebaum Leipzig

Manchmal muss man die Feste feiern, wie sie fallen und so führte uns der blanke Zufall vergangenes Wochenende ins Traditionskaffeehaus „Zum Coffebaum“ Leipzig. Der sich über drei Etagen streckende Coffebaum ist eines der ältesten Kaffeehäuser in Europa, bereits seit 1711 findet hier Ausschankbetrieb statt. Nach langer Schließzeit hat es nun wieder geöffnet. Wie es uns gefallen hat und warum wir uns überhaupt so gefreut haben, da hineinzugehen – das erfährst du in diesem Beitrag. Doch bevor es losgeht: Koch‘ dir einen Kaffee und dann schlürfen wir mal los.
Inhalt:
Wiedereröffnung Coffebaum Leipzig
Noch am Vorabend saßen wir in der Familienrunde zusammen und sprachen kurz darüber, dass der Coffebaum in ein paar Tagen wiedereröffnen würde. Jetzt kam es, dass wir am Samstag, den 5.4.25 mit dem Rad durch Leipzig düsten.
Eigentlich waren wir auf der Pirsch nach einigen Videoaufnahmen und so staunten wir nicht schlecht, als wir durch das berühmte Barfußgässchen und dann in die Große Fleischergasse kamen. Hier befindet sich das Traditionskaffeehaus: „Zum Arabischen Coffebaum“. Es ist das älteste, durchgehend geöffnete Kaffehaus von Europa. Im Haus befindet sich ein Restaurant, ein Kaffee und auch ein Museum zur Geschichte des Kaffees samt seiner sächsischen Geschichte.
Mit einer Speisekarte in der Hand und dem immerwährenden Lächeln, warb eine freundliche Dame vor dem Eingang des Coffebaum um Gäste.
Das gibt es doch nicht? Schon offen?
So schnell hatten wir unsere Räder noch nie angeschlossen. Und weil es in den engen, zentrumsnahen und früher für die Messe wichtigen Gassen mit den hohen, ehemaligen Handelshäusern kaum eine vernünftige Fotoperspektive gibt – hat man einen „Fotopoint“, den besten Standpunkt für ein Foto vom Coffebaum angelegt. Klick, schnelles Foto:
Rund sechs Jahre war das Restaurant für eine Renovierung geschlossen, eine außergewöhnlich lange Zeit, wie ich finde. Zu groß waren augenscheinlich die baulichen Defizite sowie die arbeitsschutzrechtlichen Mängel.
Die Sanierung umfasste sowohl die Erneuerung von Fenstern, Türen und Fassade, die Aufarbeitung historischer Böden, Verbesserung im Brandschutz und auch Anpassungen in der Kühl-, Tiefkühl-, und Lüftungstechnik. Ganze 3,8 Millionen Euro hat die Stadt Leipzig und davon eine Million der Freistaat Sachsen beigesteuert. Die Pächter Henrik Dantz und Sven Gerling haben ebenfalls erheblich in Inneneinrichtung und Gastronomietechnik investiert um nun mit ihren Gästen, den Leipzigern sowie Touristen, die Wiedereröffnung des Coffebaums zu feiern.
Wir gehen mal rein in den berühmten Coffebaum
Wie erwähnt, sind wir nun in der „Große Fleischergasse 4“ in Leipzig. Erstmalige Erwähnungen dieses Gebäudes finden sich bereits 1556.
Ein schönes Relief ziert die Eingangstür. Zu sehen ist ein Orientalischer, der sich auf eine Kanne stützt und einem Putten, also einem nackten Kind ein Getränk reicht. Die Inschrift „Zum Arabischen Coffe Baum“ fließt, geteilt durch einen blühenden Kaffeebaum, über die Tür. Interpretationen zu Folge, symbolisiert dieses Hausbild die Geschichte des Kaffees als Kulturgeschenk des Orients an den Okzident, also des Ostens an den Westen.
Während ich dieses Foto mache, frage ich die freundliche Dame am Eingang, seit wann eigentlich geöffnet sei – noch gar nicht meint sie, eigentlich sei erst in der kommenden Woche Wiedereröffnung des Coffebaum und das was man hier sieht, ist ein Probelauf. Waaaaaah! Was für ein Glück wir haben. Nachdem ich für dieses Foto einen weiteren Kellner aufgehalten habe, stürze ich emotionsgeladen mal ins Haus hinein.
Jetzt da hinein zu gehen, ist wirklich ein bewegender Moment.
Uuuuuh, da lacht mich als erstes das wunderschöne Tortenbuffet an. Ich frage, ob ich ein Foto machen darf – ja, auch das ist gestattet. Klar, ein Schnäppchen ist der Kuchen freilich nicht – Eierschecke 4,90 Euro / Schwarzwälder-Kirsch-Torte 6,50 Euro und MoccaKirsch 5,90 Euro – aber so ist das nun mal im Zentrum von Großstädten und in Traditionshäusern mit musealem Charakter.
Was sich wohl August der Starke, Bach, Goethe oder Lessing damals ausgesucht haben? Denn sie und viele weitere Prominente gastierten bereits hier und ließen sich das berühmte „Scheelchen Heeßen“ servieren.
Platz frei?
Das Glück bleibt auf unserer Seite – wir werden an einen Zweiertisch platziert. Alle anderen Tische sind bereits belegt, es wird eifrig zum Beispiel in bayrischem Dialekt geschwätzt und auch ehrliche Meinungen an die Kellner sind schon zu hören:
„Nu, das woar ä bissl zu wenich.“ Meldet eine Dame, nachdem sie mit speisen fertig ist.
Hm, das ist natürlich kein gutes Zeichen. „Zu wenig“ ist immer ein Armutszeugnis für ein Restaurant. Schauen wir mal. Zunächst dürfen nicht nur wir, sondern die Aufregung sich ein wenig setzen.
Ich blicke auf eine holzvertäfelte Wand, weiter oben ein historisches Wandbild auf dem es um August den Starken geht. (das habe ich nicht fotografiert, bisschen was müsst ihr schon selbst entdecken). Eine kleine stilvolle Lampe, straffe Servietten, stabiles Besteck und mit Hausinschrift versehenes Geschirr aus einer bayrischen Manufaktur zieren den Tisch.
Der erste Eindruck ist durch und durch gut.
Und das Essen im Coffebaum?
Hier bin ich hin- und hergerissen.
Sollte man in einem Kaffeehaus essen? Klar, warum nicht – die Gastronomie hat sich natürlich den Bedürfnissen angepasst und die Karte zeigt ganz edle und auch einfache Speisen. Da finden sich zum Beispiel als Vorspeise ein Tartar vom hausgebeizten Lachs für 17,50 oder ein Brotkorb mit verschiedenen Aufstrichen für 5,90 Euro. Die Hauptspeisen bewegen sich vom Klassischen Wiener Schnitzel für 29,50 über Geschmorte Rindsroulade für 27,50 bis hin zu Grützwurst, wie von Oma für 17,90 Euro.
Ich entscheide mich für eine Ofenkartoffel, Marcus für ein Würzfleisch. Dazu jeder ein Kaffee. Fazit: Der Filterkaffee war sehr gut, das Würzfleisch eher so ein Gruß aus der Küche, geschmacklich aber gut und meine Ofenkartoffel wirklich gut in der Menge, der Quark mild im Geschmack und die Kartoffel vermutlich bereits am Vortag gekocht. Was grundlegend ok ist – aber vom Hocker haut es natürlich nicht.
Dann beim nächsten Mal wohl doch lieber das Tortenbuffet räubern.
Die Rechnung für die vier Sachen schlägt mit etwas über 30,00 Euro zu Buche und zum Abschied gibt es keinen Schnaps, sondern ein Apfel mit Gravur. Eine schöne Idee, sowohl die Kellnerin war davon ganz begeistert und auch wir freuen uns.
Bevor wir uns wieder aufs Rad schwingen, gehts natürlich noch auf die Toilette. Herren und das WC für Menschen mit Beeinträchtigung befinden sich im Erdgeschoss. Damen dürfen ins erste Obergeschoss watscheln, da nutze ich doch gleich die Chance und gucke mal ins Kaffee im ersten Obergeschoss. Dieses hat an dem Tag noch keinen Gastbetrieb. Wunderschön, ich würde sagen, die Renovierung ist gelungen.

Fazit zur Wiedereröffnung Coffebaum Leipzig
Es ist eine tolle Sache, wenn ein Tradtionslokal im neuen Glanz erscheint. Der Probelauf lief wirklich wunderbar, wir wurden freundlich empfangen, zügig und total freundlich bedient. Im ganzen Lokal hing irgendwie die Aufregung und der Zauber des Neubeginns. Das war eine tolle Stimmung und ich werde mich gern an diesen Besuch zurückerinnern.
Den Pächtern, sowohl dem Team vom Coffebaum kann man an dieser Stelle nur alles Gute, viel Erfolg und vor allem viele nette Gäste wünschen. Der Stadt Leipzig und auch dem Freistaat Sachsen kann man danken, sich mit Investitionen an Kulturgütern wie diesen zu beteiligen. Traditionen zu erhalten, ist wichtig.
Und wie immer der Hinweis, dass wir unsere Speisen selbst bezahlt haben und in keinster Weise irgendeinen Vorteil für diese Berichterstattung erhalten. Die Erwähnung des Restaurants geschieht aus reiner Begeisterung und nicht, weil wir dafür bezahlt werden.
Quellen:
https://www.leipzig.de/newsarchiv/news/zum-arabischen-coffe-baum-kaffeehaus-wieder-eroeffnet
2 Kommentare
Schön, dass Ihr diesen Probelauf-Eröffnungsmoment per Zufall erleben durftet. Die Eierschecke wird beim nächsten Besuch in Leipzig probiert. Danke für den Tipp!
Ja, das war echt ein absoluter Zufall – aber genau das macht das Reisen ja irgendwie aus! Lg Sandra