Waipio Tal – Big Island / Hawaii
Um in dieses Tal und der zugehörigen wunderschönen Bucht zu gelangen, brauchst du entweder stramme Oberschenkelmuskeln oder einen 4×4 Wagen. Vom süßen Städtchen Honokaa kommend, fahren wir mit dem Auto eine Viertel Stunde. Unterwegs gibt es noch die Möglichkeit, an den Obstständen der Einheimischen per Kasse des Vertrauens einzukaufen. Gesagt getan. Für uns gibt es 2 Avocados (je 1 Dollar – das ist wesentlich günstiger als im Supermarkt). Noch während wir das Erinnerungsfoto machen, hält der Nachbar und versichert, dass diese Avocados wirklich die besten sind. Dies seien die Avocados seines Nachbarn und die sind wirklich außerordentlich vorzüglich. Das glaube ich total gern aber eigentlich, wollte er nur eine Runde schwatzen. So wie alle hier. Einfach sehr nette Menschen. Immer zugewandt. Wir bedanken uns freundlich und er rast in seinem riesigen schwarzen Jeep von dannen.
Unverfehlbar stehen wir dann sogleich direkt am Parkplatz zum Waipio-Aussichtspunkt. Schnell (kostenfrei) geparkt. Genau hier startet auch die sagenumwobene 25% Gefälle Straße, welche eben nur mit 4×4 befahren werden darf. Ein Ranger schreibt, während sie vorbeifahren, die Kennzeichen derer auf, die mit dem Auto runterfahren. Das Waipio-Valley ist Privatland.
Wir entscheiden uns, die 1,3 Meilen (2,09 Kilometer) zu Fuß zu gehen. Ja, stimmt. Ich bin absolut nicht scharf drauf, diese steile Straße zu fahren. Weder hoch noch runter. Im Prinzip hätte ich gedacht, dass Marcus sich das Abenteuer geben möchte – aber nein. Wir gehen beide zu Fuß. Unabhängig von der Steilheit dieser Straße, tut etwas Bewegung bei der ganzen Autofahrerei hier auf der Insel ganz gut. Die Fußgänger und Autofahrer halten sich ungefähr die Waage. Doch bevor wir starten, genießen wir den tollen Blick auf den schwarzen Waipio-Strand. (Waipio Black Sand Beach).
Dieses Tal ist ein richtiger Touristenhotspot. Wer nicht laufen will, hat entweder noch die Möglichkeit per Squads die Gegend zu erkunden. Die ganz Betuchten machen scheinbar eine Helitour. Mehrmals kreist der Hubschrauber über der Küste. Das muss ein traumhaft schöner Anblick sein und dennoch möchte ich die Fußtour nicht missen. Immer wieder haben wir Blick auf die tolle Kulisse und bekommen einen Eindruck von der Rauheit, welche die Vulkane geschaffen haben. Die Oberschenkel glühen. Was man an Kraft spart, muss man an Weg zusetzen. Das Gehirn kramt in alten Mathestunden – Marcus läuft irgendwo vorne Schlängellinien über die gesamte Breite der Straße.
Es dauert nicht lange und wir erreichen eine Weggabelung. Rechts würde es zum Strand gehen. Wir laufen erst einmal links ins Tal hinein. Weiter hinten sollen sich die Hiilawa Wasserfälle befinden. Doch bevor wir den Wasserfall sehen, tut sich ein unglaublich schönes grünes Tal auf.
Und schon treffe ich auf ein sehr selten zahmes Exemplar dieser braunen kleinen Tierchen, die überall auf der Insel herumhuschen. Mungos. Kleine tagaktive Raubtiere, doch kaum dass sie sich entdeckt fühlen, sind sie weg. Doch der hier, war eher neugierig und posierlich
Wenige Schritte später tut sich er Blick auf einen riesigen Wasserfall auf. Hiilawe-Falls genannt. Zu gern würden wir näher herangehen, doch bei der kleinen Wanderung entlang privater Grundstücke entdecken wir ein Schild, welches verbietet – den Wasserfall-Trail zu gehen. Also scheinbar gab es früher einen Weg durch das Dickicht. Angedeutet war er noch zu sehen aber auch dieser befindet sich auf Privatland und es ist verboten, hineinzugehen. Daran wollen wir uns halten.
Im weiteren Verlauf bezieht sich der Spaziergang nun im neugierig über die Zäune lugen. So richtig können wir nicht herausfinden, ob das Wochenendgrundstücke sein sollen oder eher Wohnhäuser. Vielleicht sogar Ferienunterkünfte. Alles in allem wirkt es hier recht verlassen. Möglicherweise liegt das an der Jahreszeit. Schließlich sind wir zur Winterzeit da. Ab und an fahren hawaianische Familien in riesigen Jeeps an uns vorbei. Meistens guckt mindestens ein Hund neugierig von der Ladefläche und mehrere Leute aus den Fenstern.
Aber Schilder mögen sie. Fast jeder hat irgendwas an seinem Gartenzaun angeschlagen. Und wenn auch nur draufsteht, dass es Privatland ist und man nicht rein darf. Ein paar waren etwas kreativer.
Die hier zum Beispiel:
„Waipio ist wie der Himmel – also fahr bitte nicht wie in der Hölle“ Tempo drosseln. Mahalo – Danke.
Oder hier, die Geschwindigkeitsbegrenzung an eine Palme angeschlagen:
Oder hier – eine Wetterstation auf hawaianisch. Wenn die Kokosnuss weg ist – dann ist Hurrican. Oha. Schätze mal, dann haben wir besseres zu tun, als nach der Kokosnuss zu gucken 😉
Spannend wird es, als vor uns ein Flüsschen auftaucht. Es gibt nur eine Möglichkeit – Schuhe aus und durch. Herrlich erfrischend. Kann man gar nicht so richtig glauben, dass es hier auf Hawaii immer wieder unverhofft Wasserschwälle geben soll. Wirkt alles so idyllisch.
Ein Stück gehen wir noch, doch irgendwann tauchen wieder Schilder auf. Die Straße endet wohl nun im Privatland. Vom oberen Parkplatz aus ungefähr nach 2,5 Kilometer.
Zurück an der Weggabelung laufen wir nun runter zum schwarzen Strand. Mittlerweile überrascht uns die Farbe des Sandes nicht mehr. Die letzten Urlaube haben wir oft im Lavagebiet verbracht. Kurios ist es trotzdem.
Schwarzer Sand.
Wir rasten ein wenig. Vom Vortag haben wir noch ein Muffin übrig – die Bäckerei kurz vor den Akaka-Wasserfällen war einfach zu verlockend. Dazu ein paar Kekse. Nicht ganz das Mittagessen meiner Wahl aber hier auf dem Privatland gibt es wirklich absolut nix zu kaufen.
Wie an vielen der hawaianischen Stränden trifft man sich vor riesigen Jeeps zum Grillen, zwei Mädchen machen Fotos teils geglückter Yogaposen, ein Mann zupft auf seiner Ukulele. Doch die Wellen verschlucken einfach jedes Klimpern. Ein einzelner Surfer schwimmt draußen und nur einige wenige Male erwischt er sie. Die perfekte Welle. Dann taucht er kurz zwischen den Wellenbergen auf, surft ein paar Meter um schongleich vom Meer geschluckt zu werden.
Der Waipiofluss mündet über diesen Strand ins Meer. Einige versuchen ihn zu durchwaten und stehen bis zu den Oberschenkeln im Wasser.
Männliches Imponiergehabe. Ein paar Halbstarke schleudern mit guter Kraft und auch unerschrocken recht große Steine über den Fluss. Der tiefere Sinn bleibt mir als Touristin verborgen.
Der Wind bläst kühl und so schreiten wir zum unausweichlichen Finale. die 25% Steigung wollen nun bezwungen werden. Auf dem Weg dahin bestaune ich noch die Gartenzauntechnik aus Bambus. Ich mag Bambus.
Auf dem Weg zur Straße trotten noch ein paar recht hagere Pferde vor uns rum und dann wird es einfach nur steil.
Fast die ganze Zeit gibt es den Blick auf die Bucht. Das entschädigt und lenkt auch ab.
Doch ich wäre wohl nicht auf Hawaii, wenn nicht so ab und an was sehr schräges passiert. Jetzt kommt ein Mann mit einem Skateboard. Mir rutscht direkt mal das Herz in die Hose als er ansetzt, aufzusteigen. Doch er beteuert, dass er nur 2 Sekunden fahren will. Das will ich wohl hoffen. Letztendlich war es dann wohl circa eine halbe Sekunde aber er stand definitiv kurz drauf. Unfassbar und lustig zugleich.
Eine schöne Tour. Insgesamt sind wir knapp 8 Kilometer gelaufen und waren 4 Stunden ab und zum Parkplatz unterwegs.
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