Sonnenskilauf in den Dolomiten / Südtirol
Tag 1: Anreise
Abfahrt 8.00 Uhr in Potsdam. Unser unbedacht gewählter Reisetermin zur Osterzeit beschert uns zum Ferienbeginn natürlich eine volle Autobahn. Wir geraten jedoch erst bei Nürnberg in den ersten Stau. Nach einer kurzen Tankrast in Ingolstadt quälen wir uns durch den immerwährenden Stau bei Holledau und entschließen uns für die Fahrt über Bad Tölz. Zufälligerweise gelangen wir an den Sylvastausee.
Mit seiner blauen Farbe erinnert er uns gleich an die vielen schönen Seen in Neuseeland. Es geht vorbei am Achensee und bei 16° hinein ins Inntal. Für den Brennerpass haben wir uns schon im Vorfeld Videomaut organisiert. So müssen wir nicht anstehen. Dann folgt noch die Ticketschranke für die mautpflichtige italienische Autobahn. Gezahlt wird bei Abfahrt. Wir fahren ins Pustertal ab und müssen 2,90 Maut bezahlen. Danach geht es gut 1 Stunde kurvenreich und im kleinen Gang bis in unseren Zielort Corvara.
Tag 2 – Skigebiet Alta Badia
Der erste Sktag beginnt mit der üblichen Prozedur. Skipässe kaufen. Da wir in der sogenannten „Dolomiti Supersun Phase“ hier sind, gibt es ordentlich Rabatt auf den Skipass. Blöd nur, dass dazu der Originalvoucher aus dem Hotel benötigt wird. Haben wir natürlich nicht bekommen, also nochmal zurück zur Rezeption, Voucher geholt und wieder an die Skipasskasse. Wir sind vier Leute, wollen jedoch pärchenweise bezahlen. Geht auch nicht, denn dann dürften nicht alle 4 Leute auf einem Voucher stehen. Stehen wir aber, ergo, alles geht nun von einer Kreditkarte ab. Geht zwar, erscheint uns jedoch ein wenig kompliziert. Kostet uns 20 Minuten, erbringt jedoch einen Rabatt von 31 Euro pro Person pro Skipass. Die ganze Woche kostet 211 Euro. Das ist vergleichsweise günstig. In der Nebensaison kostet der Pass hier sonst 242 Euro. In der Hochsaison muss man 275 Euro berappen.
Also nun endlich ab auf die Piste.
Wir werden mit Kaiserwetter empfangen. Sonne satt sorgt für um die 20 Grad auf der Piste. Wahnsinn. Das macht die Sache gemütlich und so schauen wir uns erst einmal im Skigebiet Alta Badia um. Ein weitläufiges Gebiet, welches optimale Bedingungen für Genussfahrer und Anfänger bietet. Viele blaue also leichte Pisten. Den ganzen Tag sind wir hier beschäftigt ohne eine Piste doppelt zu fahren.
Mittags kehren wir in der Hütte La Brancia ein, welche ich wirklich empfehlen kann. Mit Blick auf Sellamassiv und Marmolada kommt so richtig Dolomitengefühl auf. Abends kochen wir in der Ferienwohnung, das ist immer noch die günstigste Alternative.
Tag 3 – La Longia
Von Corvara starten wir komfortabel mit dem Borest Lift Richtung Grödnerjoch.
Unser Ziel für heute ist die längste Piste in den Dolomiten. Die La Longia. Ganze 10,5 Kilometer am Stück.
Darauf freuen wir uns, doch zunächst fahren wir nach Wolkenstein und von hier aus nach St. Christina. Hier startet der Seceda-Expresss. Von uns immer liebevoll „U-Bahn“ genannt. Diese Bahn fährt durch den Berg und befördert uns in ein Skigebiet im Grödnertal. Direkter Umstieg in den Col Raiser und nach einer weiteren Sesselliftfahrt stehen wir auf 2518 Meter. Seceda.
Hier oben startet die La Longia. Jetzt heißt es durchhalten. Wie gesagt, ganze 10,5 Kilometer liegen weiß planiert nun vor uns. Na gut. So toll planiert ist die Piste jetzt grad nicht mehr. Um ehrlich zu sein, ist sie doch schon ein wenig sulzig. Aus dem Grund entscheiden wir uns direkt zur Einkehr in die an der Piste liegende Hütte Annatal. Bereits zum dritten Mal sind wir nun hier und werden wieder kulinarisch überrascht. Auf Empfehlung anderer Skifahrer lassen wir uns zu einem Apfelstrudel mit Vanillesauce hinreißen. Zartschmelzend und doch kross, leichte Note von Zimt. Vier Daumen hoch und weiter geht’s.
Den Rest der Piste noch runtertrudeln um dann wieder hochzuliften Richtung Seceda. Weiterfahrt dann von St. Christina zurück Richtung Wolkenstein. Piste Nummer 4 ist hier echt zu empfehlen. Sie ist direkt vom Lift Sasslong Nummer 17 von St. Christina aus zu erreichen.
Bisschen gewöhnungsbedürftig hier in Südtirol sind die kleinen Wanderungen, welche man immer mal wieder zwischendurch tätigen muss. So auch in Wolkenstein. Die auslaufende Piste schlängelt sich unscheinbar zwischen ein paar Häusern durch und schon stehen wir vor der durch eine Fußgängerbrücke überbrückten Hauptstraße. Abschnallen, Ski schultern und die Stufen der Brücke hochgestapft. Uff. Wieder anschnallen, rein in den nächsten Sessellift und schon sind wir wieder auf dem Weg von Wolkenstein zum Grödnerjoch. Aufgrund einiger Empfehlungen kehren wir heute bei Jimmy´s ein. Freundlicher Service und eine liebevoll gestaltete Hütte laden durchaus zum Verweilen auf einen Kaffee ein.
Der Tag neigt sich allmählich, es geht auf 16.00 zu. Das heißt, die Pisten leeren sich und es macht jetzt richtig Spass zurück zum Borest Lift zu fahren. Der letzte Lift, welcher uns zurück nach Corvara bringt. Paar Minuten Zeit haben wir noch bis Liftschluss und so düsen wir ein letztes Mal mit dem Boe Lift, den schönen gelben Gondeln nach oben. Herrlich. Die meisten Skifahrer sind bereits weg und so können wir so richtig genussvoll abwärts fahren. Abends kehren wir noch im Restaurant Fornella ein. Dieses scheint ein ziemlich bekanntes und beliebtes Restaurant zu sein, denn selbst 19.30 müssen wir noch gut 30 Minuten Schlange stehen. Das scheint hier Usus zu sein, denn beim Reinkommen notiert sich der Oberkellner den Namen und gibt ungefähr Ausblick, wie lange es wohl dauern wird. Die ist etwas gewöhnungsbedürftig, denn genießen wir dann eine sehr freundliche Bedienung und wie es sich für Südtirol gehört, haben wir Pizza auf dem Tisch.
Tag 4 – Sella Ronda rote Runde
Wieder erstrahlt ein wolkenloser Tag und wir entschließen uns, die berühmte Sella Ronda zu fahren. Sie ist eine Rundfahrt um das Sellamassiv. Sehr gut ausgeschildert folgt man entweder im Uhrzeigersinn der roten Route oder gegen den Uhrzeigersinn der grünen.
Die rote bekommt grundlegend die besseren Bewertungen, da man mehr Piste fahren kann. Letztes Jahr haben wir sie schon einmal absolviert. Sie hat uns überzeugt, deswegen wählen wir auch dieses Jahr wieder die rote.
Das Pistenniveau wechselt zwischen rot und blau, wobei die eine oder andere rote Piste in anderen Skigebieten durchaus auch als schwarze gehandelt wird. Dennoch alles fahrbar, denn die Pisten sind fast durchgängig sehr breit und laufen meistens weit aus. Wir haben uns Zeit gelassen, sind einige unserer Lieblingspisten mehrfach gefahren und waren gut 8 Stunden insgesamt unterwegs.
Mittagseinkehr haben wir im Refugio Friedrich August in der Nähe des Sellajochs gehalten. Eine ganz urige Hütte mit wunderbarem Panorama wahlweise vom Freisitz oder aus dem Wintergarten genießbar. Eigentlich dachten wir, sie liegt abgelegen und wird nicht so oft angefahren. Doch Irrtum. Als wir wieder aufbrechen ist die Hölle los. Was immer für eine Hütte spricht. Schau dir die Fotos an, dann ist fast alles klar, oder?
Gut ist es also, diese Hütte so gegen 11.30 anzufahren, dann bekommst du noch unkompliziert einen Platz. Als Belohnung für diesen langen Skitag gönnen wir uns am Ende noch einen Milchkaffee bei überzeugender Aussicht in Colfosco.
Ein lockernder Abendspaziergang führt uns gegen Abend noch durch Corvara. Wir entdecken eine Handvoll sehr alter Häuser, leicht erhöht gelegen. Wir erhaschen in der einsetzenden Dämmerung einen Blick auf den abendlichen Ort. Der Weg führt zurück durch die Haupstraße. Sportgeschäfte, Apotheke, Käsegeschäfte, Supermarkt. Alles was man üblicherweise im Skiurlaub als Pauschaltourist oder Selbstversorger benötigt ist zu bekommen.
Tag 5 – Sellarunde rot/grün
Weil es gestern so schön war, fahren wir auch heute wieder die Sellarunde.
Zumindest bis zum Sellajoch. Da wir die grüne Runde noch nie gefahren sind, entschließen wir uns dann zur Umkehr, um auch diese Pisten mal kennenzulernen.
Vom Sellajoch bis nach Corvara brauchen wir mit einigen Abstechern nur 2 Stunden.
Tag 6 – La Longia zweiter Versuch
Die letze Nacht war wieder etwas kühler und so hoffen wir heute auf eine etwas besser präparierte La Longia. Also die superschöne 10,5 Kilometer lange Abfahrt von der Seceda runter nach St. Ullrich. Also starten wir heute von Corvara aus mit dem Borest-Lift und fahren entlang der grünen Runde bis nach St. Christina.
Wieder in die U-Bahn und Col Raiser um bei bester Aussicht die La Longia 2x zu fahren.
Auch heute besticht Restaurant Annatal durch exzellentes Essen und wir haben unsere Lieblingshütte in Südtirol gefunden. Also wenn du mal hier bist, dann geh unbedingt da rein. Unser Gefühl signalisiert uns nun, dass wir uns auf den Heimweg machen sollten.
Also tun wir das und staunen nicht schlecht über die mehr als zerfahrenen Pisten. Kaum noch befahrbar umschiffen wir entweder die unzähligen Buckel oder holpern semiprofessionell drüber.Spaß macht das nicht so richtig also zählt jetzt nur noch irgendwie das sichere und verletzungsfreie Heimkommen.
Gegen 16.0 erreichen wir den Lift Col Alt in Corvara. An dessen Bergstation befindet sich eine Hütte , von welcher man ebenfalls eine wunderschöne Aussicht auf das übliche Ensemble Grödnerjoch, das Sellamassiv und auch die Marmolada genießt. Traumhaft. Wir schlürfen Latte Machiatto und sind glücklich.
Natürlich warten wir bis Liftschluss, schließlich wollen wir wenigstens 1x die Pisten ganz für uns alleine haben. Die Schatten werden jetzt schon richtig lang. Es ist völlig ruhig um uns herum. Ein irrer Moment!!!
Und dann wird es plötzlich kühl. Und zwar so kühl, dass wir völlig unterschätzt haben, dass die zerfahrenen Pisten nun wieder anfrieren. Alle Schneebuckel, welche wir vorher noch schön mit unseren Skiern wegschieben konnten, werden bretthart. Das ist ja mal Mist. Fast schon gruselig, denn man kommt weder gut zum Fahren noch zum vernünftigen Bremsen. Ich hoffe nun also inständig, dass sich keiner von uns verletzt, denn jetzt hier als letzter Skifahrer liegenzubleiben wäre unglücklich. Alles geht gut, die Abfahrt ist ja nicht lang. Unten kommen uns nun schon die Pistenraupen entgegen. Wir ziehen so etwas wie die erste Spur.
Tag 7 – La Ville
Den letzten Skitag wollen wir etwas gemäßigter angehen. Das Wetter unterstützt uns bei diesem Vorhaben mit leichter Bewölkung, dann ist der Bewegungsdrang nicht ganz so groß.
Unsere Tour startet wie immer am Skikarussel in Corvara. Mit dem Boe –Lift fahren wir aufwärts zum Gipfel Piz Boe. Von 4 Leuten erreichen zumindest 2 den vereinbarten Treffpunkt. Die anderen zwei (natürlich die männlichen) haben sich bei rasanter Fahrt verirrt und müssen nun zur Strafe erst mal mit einem ewig langen Schlepplift fahren. Dieser wird extra für die beiden früher geöffnet. Glück gehabt, sonst wäre es eine schöne Wanderung geworden. Irgendwann finden wir uns dann doch wieder und setzen unsere Tour fort Richtung Pralongia.
Von hier aus machen wir eine lange gemütliche Talabfahrt über die Piste Nummer 9 runter nach San Cassian. Die Abfahrt ist schön, doch wieder hinauf ist etwas komplizierter. Aus dem Tal wollen unzählige Skifahrer hoch und so müssen wir ein wenig an der Gondel anstehen. Die nächste Abfahrt geht wieder runter ins Tal nach La Ville. Vielversprechend wurden wir von der Möglichkeit einer blauen, roten und auch schwarzen Abfahrt angelockt und dennoch gibt es aufwärts wieder das Problem mit einer relativen Wartezeit an der Gondel.
Da wir mittlerweile doch recht verwöhnte Skifahrer sind, entscheiden wir uns zum Rückzug mit Mittagseinkehr. Auf der Hütte La Brancia waren wir bereits am ersten Tag und wissen, dass wir hier nichts falsch machen. Landestypisch probiert Marcus hier mal die Gnocchi mit geräuschertem Quark.
Mittlerweile ist auch die Sicht bescheiden, sodass wir ganz gemütlich Einkehr halten können. Danach geht es die nicht zu empfehlende Piste Nummer 6 wieder zurück Richtung Cherz. Diese Piste Nummer 6 geht fast mehr auf- als abwärts und bei schlechten Sichtverhältnissen und schon leicht zerfahrenen Pisten fehlt einfach der Schwung. Gutes Armtraining also, während wir uns mühevoll die Hügel hochschieben.
Dann beginnt auch noch der angekündigte Schneefall und so lassen wir den Skiurlaub bei zwei letzten Abfahrten auf dem Hausberg Piz Boe ausklingen. Wie immer freue ich mich direkt bei Ankunft im Tal, dass wir 6 Skitage unbeschadet überstanden haben.
Abreisetag
Heimwärts geht es über das Grödnerjoch. Eine schöne Perspektive, wenn man sonst alles nur von der Piste aus sieht.
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