Schnee in Potsdam Teil 2 – kleiner Walk durch Babelsberg
Für Potsdam nahezu unfassbare Schneemengen haben mich erneut dazu gebracht, die Mittagspausen für kleine Spaziergänge in der Nähe meiner Praxis zu nutzen. In diesem Beitrag gibt es also nochmals ein paar Winterimpressionen. Dieses Mal aus Potsdam-Babelsberg, denn in diesem, durch den Filmpark bekannten Stadtteil, befindet sich meine Praxis. Auf diesem ersten Bild siehst du die August-Bebel-Straße am späten Morgen. Ich kann meinen Augen kaum trauen. Einerseits ist sie nur mäßig geräumt. Verständlich bei den Massen, die da vom Himmel runter kamen. Andererseits – ist dieses Bild echt selten. In der Regel ist dies eine ziemlich stark befahrene Straße.
Schnell ist mir klar, ich muss ein wenig umherlaufen, es ist zu einmalig, was an diesem gestrigen Montag den 8.2.21 in Potsdam und weiten Teilen von Mittel- und Norddeutschland los war.
Ich laufe in die kleinen Nebenstraßen des Dianapark. Hier sieht es noch heftiger aus auf den Straßen. Der Schnee beginnt sich bereits in den Fahrrinnen zu verfestigen, das wird bestimmt eine schöne Rutschpartie die nächsten Tage.
Ich laufe von hier aus in nur wenigen Minuten zum Universitätsgelände Kampus Griebnitzsee. Hier studiert man Gesundheitswissenschaften, Jura, Mathematik und andere schöne Sachen. Und schon oft habe ich die vor dem Haus postierte Skulptur fotografiert. Aber euch noch nie gezeigt und auch noch nie bei Schnee erwischt. Heute ist es also soweit. Tataaaa …. das ist das Rotkäppchen. …ja, ok. Etwas gealtert irgendwie. Gibt niedlichere Rotkäppchens. Und irgendwie auch nicht gerade dem Wetter gemäß gekleidet … alles unstimmig. Aber das berühmte Körbchen ist da. Die uns allen bekannte Rotweinflasche … und wer fehlt? Richtig. Der Wolf. Und genau das ist die Frage, welche sich Betrachter bei dieser Figur stellen sollen. Der Wolf versinnbildlicht als das Böse in Anspielung auf die wechselvolle Geschichte des Hauses zu Zeien des Nationalsozialismus. (so gelesen bei „lr-medien im Beitrag „Rotkäppchen auf dem Campus“ von Benjamin Lassiwe).
Ach – ohne all dieses Wissen ist diese Figur irgendwie eine nette Abwechslung auf dem Gelände. Weil sie mal einfach so gar nicht da hinpasst. Genau deswegen landet sie unentwegt in meinem Fotoordner … wir Menschen bleiben mit den Augen eben immer am Abstrakten hängen.
Mit ungefähr -8 Grad ist es echt kalt also düse ich weiter zum S-und Regionalbahnhof Griebnitzsee. Ein riesiges Glück, die Eingangshalle einfach mal so ohne Menschenmassen zu erwischen. Ganz schön zu sehen… der Weg die Treppe dahinunter … spiegelglatt. Zumindest da, wo die Treppe nicht überdacht war. Immerhin hatte ich eine OP-Maske auf. Auch wenn ich den S-Bahntunnel, um zum Griebnitzsee zu gelangen, an diesem Mittag als Einzige durchquert habe – muss ich mich natürlich an die Regeln halten. Aber die Ironie steckt schon irgendwie drin, dass man eigentlich nur Angst hat, sich saftig auf den Hintern zu setzen oder die Treppe runterzusegeln und die Schutzmaßnahme, für welche gesorgt wird, scheint in dem Moment völlig absurd. Ich weiß, das Eine hat mit dem Anderen nix zu tun. Gleichzeitig hat es mich an das Paradoxum erinnert, als mich nach meinem Radsturz mit Handbruch viele gefragt haben, ob ich einen Helm aufgehabt hätte. Ok … nein … hatte icht nicht. Aber was hat der Helm mit dem Handbruch zu tun – oder wie hätte der Helm den Handbruch verhindern können.
Wir Menschen sind wirklich manchmal eine lustige Spezies. Aber ich bin wie so oft etwas abgeschwiffen.
Weiter geht es am Griebnitzsee. Der direkt vis-a-vis des Bahnhofes liegt – auf diesem nächsten Bild nun also hinter mir. Nach Wannsee ist es fast genauso weit wie in die Stadtmitte von Potsdam.
So. Und außer einem jungen Mann, der eine Drohne steigen ließ, bin ich hier mutterseelenallein. Das ist echt krass. Normalerweise ist hier wirklich viel los, denn an dieser Stelle starten die Ausflugsdampfer, ist nebendran ein Hotel und außerdem kann man hier Paddelboote und Stand-Up Paddels ausleihen.
Heute alles nicht. Heute gibt es nur diese verschneite Treppe runter zum See. Schön. Der See selbst zeigt sich etwas unwirtlich, leicht im Nebel. Aber egal … das ist der sagenumwobene Griebnitzsee. Hier verlief zwischne 1961 und 1989 die Mauer zwischen Ost und West. Geschichtsträchtiger Ort also. Hier ist neben zwei Schaukästen nicht so viel davon zu spüren. Ich laufe ein wenig in den angrenzenden Straßen mit teils herrschaftlichen Villen entlang und nehme einen anderen Zugang zum See.
Hier wird es schon ein wenig spannender. Denn natürlich haben damals viele Menschen versucht, die Grenze irgendwie zu überwinden. Entlang des gesamten Mauerweges finden sich immer wieder Stelen, welche auf die Opfer hinweisen. Traurige Geschichten – die ich heute nicht lese. Mal abgesehen davon, dass es zum Stehenbleiben fast zu kalt ist, meine Zeit begrenzt – möchte ich heute tatsächlich einfach nur mal das schöne Flockenparadies genießen. Mit allergrößtem Respekt gegenüber den Opfern, feiere ich dennoch meine heutige Entscheidung. Denn den Uferweg habe ich nun komplett für mich alleine. Unfassbar. Diese Stelle von Potsdam entdecke ich mit diesem Spaziergang tatsächlich komplett neu und so hüpft meine Reisebloggerseele, als ich diese tollen Kunstwerke finde … das sieht ja in dem weißen Schnee megaschön aus, oder? Einfach mal paar alte Mauerreste bemalt … Das Kunstwerk heißt „Déjà-vu – Ikonen der Freiheit“ und stammt von Kiddy Citny. Aber es kommt noch dicker … ach Du dickes Ei, hätte ich fast gesagt. Da steht noch ein richtig wahnsinniges Kunstwerk. Ich find´s auf den ersten Blick gleich total toll. So … und nun guckt euch das mal genauer an. Es ist ja nicht einfach nur gemalt. Nein … es sind bestimmt tausende bemalte Eier. Kaum zu glauben. Die Künsterlin heißt Oksana Mas. Ich konnte nicht wirklich viele Eier anschauen. Eins schöner als das Nächste und viele, jedes oder alle scheinen auch noch eine ortsbezogene Bedeutung zu haben. Das grüne Kreuz rechts unten findet sich an einigen Gartenzäunen. Denn nicht alles ist hier Friede Freude …. der Uferweg ist teilweise abgesperrt und so kommt es wie es kommen muss.
Hier ist Geschichte wahrhaft Programm, denn ich stehe nun vor einer Mauer. So wie die Ossis damals … ich stehe vor einer dicken grünen Hecke. Der Weg ist zu. Bis ins Wasser hinein … Der Uferweg für alle, ist eine ansich schöne Initiative, welche aber bis zum heutigen Tag als Streit zwischen Stadt und den hiesigen Grundstücksbesitzern läuft.
Falls du also mal hier spazieren möchtest – wundere dich nicht, wenn der Weg immer mal abrupt endet. In dem Zuge erinnere ich mich dunkel, dass ich vor Jahren schon mal hier etwas verärgert mein Fahrrad die Treppe hochgeschleppt habe. Na gut. Ist wie es ist. Hier ist die Hecke … Ich kehre um und stapfe durch den feinen, leichten Schnee zurück zur Praxis. Auf dem Weg dorthin komme ich natürlich wieder durch die vorhin schon erwähnte August-Bebel-Straße. Hier befindet sich ein Eingang zum Studiogelände der Filmstudios Babelsberg, samt einer Anzeigetafel, welche Filme anzeigt, die gerade gedreht werden. Und schon findet sich ein Wortspiel …
Da kann man schon mal über „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ ins Grübeln kommen. (siehe Anzeigetafel)Einmal rübergeschaut auf die andere Straßenseite – wedeln die bunten Fahnen der UFA (die Universum Film AG). Die Filmproduktionsfirma hat eine lange spannende Geschichte, die sicherlich Stoff für ein ganzes Buch bereiten würde.
Ich muss jedoch weiter … rein in die Praxis, in der ich nur einen Ministeinwurf von dieser ganzen Filmszene nichts aber auch rein gar nichts mitbekomme. Einen Tag später nutze ich wieder meine Mittagspause und laufe in eine andere Richtung. Dieses Mal möchte ich einen Blick in die Parforceheide werfen. Das ist ein relativ großes Waldgebiet zwischen Berlin und Potsdam. Auf dem Weg dorthin konnte ich diese Nahaufnahme machen. Leider weiß ich nicht, was das für ein Baum ist. Weiß das jemand? Dann schreibt es mir gerne mal rein in die Kommentare. Schon nach wenige Minuten erreiche ich den Wald, der heute gut frequentiert ist von Fußgängern, Langläufern und auch Joggern. Ich stapfe so ein wenig vom Weg ab zwischen die Bäume. Irgendwo da haben Kinder Hütten aus Baumstämmen gebaut und dann sehe ich irgendwo weiter hinten ein echtes Zelt. Das erinnert mich an Teneriffa, wo immer wieder an Strandabschnitten Obdachlose ihr Zelt aufschlugen. Ich vermute hier so etwas ähnliches und finde es recht traurig. Fotografiert habe ich das natürlich nicht. Ich habe einfach so ein paar Impressionen eingefangen. Und dann gab´s noch diesen schönen Stein … leider konnte ich überhaupt nicht herausfinden, was es damit auf sich hat. Falls es jemand weiß – bitte rein damit in die Kommentare und sobald ich es weiß, liest du es hier.
Na doch noch nicht ganz – eine Impression habe ich noch. Zum Abschluß – die Rückseite des Eier-Kunstwerkes von Oksana Mas … Schaut gern die Tage wieder rein … ich habe wie immer schon die nächste Beitragsidee im Kopf.
Und falls du eine Idee hast, was wir uns unbedingt mal anschauen sollten, dann schreib uns gern eine mail an: sandrahintringer(@)aol.com
Vielen Dank das du heute hier mit mir durch den Schnee spaziert bist und ich hoffe, auch dir haben die Impressionen ein wenig gefallen.
Autorin: Sandra Hintringer
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