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Rialtomarkt Venedig – ein Fest für die Sinne

Rialtomarkt Venedig
Lesedauer 8 Minuten

Der Rialtomarkt Venedig: Herzstück in einer von unzähligen Kanälchen und auf ihnen schaukelnden Gondeln geprägten Stadt. Was es auf dem Frischemarkt alles zu entdecken gibt, wer die eifrigsten Kunden auf dem Rialtomarkt in Venedig sind und warum die nicht von allen Händlern gemocht werden – darüber möchte ich dir heute gern erzählen. Wir waren Ende Juni 2023 insgesamt 4 Tage in dieser wundervollen Stadt und so fühl´ dich nun in herrliches Sommerwetter und allgemeines Touristengewimmel ein. Auch wenn alle festes Schuhwerk für Venedig empfehlen, feiern wir den Sommer und laufen natürlich mal wieder in FlipFlop. #einskannmirkeinernehmen und auf geht´s zum Mercato di Rialto, der sich übrigens ganz in der Nähe der Rialtobrücke befindet.

Eine Jahrhunderte alte Tradition – der Rialtomarkt

Läuft man durch die Gassen von Venedig, riecht und ahnt man die lange Geschichte, die in den Gemäuern steckt. Und natürlich war Handel schon immer Bestandteil menschlichen Beisammenseins. Die Besiedelung der Lagune, so wird das Bild zumindest in den Legenden gezeichnet, nahm bereits zu Zeiten der Etrusker durch Flüchtlingszustrom zu. Auf den Inseln der Lagune bildeten sich Fischersiedlungen, welche natürlich vor allem die Wasserwege für ihr Geschäft nutzten. Wir sind also in einer Zeit, die noch vor Christus beginnt. Hut ab, dass sie damals hierher gefunden haben.

Denn: Wir sind froh uns mit Google.maps nun am Gelände des Rialtomarktes eingefunden zu haben. Der Markt liegt direkt am Canal Grande. Den kann man zwar kaum übersehen aber die vielen kleinen Gassen rundherum führen schon zum einen oder anderen Verläuferchen. Ganz sicher kommst du hier mit den Wasserbussen der Linie 1 an und ein Ticket dafür kannst du dir schon jetzt bestellen. (*)  Vor allem wenn du wenig Zeit hast, würde ich dir das empfehlen.

Boot mit Waren am Rialtomarkt in Venedig
Warenlieferung Rialtomarkt Venedig

Der Rialtomarkt Venedig ist seit jeher der wichtigste Handelsplatz der Region und der Name Rialto leitet sich von rivo alto – „das hohe Ufer“ ab. Im Namen steckt also bereits die leicht erhöhte Lage, welche den Markt vor allzu häufigen Überflutungen schützen soll. Kernstück des Rialtomarktes ist sowohl der umfangreiche Obst- und Gemüsemarkt (Erberia) als auch der Fischmarkt (Pescheria). Hier kaufen Einheimische wie Touristen.

Die Einheimischen sind an die Flut von Touristen gewöhnt und so wurden wir weder mit Verkaufsgebahren belagert noch blöd angeschaut, weil wir den Fisch fotografiert haben. Das war irgendwie entspannt. Doch nicht nur die Marktstände haben uns fasziniert. Auch die Architektur rund um den Markt ist mehr als einen Blick wert. Und da gibt es noch etwas:

Der Fischmarkt und seine schlimmsten Kunden

Wer den Fischmarkt besucht, läuft unweigerlich in ein wunderschönes, durch Säulen geprägtes und 1907 gebautes Marktgebäude hinein. Dieses ist an vier Seiten offen, doch nicht nur das Licht fällt durch die großen bogenförmigen Fenster ein. Manchmal sind´s auch die Möwen, welche ganz geschickt den unbeobachteten Moment nutzen, um sich im eleganten Anflugmanöver einen Happen zu ergaunern. So leid es mir für die Händler tut – aber dieses Schauspiel hat mich fasziniert. Vor allem die Präzision, mit der die riesigen Vögel um die Säulen und dann im richtigen Moment zur Auslage fliegen.

Rialtomarkt Venedig Fischmarkt
Fischmarkt Venedig

Die Möwen sind riesig und auch nicht wirklich scheu. Mal lungern sie wie billige Tagelöhner rund um die Stände herum und mal gucken sie so, als müssten sie gleich ernsthaft bedient werden. Allein das nackte Federkleid lässt vermuten, dass sie kein Geld dabei haben.

Fischmarkt in Venedig Möwe
Möwe auf dem Fischmarkt in Venedig

Ach eine noch – die Händler zerteilen auf den Tischen hinter den Verkaufsständen den Fisch. Unglaublich, was dabei übrigens für Messer zum Einsatz kommen und mit welcher Ruhe die Händler dabei vorgehen. Dabei bleibt immer Abfall übrig und auf den lauert diese Möwe.

Darüberhinaus ist die Auslage wirklich faszinierend. Alles liegt auf Eis und von Muscheln, über Tintenfisch bis hin zu gigantischem Thunfisch gibt es die Schwimmlinge in allen Variationen. Also von halb gehäutet mit oder ohne Kopf bis hin zu pfannenfertig, gibt es hier glaube ich nix, was es nicht gibt.

Tintenfische Fischmarkt Venedig
Tintenfisch auf dem Fischmarkt in Venedig

Der Fischmarkt hat uns bestimmt eine Stunde lang gefesselt. Einzig eine Illusion sollte man begraben, wenn man hier Fisch kauft oder ihn einfach nur bestaunt. Es handelt sich nicht wie häufig angenommen um ausschließlich lokalen Fisch. Das ist bei den Mengen, die hier in der Gastronomie verschlungen werden, wohl auch kaum möglich. Dennoch bin ich kurz ernüchtert, als ich auf vielen Kisten „Hirtshals“ und „Norwegen“ lese. Na klar. Wo gibt es richtig viel Fisch? In Norwegen und der wird dann über Hirtshals, also über Dänemark Richtung Südeuropa weitergehandelt. Sicherlich ist auch der gelieferte Fisch nicht allein natürlichen Ursprungs, sondern ich könnte mir auch vorstellen – das ist aber rein spekulativ, dass die eine oder andere Kiste einer Fischfarm entsprungen ist.

Der Gemüse- und Obstmarkt

Nicht ganz so aufregend aber ebenfalls schön anzusehen ist der Bereich, wo vorwiegend Obst und Gemüse gehandelt wird. Dieser befindet sich außerhalb der kleinen Markthalle und die Stände sind mit Planen vor Regen und Sonne geschützt. Irre ist in jedem Fall die Vielfalt, eins zwei Obstsorten hatte ich noch nie gesehen und auch einige Varianten von Tomaten waren komplett neu. Darüberhinaus wirkte alles megafrisch.

Übrigens: Das hier verkaufte Obst kommt vorwiegend von den kleineren und größeren venezianischen Inseln. Die größte und damit auch der wichtigste Lieferant ist Sant Erasmo. Ganz gut gedeihen hier in der Region übrigens Artischocken, das war eine kleine Extrafaszination zwischen all den vielen Faszinationen, die mal als Pflanze auf einer der Inseln zu entdecken. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Heute sind wir ja immer noch auf dem Rialtomarkt Venedig.

Natürlich gibt es auch auf diesem Markt die üblichen Touristenstände. Jede Stadt hat ihre ganz spezifischen Produkte, von denen man meint, jeder Tourist müsse genau davon etwas mit nach Hause nehmen. Hier in Venedig sind es die abgepackten und teils auch schön bunten Kräutertütchen und ein paar Kochlöffel gibt´s gleich oben drauf. Die Botschaft dahinter: Ihr sollt mehr kochen und ehrlich? Genau darauf bekommt man beim Gang über diesen Markt richtig Lust. Das ist natürlich im Hotelzimmer nicht immer möglich. Alternativ könntest du dich als küchenloser Hoteltourist ein wenig durch die original venezianische Küche snacken. (*)

Rialtomarkt Venedig – wann ist eigentlich immer Markt?

Für richtig schönes Marktreiben lohnt es sich natürlich wie überall, möglichst früh da zu sein. Der Markt öffnet von Montag – Samstag 7.30 und hat laut Angaben im Netz bis 15 Uhr geöffnet. Wir waren vormittags da und einige Händler hatten da bereits ihre Stände aufgeräumt. Trotzdem war immer noch genug los und im Gegenzug zu vielen Netzberichten, gab es nur sehr wenig Trolleytouristen. Meine Empfehlung wäre also, auf jeden Fall den Rialtomarkt in Venedig vor 10.00 Uhr anzusteuern.

Canal Grande im Hintergrund des Rialtomarkt Venedig
die ersten Stände sind schon leer… (hinten links)

Wenn du dich gern ein wenig treiben lässt, plane ruhig 1-2 Stunden für den Markt ein. Denn nicht nur der Markt selbst ist sehenswert, sondern ein Blick auf den Canal Grande oder die Geschäfte, Bäcker und Bars rund um den Markt laden zum Verweilen und natürlich shoppen ein. Achja und die Möwen… auch wenn deren Exkremente natürlich alles andere als einladend sind, mochte ich diese kecken Biester.

Fazit und kritische Stimmen

Auch wenn einige Händler ihre Stände bereits ausgeräumt hatten, war der Rialtomarkt eine der ersten Adressen, die wir am ersten Reisetag vormittags angesteuert hatten. Der Markt stand auf meiner imaginären ToDo-Liste ganz oben und ich möchte das kleine Erlebnis nicht missen. Also: Geh ruhig mal vorbei, auch wenn du es nicht gleich 7.30 schaffst. Ich bin mir sicher – es wird dir gefallen.

Dennoch wird im Netz gemunkelt, das es sein könne, dass der Markt schließen müsse. Wie gesagt – „Netz-Hören-Sagen“. Schuld sei wie immer der überbordende Tourismus. Keiner kauft, alle fotografieren nur und die Standmieten seien dafür viel zu teuer. Was können wir Touristen tun? Natürlich einkaufen – wenn es Sinn ergibt. Überteuerte Kräutertütchen erreichen mich persönlich nicht und der Tintenfisch macht sich im vegetarischen Reisegepäck auch nicht so prächtig – aber Obst geht eigentlich immer.

Übrigens, direkt hinter dem Markt ist einer der vielen venezianischen Trinkbrunnen. Das Wasser kannst du dir getrost in deine mitgebrachte Trinkflasche füllen. Ein Segen diese Dinger, danke dafür an die Stadt Venedig.

Und noch ein Spezialtipp am Rialtomarkt

Direkt ab Rialtomarkt Venedig könntest du nach dem Marktbesuch mit der Traghetto-Fähre über den Canal Grande schippern. Für kleines Geld, ich glaube 2 Euro, wirst du in einer original venezianischen Gondel rübergebracht. Sicherlich ein schaukeliges Vergnügen aber auf jeden Fall traditionelles Gondelfeeling. Wo diese Traghettofähren auch noch fahren, habe ich in meinem anderen Venedigbeitrag bereits beschrieben. Schau da gern auch gleich mal rein.

 

Vielen Dank auf jeden Fall, dass du heute mit mir über den Rialtomarkt in Venedig gebummelt bist. Warst du schon mal da? Welche Eindrücke hast du sammeln können? Schreib´ es mir gern mal rein in die Kommentare und ansonsten, du ahnst was kommt: Schau gern bald hier wieder rein – ich habe Massen an Material. Norwegen, Venedig, Rom… ein Fass ohne Boden und ich werde die Tastatur nicht ruhen lassen.

Was gibt es sonst noch für Märkte in Venedig?

Bist du auch so ein Marktfan? Wir haben zwar bei Weitem nicht alle diese Märkte besucht, dennoch möchte ich gern diese Liste mit dir teilen. (Quelle: veneziaunica.it)

Obst- und Gemüsemarkt von Rialto
Wo: San Polo, Casaria – Campo De La Pescheria
Wann: von Montag bis Samstag von 7.00 bis
20.00 Uhr
Produkte: Obst und Gemüse

Fischmarkt von Rialto
Wo: San Polo, Campo de le Becarie – Loggia Grande und Loggia Piccola
Wann: von Dienstag bis Samstag von 7.00 bis 14.00 Uhr
Produkte: Fisch und Schalentiere

Markt in RioTerà San Leonardo
Wo: Cannaregio, Rio Terà San Leonardo
Wann: Monatg bis Samstag
Produkte: Obst und Gemüse

Markt in Via Garibaldi
Wo: Castello, Via Garibaldi
Wann: von 07.00 bis 14.00 Uhr
Produkte: Obst und Gemüse, Fisch und Schalentiere, Non-Food-Artikel

Markt von Burano
Wo: Campo Pescheria
Wann: von 07.00 bis 20.00 Uhr
Produkte: Obst und Gemüse, Fisch
und Schalentiere, Käse, Wurst, Fleisch, Eier

Markt in Via Fapanni
Wo: Via Fapanni – Mestre
Wann: Monatg bis Samstag
Produkte: Obst und Gemüse, Fisch und Schalentiere

Markt in der Piazzetta San Francesco
Wo: Piazzetta San Francesco – Mestre
Wann: Montag bis Samstag
Produkte: Obst und Gemüse

Markt von Marghera
Wo: Piazza Mercato
Wann: Montag bis Samstag
Produkte: Obst und Gemüse,
Fisch und Schalentiere

 

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Republik_Venedig

http://www.venedig-reiseinfo.de/Rialtomarkt.php

 

 

 

 

 

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