Tripp Tipp

Kurztrip Amsterdam

Lesedauer 11 Minuten
Rad und Gracht Amsterdam

Ich wäre vor Aufregung fast noch geplatzt, hätte uns nicht endlich der Flieger in Richtung Amsterdam abheben lassen. Schon Monate vorher – um genau zu sein, kurz nachdem wir Ende März von Hawaii zurückkehrten, habe ich den Entschluss gefasst, Marcus zu seinem Geburtstag zu überraschen. (kleiner Hinweis – dieser Beitrag enthält eine Menge – aber unbezahlte Werbung)

Wir mussten auf dem Rückflug von Hawaii in Amsterdam umsteigen und wie es immer so ist – sitzen wir auf dem Flughafen und denken uns …. eigentlich müssten wir auch mal einen Kurztrip nach Amsterdam machen. Gesagt getan – ich habe also heimlich Flug, Hotel und noch ein Boot gebucht … sicherheitshalber niemanden eingeweiht und dann ge-waaaartet … ich war soooo gespannt.

Alles was er wusste, war, dass wir verreisen. Er wurde auch nicht stutzig, als ich am Vorabend entschied, das wir den großen Koffer mitnehmen (natürlich für seine Fotoausrüstung!) – Spreewald war seine Idee, Dresden, vage sogar auch eine Flugreise. Und dann parkten wir tatsächlich in Berlin Schönefeld. Auf dem Flughafen angekommen, blieb ihm nur die Anzeigetafel zum knobeln.

Wohin geht´s denn jetzt?

Ich konnte wirklich bis zur letzten Minute geheimhalten, wo es hingeht – erst am Gate angekommen – lüftete sich für ihn das Geheimnis.

Amsterdam!!!

Eine Stunde und zwanzig Minuten, dann schweben wir ein.

über Holland

Als wir die Handys wieder anmachen dürfen, trudeln die Geburtstagsanrufe ein. Endlich erfährt auch die Familie, wo wir eigentlich sind. Ich lese in seinem Gesicht – und sehe – das er sich auf das Wochenende freut.

Mit dem sogenannten Sprinter, einem Zug, geht es in 2 Stationen unkompliziert zum Hauptbahnhof. Ehrlich gesagt, war der Ticketkauf für die Öffentlichen irgendwie kompliziert – da der Weg nicht weit ist, laufen wir die 3km zum Hotel. Das Wetter ist bombe und es geht mit dem Rollkoffer auf dem Radweg immer am Wasser entlang, insofern gut machbar.

Wir checken im WestCordArt Hotel ein. Die Bewertungen im Netz sind recht gut und die Zimmer bezahlbar. (grundlegend ist ein Kurztrip nach Amsterdam kein Schnäppchen, mit bisschen Organisation ist es aber machbar).  Wir haben Blick auf das städtische Schwimmbad, die Lage ist relativ ruhig – schnell lassen wir den im Zimmer zur Verfügung stehenden Kaffee durch die Maschine rattern.

im Hotel

Dann geht der Citymarathon los. 2,5 Tage haben wir Zeit. Direkt beim Check in haben wir noch fix zwei Räder geordert – schließlich sind wir in DER Radmetropole schlechthin. Was wir auf den Straßen dann erleben, lässt uns Großstadterprobte und eigentlich unerschrockene Radler doch hin und wieder zusammenzucken. Mopeds rasen knapp an uns vorbei, andere Radler rasen wie die Verrückten, gefühlt sind die Sicherheitsabstände viel zu knapp, das Tempo zu hoch. Irgendwann gewöhnen wir uns dran und machen einfach mit.

Radmetropole Amsterdam – sieht geschützt und gemütlich aus – ist es aber nicht 🙂

Wir fahren natürlich direkt hinein in den Grachtengürtel, welcher sich aus der Herrengracht, Kaisergracht, Singel und Prinzengracht zusammensetzt. Ein einziges Grachtengewirr empfängt uns, was zumindest ich an Größe total unterschätzt habe und was im ersten Moment komplett unübersichtlich wirkt. Gefühlt sieht alles gleich und doch wieder ganz anders aus. Ungelogen – wir können uns überhaupt nicht sattsehen – an der holländischen Architektur, an den Blumen, den Hausbooten, den vielen kleinen Shops und bestaunen ganz nebenbei die unzähligen recht lauten Partyboote. Auf die hatte uns keiner vorbereitet. Verblüfft starren wir auf´s Wasser. Dennoch –  Treffer – hier gefällt es uns total.

typische Häuser / Amsterdam

Die ersten Stunden fahren wir einfach intuitiv an den Grachten auf und ab und ich denke es ist auch nicht nötig – sich vorher eine Route zu stecken. Alles ist schön.

Doch ein Viertel muss wohl jeder Tourist besuchen. Das Amüsierviertel oder Rotlichtviertel „De Wallen“. Die Besucherdichte steigt hier schlagartig – auch der Alkoholpegel. Natürlich kommt man am besten in der Dunkelheit hierher – denn dann kommen die Leuchtreklamen so richtig schön zur Geltung.

Und auch die schmalen, vorhangbehangenen Fenster – hinter denen sich die Balken biegen. Ist der Vorhang offen – präsentiert sich die eine oder andere leichte Dame mit gekonntem Hüftschwung. Im Pulk von Touristen quetschen wir uns durch diese teilweise grad mal einen Meter schmalen Gassen – Aug´ in Aug´ mit nicht unbedingt straffen Brüsten oder Venushügeln, von denen wir, ob der Enge oft grad nur durch die Glasscheibe getrennt sind. Zumeist herrscht verständlicherweise Fotoverbot. (…och Menno – ich hätte es euch so gern gezeigt.) Das Museum der Prostitution darf unbescholten geknipst werden.

Musem der Prostitution
De Wallen – Amsterdam

Mal riechts nach Urin, dort wird ein Rollstuhlfahrer in eine Amüsierkammer geschoben und überhaupt sind hier alle gut drauf und im Zweifel wird mit bisschen Stoff nachgeholfen, dieser süße Duft wird mich in Kürze in den Wahnsinn treiben – was soll ich sagen – meint ihr, wir sind in unseren Outdoorklamotten, ohne Bierflasche und mit Trekkingrucksack aufgefallen?

De Wallen – Amsterdam
De Wallen

Mein persönliches Highlight hatte ich dann für den Samstagvormittag geplant. 4 Stunden dürfen wir mit einem Minikahn selbst durch die Grachten fahren. Tausend Mal besser als diese Partyboote. Der Verleih befindet sich nur wenige Minuten vom Hotel entfernt – 9.00 Uhr soll es losgehen. Total schön, morgens durch den Westerpark zu radeln. Um die Uhrzeit ist es ruhig in der Stadt.

Räder anschließen und rauf auf´s Boot.

Nach der kurzen Einweisung durch den Vermieter boats4rent passieren wir die niedrigste der 1281 Brücken. (Quelle: Statista) Glücklicherweise hat der Mann uns noch gesagt – dass wir uns bei Durchfahrt am besten auf den Boden des Bootes legen sollen. Ein Heidenspaß!

Dann geht der Genuß voll los … und ich bin sooooo sooooo froh, diese frühe Uhrzeit gewählt zu haben. Die Grachten sind total leer, in den Hausbooten öffnen sich die ersten Fenster, ein paar Enten und Schwäne schnattern auch irgendwo noch rum. Tooootal schön.

im Kahn auf den Grachten / Amsterdam

Entspannung war an diesem Wochenende nicht geplant – nach dem Bootstrip ruhen wir uns im Hotel nur kurz aus, dann besteigen wir wieder die Räder und verlassen die Stadt gen Nordwesten. Unser nächstes Ziel ist das historische Dorf Zaanse Schans. Ein Windmühlendorf. 13 Kilometer, 50 Minuten inklusive Fährfahrt und wir sind inmitten holländischer Kultur.

Zaanse Schans

Auf dem Rückweg besuchen wir noch Zaandam. Wir wollen die verrückte Fassade des Inntelhotels sehen. Wie gestapelte traditionelle Häuser erscheint die Fassade und zieht damit natürlich magisch die Linse nicht nur unseres Fotoapparates an.

Zaandam

Später steht die weitere Erkundung der Altstadt Amsterdam auf dem Plan. Zunächst radeln wir zum Rijks Museum, das niederländische Nationalmuseum. Wir haben überhaupt nicht den Anspruch, an diesem kurzen Wochenende auch noch Museen von innen zu sehen. Allein das Gebäude ist es schon wert, hierherzufahren – und natürlich der schöne Touristenmagnet – I amsterdam. Schier unmöglich, diesen Schriftzug ohne fremde Menschen zu fotografieren.

Rijks Museum Amsterdam

Wir erradeln uns noch einige schöne Blickmomente – besonders als die Lichter an den Brücken angehen, bleiben wir doch noch öfter stehen. Hier zum Beispiel auf der ältesten Brücke von Amsterdam – die Magere Brug. (die magere Brücke) Sie ist 1691 gebaut und überspannt den Fluß Amstel. Als sogenannte Ziehbrücke – ist sie in der Mitte aufklappbar. Das passiert wohl mehrmals täglich – gesehen haben wir das leider nicht.

Magere Brug / Amsterdam

Irgendwann habe ich so ein Gefühl, dass die Lichter bald ausgehen könnten. Doch eine bestimmte Brücke und damit Kirchturm wollen wir gern noch im Lichterschein erwischen. Also düsen wir los und schaffen es sogar noch. Es muss so gegen 23.00 oder 24.00 Uhr gewesen sein. Kaum haben wir abgeknipst …. gehen die Lichter aus … so ein verrücktes Glück! …seht´s mir nach … ich knipse. Das heißt – dieses Foto ist mit der Nachteinstellung meiner Kamera aus der freien Hand geschossen. Schaut mal bei Marcus nach – der geht das ein wenig professioneller an …deswegen brauchten wir ja auch den großen Koffer – denn das Stativ darf nicht ins Handgepäck im Flieger: https://fotokahl.de/amsterdam/

An dem Abend bleibt uns nur der geradelte Rückweg zum Hotel – komplett erledigt aber voller Vorfreude auf den Sonntag, den letzten Tag des Kurztrips nach Amsterdam, sinken wir in die Kissen.

Am nächsten Tag, radeln wir wieder in den Grachtengürtel und besuchen ganz gezielt noch einige Brücken. Selbst als Fußgänger – ist höchste Vorsicht, vor den vielen Radfahrern geboten. Lieber zweimal gucken …und irgendwie ist es auch ein Riesenglück, wenn man an einem der Brückengeländer noch ein freies Plätzchen zum Anschließen der Fahrräder findet…

Brückentour Amsterdam

Auf der Torensluisbrücke, die älteste Brücke von Amsterdam, sehen wir diese kunstvoll arrangierten Räder. Die Brücke selbst ist 40 Meter breit und beherbergt die Büste von Multatuli, ein Schriftsteller.

Neben einigen anderen Brücken, wollen wir auf alle Fälle noch zum legendären Tulpenmarkt. (Bloemenmarkt). Na klar, die Touristenfalle. Die kleine Straße ist geprägt von – ich nenne es mal „Touristen-absäckeln-Geschäfte“. Hier finde ich auf alle Fälle mal ein kleines Souvenir. Ein farbenfroher Minitulpentöpfchenmagnet, welcher jetzt an unserer Pinnwand heftet.

Darüberhinaus kann man in mehreren Geschäften die berühmten Tulpenzwiebeln kaufen. Haben wir nicht gemacht – gibt´s ja auch zu Hause im Baumarkt. Aber schön anzusehen war es auf alle Fälle.

Tulpen aus Holland

Auch so ein Käserad wollten wir nicht unbedingt im Flieger mitnehmen. Aber auf alle Fälle auch schön für´s Auge.

Käse aus Holland

Und auf Halluzinationen oder Lachflashs waren wir ebenfalls nicht besonders scharf, auch wenn das für viele der Grund ist, nach Amsterdam zu kommen. An mir geht so etwas total vorbei – Marcus hat den Laden mal genauer unter die Lupe genommen, doch auch er kam mit leeren Taschen wieder raus. Die sagenumwobenen Magic Mushrooms …. Pilze, welche die Wahrnehmung verzerren. Lieber geben wir uns ein wenig Kunst & Kultur hin und besuchen noch den Rembrandtplein. Ein Platz, auf welchem das berühmte Rembrandtdenkmal zu finden ist. Das Rembrandtdenkmal ist die größte Statue in der Mitte. Die etwas kleineren Figuren rundherum, sollen das Gemälde „Die Nachtwache darstellen“. Das Originalbild, welches 34 Personen enthält – hängt im Rijksmuseum – abgebildet ist eine Bürgerwehr aus dem 17. Jahrhundert. Auch hier haben wir wieder unendlich Glück – wir erwischen einen Moment – wo keine Touristen drin herumklettern.

Rembrandtplein

Eine kleine Musik-Combo bespielt den Platz, wir schauen kurz zu und beklatschen das Spektakel. Dann geht´s wieder rauf auf´s Rad – zur nächsten Brücke. Die Anakonda oder Pythonbrücke misst 93 Meter und ist wohl eine der auffälligsten Brücken in Amsterdam. Klatsch – springt das Kind fröhlich von oben runter ins Wasser. (siehst du ihn im Wasser?) Wie gut, dass ein Schild dransteht, dass genau das verboten ist. Das Schild gilt bestimmt nicht für Anwohner. Der starke Wind trägt die Luftmatratze der Jungs weit weg über den Kanal – innerlich fiebere ich mit und beobachte, wie die flinken Beinchen neben dem Kanal mitrennen …. man, das stürmt hier aber auch. (…ja – er hat sie wiederbekommen).

Wieder zurück in der Altstadt, wollen wir nun wenigstens einmal im Restaurant direkt an einer Gracht sitzen. Auch diesen Wunsch können wir uns noch erfüllen und haben eine Menge Spaß, die Partyboote, Paddler, Stand-Up-Paddler, Schwäne, Ruderboote …. kurzum …. alle Gefährte samt Insassen aus aller nächster Nähe zu beobachten. Ich sag nur Comic. …und dann … müssen wir los, denn irgendwann geht unser Flieger. NEIN – ich will nicht. Es ist sooo sooo schön in Amsterdam. Da müsst ihr einfach mal hin.

Jedenfalls war das einfach total praktisch, die Räder im Hotel zu buchen. So fahren wir nun gemütlich zum Hotel, wo wir morgens die Koffer bei der Rezeption gelagert haben. Holen unsere Koffer und rollen auf dem Radweg – am Wasser entlang – wieder zum Hauptbahnhof. Mittlerweile kennen wir uns komplett gut aus.

Über´s Wasser sehen wir noch das Eye-Filmmuseum und das auffällige Hochhaus, auf welchem sich der A´DAM Lookout / eine Aussichtsplattform befindet. Runtergucken schön und gut – wer möchte, kann hier unglaublicherweise noch über den Rand der Plattform hinausschaukeln. Über das Wasser rüber kommt man mit Fähren, welche vom Bahnhof aus starten. Da werden wir wohl beim nächsten Mal rüberfahren.

Eye-Fotomuseum und A´DAM Lookout

…und hier noch das absolute Highlight. Ein Fahrradparkhaus. Das habe ich bisher auch noch nirgends in dieser Art gesehen. Irre, oder?

Fahrrad Parkhaus Amsterdam

…und wenn du diese 3 Kreuzchen siehst, kannst du sicher sein, dass Du in Amsterdam bist. Das TripleX – manche Quellen sagen, die 3x gehen auf eine Adelsfamilie zurück – andere Quellen beschreiben mit diesen 3x die 3 größten Gefahren für die Stadt (Überschwemmung, Feuer und Pest). Was auch immer es genau bedeutet – es war beeindruckend – mit welcher Konsequenz diese 3 X das Stadtbild zieren. Wie hier zum Beispiel – an einem Stahlträger am Bahnhof.

TripleX Amsterdam

Erfüllt aber fix und fertig erreichen wir den Flughafen – wo immer sonntags 21.20 ein Flieger Richtung Berlin abhebt. Die Verbindung ist einfach sowas von perfekt für einen Wochenendtrip ….

…fertisch …

Eckdaten zum Nachreisen:

Hinflug: freitags mittags: Berlin Schönefeld – Amsterdam Shiphol

vom Flughafen – zum in der Innenstadt liegenden Hauptbahnhof: Sprinter (Tickets am Automaten)

Hotel: Westcord Art Hotel

Bootstouranbieter: boats4rent – Einstieg Westerpark

Fahrräder: direkt und spontan im Hotel / Vorbuchen war nicht möglich

…was habt ihr so in Amsterdam erlebt? Was haben wir verpasst und müssen es beim nächsten Mal machen? Schreibt uns gern einen Kommentar!

Wie immer sage ich – vielen Dank für´s virtuelle Mitreisen!

 

 

 

 

 

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