Kurztrip 3 Tage Sächsische Schweiz
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!“
Gemäß diesem an Goethe angelehnten Sprichwort folgend, haben wir uns auf einen Kurztrip in die Sächsische Schweiz begeben. Die Entscheidung wurde verstärkt, nachdem ich kürzlich das Interview mit Anja über diesen faszinierenden Landstrich hier eingebracht habe. Wir nächtigen in Wehlen in einer tollen Pension direkt an der Elbe, doch dazu später mehr. Immer wieder streifen wir Abschnitte des berühmten Malerweges. Gut 50 Kilometer sind wir in den drei Tagen gewandert. Was wir dabei alles entdeckt haben und was ihr aus unserer Sicht unbedingt gesehen haben müsst, lest ihr in den 3 Tourbeschreibungen in diesem Bericht. Tag 1 – Die legendäre Basteibrücke, Amselsee und Kurort Rathen
Nachdem es selbst morgens wirklich üppig regnet, ist uns klar, dass es im Wald und auf den Felsen der Sächsischen Schweiz durchaus rutschig werden kann. Doch das hält uns nicht ab, uns nach einem leckeren Frühstück von der Hofewiese ausgehend entlang der friedlich fließenden Elbe auf den Weg Richtung Marktplatz Wehlen zu machen.
Wir queren diesen Mittelpunkt der kleinen gemütlichen sächsischen Gemeinde und laufen durch den großen Torbogen Richtung Uttentaler Grund. Die Wege sind mehr als gut ausgeschildert und so können wir entspannt durch den Zscherregrund wandern. In diesem Grund erklärt eine Wegtafel anschaulich, wie ein Strudeltopf entsteht. Und nein. Ein Strudeltopf enthält absolut nichts zum Essen, sondern vielmehr bestaunen wir, welch riesengroßen Kessel ein vermutlich zur letzten Eiszeit existierender Strudel im Sandstein hinterlassen hat. Weiter führt uns der Weg durch dieses satte Grün. Es ist unglaublich schön und fasziniert schauen wir zu den ersten steil aufragenden Sandsteinfelsen auf. Wir erreichen kurz darauf unser erstes Zwischenziel. Den „Steinernen Tisch“. Ich habe mir ja sonst was unter diesem ersten Wegpunkt vorgestellt, doch in der Tat steht mitten auf dem Weg ein steinerner Tisch. Heute fungiert er als Rastplatz. Errichtet wurde er 1710 ursprünglich für ein Jagdessen.
Wir staunen nicht schlecht, als kurze Zeit später vor uns Unmengen Menschen auf dem Weg auftauchen. Wir vermuten, dass sie vom Parkplatz oder von der Bushaltestelle der Bastei kommen. Da braucht es natürlich auch mitten im Wald einen Souvenirshop. Eine Pferdekutsche, 2 Quadds, Kind, Hund und Kegel strömen zielgerichtet auf die Basteibrücke zu. Puh. Idyllisch ist total anders, aber in Ehrerbietung unserer deutschen Geschichte, reihen wir uns brav ein. Ja – man muss sich die Aussichtsplätze geduldig wartend ergattern. So will ich es mal nennen. Der Blick ins Elbtal und die weitere Umgebung ist natürlich unbeschreiblich und den sollte man einfach mal gesehen haben.
Wir fachsimpeln ein klein wenig mit und benennen die in der Ferne liegenden Steine. Gohrisch, Lilienstein und Festung Königstein. Um wenigstens etwas ungestörter den Ausblick auf Basteibrücke, Lokomotive & Co. genießen zu können, besuchen wir für 2 Euro die Felsenburg Neurathen. Zunächst im böhmischen später im sächsischen Besitz, kann man mit etwas Phantasie das Burgleben in dieser Ruine nachempfinden. Am erstaunlichsten an solchen Anlagen finde ich eigentlich, wo und wie man sie zu damaligen Zeiten errichtet hat.
So und dann werde ich schon ganz kribbelig. Die Schwedenlöcher, welche mir wärmstens empfohlen wurden, warten auf unseren Abstieg. An die 600 Stufen sollen es sein, welche die Bastei und den Amselgrund verbinden. Schon beim Gedanken daran fangen meine Knie an zu zittern. Nur zu gut kann ich verstehen, dass dies das ideale Versteck für die Bauern im 30jährigen Krieg war. Diese Passage hat natürlich auch totale Qualität beim Aufsteigen – doch heute führt unsere Route hinab in den Amselgrund direkt zum Amselfall.
Gemütlich plätschert das Wasser den Fels hinunter und bietet den Wanderern eine ganz eigene Geräuschkulisse. Beim Imbiss finde ich dann das wohl genialste Schild in diesen 3 Tagen. Ich nenne es mal, das chinesische Prinzip. Wir machen uns einfach die Natur noch viel schöner und ein bisschen Freizeitparkfeeling darf ruhig auch dabei sein. Für ganze 30 Cent kann man sich doch tatsächlich einen gewaltigen Wasserfall oder soll ich sagen -schwall „kaufen“. Es finden sich natürlich ein paar Touristen, die von dieser Attraktion Gebrauch machen und für ein paar Sekunden rauscht das zuvor gestaute Wasser herunter. Das ist ja wirklich unglaublich witzig was ich hier sehe. Humor hamm´se ja, die Saggsn. (Humor haben sie ja, die Sachsen).
Wir wandern am beschaulichen Amselsee vorbei. Hier kann man sich Ruder- und Tretboote mieten. Außerdem und das gefällt mir persönlich am allermeisten, erhebt sich oberhalb vom See die Lokomotive. Ein Sandsteinmassiv mit unverkennbarer Form.Unsere letzte Etappe ist für heute Rathen. Dreh´ und Angelpunkt der Basteiausflügler. Hier kann man die Elbe per Fähre überqueren und es herrscht reger Andrang. Auf der beschaulichen Promenade belohnen wir uns mit der allseits gepriesenen Sächsischen Eierschegge. Diesen Kuchen musst du einfach mal probieren. Wir sind zwar zu Fuss, doch auf dem Elberadweg kommen wir nach 6,5 Stunden die gut 3 Kilometer doch noch recht schnell voran zu unserer Pension am Nationalpark. Diese von der Familie Pötzsch seit 1993 geführte Pension kann ich absolut empfehlen. Von der ersten bis zur letzten Minute unkompliziertes und vor allem sehr herzliches Wohnen mit Blick auf die Elbe. Die Eierschegge ist hier Chefsache und schmeckt einfach grandios. Direkt am Radweg gelegen, lohnt sich in jedem Fall eine kleine Kucheneinkehr. Danke hier nochmals an Familie Pötzsch.
Samstag 2.5.2015 Brandaussicht – Hockstein – Gamrig Auch am zweiten Tag wartet gigantischer Sonnenschein auf uns und so machen wir uns wieder von der Hofewiese ausgehend auf in Richtung Rathen. Hier biegen wir in den Köppelsgrundweg um dann den Füllhölzelweg weiterzugehen. Hier treffen wir einen älteren Mann, welcher uns berichtet, dass er schon viele Jahre in der Gegend wandert, doch heute hat er mal den Gamrig bestiegen und die Sicht sei einfach toll von da oben. Wir merken uns den Gamrig und werden sehen, was die Zeit so bringt.
Denn zunächst ist unser Ziel die Brandaussicht. Der Weg vom Füllhölzelweg ist sehr gut ausgeschildert. Wir queren die Ziegenrückenstraße, steigen kurz darauf ins Polenztal ab, wandern entlang der Waltersdorfer Mühle (Gasthaus) und steigen dann im Schulzengrund auf. Der Weg hat sich sehr gelohnt, denn wir finden, die Aussicht vom Brand ist viel schöner als von der Bastei. Seinen Namen bekam dieses Felsplateau tatsächlich, weil von hier aus oft Brände in der Umgebung gesichtet wurden. Im Biergarten wird es jetzt zur Mittagszeit etwas voller und dennoch können wir in Ruhe bei einer Fassbrause die Aussicht genießen.
Doch wir wollen noch weiter. Zum Hockstein. Dieser ist von der Brandaussicht nicht wirklich ausgeschildert, also halten wir uns dem blauen Querbalken folgend Richtung Hohnstein. Nach kurzer Zeit biegt links ein Weg mit grünem Querbalken ein. Wir folgen diesem weiterhin Richtung Hohnstein. Irgendwie sind wir hier auf eine Autobahn geraten. Himmel und Menschen, wie man in Brandenburg zu sagen pflegt. Wir sind auf dem Räumigwiesenweg. Beim nächsten Abzweig folgen wir dem Steinbruchweg um letztendlich einen Teil des Halbengrundweges zu beschreiten. Hier machen wir einen Abstecher zur Gautschgrotte. Ein kleiner Pfad führt uns ein paar Meter ab vom Weg und schon stehen wir staunend vor dieser monumentalen Grotte. Ein kleiner Wasserfall plätschert hinab und durch die vielen Besucher hat sich der Sand gelöst. Fast wie am Strand.
Kurz darauf steigen wir im wunderschönen Schindergraben ins Polenztal hinab. Laut der Lehrtafel ist ein Schinder ein Abdecker und im Schindergraben wurde im 16 Jahrhundert krankes Vieh beseitigt, um der Verbreitung von Seuchen vorzubeugen. Lieber wäre ich noch ein wenig weiter durch dieses satte moosige Dunkelgrün gewandert, doch der nächste Wegweiser schickt uns hinauf auf den Hockstein. Endlich haben wir sie. Die Stiegen und engen Treppen. Und natürlich kommt uns auch eine halbe Busladung Wanderer entgegen und so warten wir geduldig gefühlt rutschend und doch am Fels klebend. Irgendwann geht es endlich weiter. Von oben sehen wir die Burg und den Ort Hohnstein. Weiterhin eine Menge Mischwald von oben. Doch was leider an dieser Stelle viel mehr auffällt und auch ein klein wenig nervt, sind die Motorradfahrer auf der Bundesstraße. Nach unheimlich viel Stille und friedlichem Vogelgezwitscher sind diese röhrigen Motorengeräusche glatt ein Stilbruch.
Also nix wie weiter den Pionierweg und dann den Knotenweg Richtung Rathen. An einer Weggabelung teilt sich der Knotenweg. Wir wählen links, denn wir haben ja noch den Gamrig im Hinterkopf. Bis zum Köppelsgrundweg, hier rechts und nach paar Metern gleich wieder links nun dem Hauptweg folgend. Meistens treibt es uns dann auch und wir wollen nichts verpassen und so steigen wir erneut mit Schweissperlen und rotem Kopf auf diesen weiteren Stein. Unglaublich viele Heidelbeerbüsche bedecken den Boden und spannend finden wir auch, dass es keinerlei Beschilderung gibt.
Und dann sind wir oben und können unsere Belohnung des Tages kaum fassen. Im schönsten Sonnenlicht sitzen wir ganz vorn auf einem Felsvorsprung und schauen in die Ferne. Alle berühmten Steine reihen sich vor uns auf, die Elbe fließt elegant durch die Landschaft und auch Rathen und Wehlen können wir gut sehen. Traumhaft und nicht zu beschreiben. Unbedingt hoch!
Die folgende Eierschecke auf der Promenade in Rathen ist natürlich Pflicht und wird heute eine Obstschegge. Wirklich mit fast letzter Kraft und schon langsam in den Entspannungsmodus übergehend erreichen wir unsere Pension. Wir sind wirklich überrascht, das Navigationssystem zeigt 25 Kilometer Wegstrecke …. Wow. Jetzt weiss ich, warum meine Füsse so glühen. 3. Tag Der wunderschöne Lilienstein.
Wieder starten wir Richtung Rathen. Noch wissen wir nicht, dass wir am Ende der Wanderung wieder knappe 16 Kilometer in den Füssen haben werden, doch zunächst freuen wir uns über den hölzernen Wegweiser Lilienstein an der Brücke. Den markanten Lilienstein vor uns im Blick, geht es zunächst noch ein Stück an der Elbe entlang und kurze Zeit später biegt der Weg hoch in den Wald. Die Strecke ist gut ausgeschildert und nach reichlichen 1,5 Stunden und vielen vielen Treppenstufen erreichen wir den Punkt, den einst 1708 August der Starke erschritt. Ihm sind auch die Treppenstufen an der Südseite zu verdanken. Einige weitere spektakuläre Aussichtspunkte erreicht man über Treppen und Leitern, auch eine kleine Brücke darf bei guter Höhentauglichkeit überquert werden. Wir wählen den Nordabstieg, welcher ebenso treppenlastig wie der Aufstieg. Am Parkplatz überqueren wir die Straße und wandern im nahegelegenen Wald zurück nach Rathen. Die obligatorische Eierschegge gönnen wir uns heute in der Pension am Nationalpark und ich muss sagen – dass ist wirklich die Leckerste.Folgende Artikel kann ich dir für deine Reise in die sächsische Schweiz empfehlen (Link zu amazon):
Quelle: Lehrtafel 30 Schindergraben
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