Tripp Tipp

Der Käsemarkt in Alkmaar

Käseträger in Alkmaar
Lesedauer 6 Minuten

Was wären die Niederlande ohne ihre goldgelben Käseräder? Städte wie Gouda oder Edam verbinden wir automatisch mit der leckeren Brotauflage und wie es der Zufall so will, spült uns eine Camperreise ins kleine Städtchen Alkmaar. Jeden Freitag findet hier der Käsemarkt in Alkmaar statt und in diesem Beitrag nehme ich dich einfach mal mit ins bunte Markttreiben.

Der Käsemarkt in Alkmaar – ein paar Gedanken vorab

Die schönsten Erlebnisse sind jene, welche spontan und ohne große Vorplanung neue Bilder in mein Gehirn wandern lassen. Und wie es der Zufall so will, fahren wir an einem Freitag Morgen durch die Provinz Nordholland. Wohl wussten wir, dass es Freitags Käsemarkt in Alkmaar gibt aber irgendwie hatten wir fast vergessen, dass Freitag ist.

Der Markt hat längst begonnen, als wir uns mit der satten Geschwindigkeit von ungefähr 100 km/h, denn just soviel ist auf Autobahnen in den Niederlanden erlaubt, dem Städtchen nähern.

Wo parkt man, um den Käsemarkt in Alkmaar zu besuchen?

Wie bei jeder Anfahrt in eine Stadt bleibt die spannende Frage: Wo lassen wir das Wohnmobil? Nicht überall mag man die rollenden Wohnzimmer, zudem verbergen sich viele niederländische innerstädtische Parkmöglichkeiten in unzähligen Parkhäusern. Da passen wir nicht rein. Nicht mal gequetscht oder mit gutem Willen. Eine andere Lösung muss her.

Im zentrumsnah befindlichen Gewerbegebiet erhoffen wir uns einen Outdoorparkplatz und finden das Parkareal Parcade.

Wir müssen uns ein klein wenig beeilen, es ist mittlerweile etwa 11.30 Uhr. Bis 13.00 Uhr läuft der Markt.

Geistesgegenwärtig laufe ich, kaum das unser Auto steht, mit der Geldbörse los, irgendwo wird schon ein Automat stehen. Direkt neben uns parken weitere Deutsche, auch sie wissen noch nicht, ob man hier Gebühr bezahlen muss. Sie fragen mich und ich sage einfach mal: „Ja, muss man.“ (alles andere hätte mich gewundert.)

Und schon erspähe ich eines der berühmten Kästchen, dem ich in den nächsten Augenblicken peinlicherweise zunächst ein 10 Cent-Bon entlocke – dann habe ich verstanden, dass ich statt niederländisch auch deutsch einstellen kann und dass ich die Höhe des gewünschten Betrages mit der Plus-Taste hochtippen muss. 2,60 Euro – und wir können 2,5 Stunden hier stehen. Fair. Kreditkarte davor halten, fertig. Kein Kramen nach Kleingeld, sehr praktisch.

Zwischenzeitlich hat Marcus die Räder vom Auto geholt und wir radeln los. Kaum 5 Minuten und wir stehen zwar im Regen, dafür aber mittendrin… auf dem Waagplein. Also dem Platz, wo der Käsemarkt in Alkmaar stattfindet.

Käsemarkt in Alkmaar / Käseträger
Käsemarkt in Alkmaar / Käseträger

Was auf dem Käsemarkt alles vor unserer Anreise geschah…

Es begab sich wohl um 1365 als die ersten Käseräder über den Waagplein in Alkmaar rollten. Das Geschäft entwickelt sich stetig und so wird 1593 die Gilde der Käseträger gegründet. 30 Männer umfasst die bis heute, wenn auch vor allem zu touristischen Zwecken, aktive Gilde.

Die Gilde ist nochmals unterteilt in Körperschaften, die sogenannten „Vemen“. Allesamt tragen sie schneeweiße Kleidung – allein das Bändchen am Hut signalisiert, welcher Körperschaft ein Träger angehört. Da wedelt es gelb, rot, grün und blau.

Weit bevor sich die Touristen rund um die Absperrungen drängen, wird sehr zeitig am Morgen der Platz gereinigt und bis zu 2400 Käse auf dem Platz drapiert. Gegen 9.30 treffen die Käseträger ein.

Ab 10.00 Uhr ertönt zumindest heutzutage ein Glockenspiel, die Touristen werden begrüßt und in mehreren Sprachen wird nun der Ablauf der einst nahezu zeremoniell ablaufenden Markttage erklärt.

Der Käse wurde begutachtet, die Qualität ausgiebig geprüft und dann geht der Verkauf los. Sobald ein Geschäft geschlossen ist, kommen endlich die Käseträger ins Spiel. Auf einer Trage, die sie sich mit Seilen auf beide Schultern hängen, befördern sie die heiße Ware im Laufschritt zur Waage.

Und weil der Käse natürlich sehr schwer ist, haben die Käseträger einen ganz eigenen Laufschritt, der ein wenig so ausschaut, als hätten sie sich in die Hosen gemacht. Das haben sie natürlich nicht, sie wollen einfach keine Schwingung erzeugen und stabilisieren so den Unterkörper, während sie mit den Armen ausgreifende Bewegung zur Stabilisierung machen.

Die Herrschaften sind geübt, immerhin bleibt Zeit, uns keck zuzuzwinkern.

„Käsetrippler“ nennt man den Rhythmus, den die Käseträger auf dem Käsemarkt in Alkmaar beherrschen müssen.

Diesem Spektakel schauen wir eine ganze Weile zu, denn natürlich rennen sie für uns Touristen unentwegt zur Waage und kommen von dort auch wieder zurück.

Käseträger in Alkmaar
Käseträger im Laufschritt in Alkmaar

Wir gehen mal zur Käsewaage

Für einen Euro hätten wir uns hier auf dem Käsemarkt in Alkmaar endlich mal richtig professionell wiegen lassen können. Majestätisch winkend wird sogleich eine Touristin im „Käsetrippler“ im Kreis getragen. Was tut man nicht alles, um Touris bei Laune zu halten. Lustig ist es auf jeden Fall.

Und schon gucke ich von hinten auf die Waage. Von hinten meint, von vorn laufen nun die Käseträger in das Gebäude hinein, um den Käse auf die gigantische Waage zu befördern. Flink wird gewogen, das Gewicht notiert und früher, als es noch keine Show war, dem Käufer mitgeteilt.

Käsewaage Alkmaar
Käsewaage Alkmaar

Alles geht rasend schnell, kaum ist die Ware gewogen, wird der Käse zurück auf den Markplatz und hier zu den hölzernen Karren der Käufer getragen.

Zu zweit werden die Käselaiber nun von der Trage auf den Schubkarren geladen.

Der Käse wird umgeladen…

Und so geht das Spielchen unentwegt weiter. Käse aufladen, zur Waage rennen, wiegen lassen, zurück zum Marktplatz rennen, auf den Karren umladen und dann zurück zu den LKW´s, die vermutlich den Käse schon morgens gebracht haben.

Der Käsemarkt in Alkmaar ist wohl einer der fünf größten Käsemärkte in den Niederlanden.

Und selbstverständlich lassen wir es uns nicht nehmen, uns ein Stück Käse an einem der zahlreich verteilten Marktstände zu kaufen.

Freundlicherweise liegen kleine Käsewürfel zum Kosten bereit und so entscheiden wir uns für ein Laibchen Nesselkäse der „Kaasboerderij Koopman“. 410 Gramm für 7,00 Euro und bezahlen dürfen wir wieder mit Kreditkarte. Zack und rein damit in den Rucksack.

Käsestand auf dem Käsemarkt in Alkmaar
Käsestand auf dem Käsemarkt in Alkmaar

Und sonst so im Städtle?

Wer nicht so scharf auf Käse ist, kann auch einfach das Beatles Museum in Alkmaar besuchen.

Wer es ein wenig historischer mag, kann sich auf die Suche nach dem Haus mit der Kanonenkugel in der Fassade begeben. Kleiner Tipp: Google Maps kennt fast alles 😉

Haus mit der Kanonenkugel
Haus mit der Kanonenkugel

Wer es romantisch mag, macht gleich hinter dem Käsemarkt ein Foto mit dem „Küssenden Käsemädchen“. Oder stapft nebenan durchs Käsemuseum.

Küssendes Käsemädchen

Fotofans machen sich gern auf die Suche nach dem besten Fotospot in Alkmaar. Der Blick auf eine Gracht mit dem wunderschönen Waagturm im Hintergrund ist schon ein ganz heißer Favorit. Mit bisschen Glück spielt das Glockenspiel, als wir hier waren – spielte es gefühlt die Hälfte der Zeit, die wir da waren.

Waagturm Alkmaar

 

Mein Fazit:

Der kurze aber knackige Besuch des Käsemarktes in Alkmaar hat sich mehr als gelohnt. Die 2,5 Stunden vergingen wie im Flug und ok, nicht ganz niederlandstypisch – aber ein indisches Essen war für uns auch noch mit drin. Warum in den Niederlanden zum Inder? Während sich rund um den Markt die Massen zunächst durch die Gassen oder am Geländer der Vorführung quetschten, später dann bei Pommes, Burger oder Nachos die Restaurants eroberten – waren wir im Inder allein und konnten schön in Ruhe essen und darüberhinaus vom ersten Stock in die Gasse schauen.

Warst du schon mal in Alkmaar oder planst du einen Besuch hier oder auf einem anderen Käsemarkt?

Und wie immer: Vielen Dank, dass du dir diesen Käse heute angetan hast 😉 … schau gern bald wieder hier rein, der nächste Beitrag ist in den Startlöchern.

Autorin: Sandra Hintringer

Quellen:

VisitAlkmaar

Die Gilde der Käseträger

Der Käsemarkt bei Wikipedia

 

4 Kommentare

  • Was es nicht alles gibt! 😄 Klingt auf jeden Fall nach einem sehr lustigen Besuch. Ich liebe ja Märkte sowieso und wenn man dann noch probieren kann…♥️
    Liebe Grüße
    Anuschka

    Antworten
    • Hallo Anuschka,

      ja – da staunt man wirklich, was da so alles präsentiert wird. Vor Alkmar hatte ich keine Ahnung von der Gilde der Käseträger 😉

      Lg Sandra

      Antworten
  • Vor einer gefühlten Ewigkeit war ich mal mit dem Rad unterwegs in den Niederlanden. Damals sind wir auch in Alkmar vorbeigekommen und haben dem Käsemarkt einen Besuch abgestattet. Jetzt lebe ich in der Schweiz und der holländische Käse kann mich nur bedingt begeistern. Dafür mag ich umso mehr die Lebensfreude der Holländer und die Atmosphäre in den Städten.
    PS: Das mit dem „Fremdessen“ im Ausland kenne ich übrigens auch. In Portugal zum Inder, in Costa Rica thailändisch essen? Warum nicht :-D.

    Lieber Gruß
    Carola

    Antworten
    • Hallo Carola, danke und ach wie schön, dass Du den Markt auch schon mal besucht hast.

      Lg Sandra

      Antworten

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