Altfriesack – Kleines Fischerdorf im Ruppiner Land
Der Sommer, das Leben, die Wolken – alles unterliegt stetem Wandel. Wir wollen Teil dessen sein, beladen wieder einmal den Camper und nehmen Dich heute mit auf eine Tour nach Altfriesack. Falls Du davon noch nicht wirklich gehört hast, dann schütteln wir uns mal beide kurz die Hand. Das ging uns bis vor dieser Tour ganz genauso. Also: Husch, rein in den Camper und von Potsdam aus kommend geht es Richtung Norden, zack auf die Autobahn A10 westlicher Berliner Ring, dann ein Stück auf der A24 und nach gut einer Stunde sind wir auch bereits da.
Inhalt:
Altfriesack im Ruppiner Land
Altfriesack oder um genau zu sein Wustrau-Altfriesack liegt im nördlichen Teil von Brandenburg und hier im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Es ist ein Ortsteil der Gemeinde Fehrbellin und um die Ruppins noch auf die Spitze zu treiben – wir befinden uns südlich von Neuruppin.
Besonders schön ist natürlich die Lage am Ufer von Bützsee und Ruppiner See. Beide Seen sind über den hübschen Ruppiner Kanal und eine sich in ihm befindliche Schleuse miteinander verbunden. Wir erreichen Altfriesack über die kleine Landstraße L164 und steuern direkt das Kanucamp an. So richtig viel sehen wir auf der Anfahrt vom Fischerdorf noch nicht, doch das soll sich recht bald nach unserer Ankunft ändern.
Zunächst dürfen wir unseren per mail reservierten Stellplatz beziehen. Das Gelände des Kanucamps ist recht interessant. Hier teilen sich kleine Holzhütten, Wohnmobile, Zelte und auch Dauercamper bunt gewürfelt das gartenähnliche Areal. Wir haben Glück und erwischen eine kleine Nische am Rand des Platzes. Weiter hinten gackern ein paar Hühner und durch die Luft schallt der eindrückliche Ruf eines Esels. Tauben, Schwalben, Enten, Kraniche – schon beim ersten Kaffee merken wir, dass es hier eine bunt gemischte und ziemlich vitale Vogelwelt gibt. Doch lange hält es uns nicht auf den Stühlchen – wir satteln die Räder und erkunden die Gegend.
Radtour nach Neuruppin
Nur wenige hundert Meter vom Kanucamp entfernt stehen wir nun direkt vor der Schleuse und: …und das ist wirklich der Hammer – einer 1787 konstruierten und so genannten Waagebalken-Klappbrücke. Links von der Brücke steht eine Skulptur, welche einen Fischer und schwimmende Fische abbildet.
Diese Skulptur „Des Fischers Traum“ soll an die jahrhundertealte Tradition der Fischerei erinnern. Derzeit besitzen noch 7 von ehemals 12 Höfen das uneingeschränkte Fischereirecht.
Wir gehen auf die Klappbrücke drauf und schauen direkt auf die Schleuse von Altfriesack. Wie oben schon erwähnt blicken wir mit diesem Foto auf den Ruppiner Kanal und weiter hinten käme dann der Bützsee. Geschleust wird noch persönlich, daher sind die Schleusenzeiten genau festgelegt.
Nach diesem kurzen Blick fahren wir ein Stück am Rhinkanal, durch den Rhingarten und finden direkt die offizielle Badestelle am Ruppiner See, der ich nicht widerstehen kann. Es geht ziemlich weit flach und schön sandig rein. Nach einer kurzen Abkühlung geht es noch vorbei am ebenfalls am Ufer liegenden Obelisk. Dieser trägt die Jahreszahl 1790 und wurde zu Ehren der Kanalerstellung zwischen den beiden Seen errichtet.
Nur ein schneller Blick auf den Ruppiner See, dann erwischen wir eine schöne Fahrradstraße durch die Felder. Es wird gemäht und die staubige Wolke streift uns ein wenig. Ein paar Augenblicke später stehen wir am Knotenpunkt Nummer 04 – die knotenpunktbezogene Wegweisung führt Radfahrer durch verschiedene Regionen von Deutschland.
Wir hatten uns mangels ausreichender Netzabdeckung mit der offline Version einer meiner Lieblingsapps „maps.me“ beholfen. Der Knotenpunkt ist aber sehr praktisch in diesem Moment, der motiviert und so wissen wir – dass es nur noch 8,5 Kilometer bis Neuruppin sind. Das klingt machbar und unser Plan ist dann die Rückfahrt auf der anderen Seeseite.
Ruckzuck radeln wir durch Neuruppin, nehmen eine kurze Brise an der hübschen Seepromenade und werfen einen Blick auf das Wahrzeichen der Stadt: die Klosterkirche St. Trinitatis mit den zwei hübschen Kirchtürmen.
Und hier nochmal die schöne Seepromenade, wo es bestimmt mit einem Eis auf die Hand herrlich bummeln lässt:
Huch – und dann pikst es mich in den Augen… ich sehe nackte Menschen. Alles hätte ich jetzt erwartet – aber tatsächlich nicht unbedingt, dass einige Gäste der berühmten Fontanetherme nackend vom Radweg aus zu sehen sind. Stört mich nicht weiter – kam nur unerwartet. Genauso wie die riesige 17 Meter hohe Stahlskultpur „Parzival“ welche als Zeichen des Aufbruchs der Stadt Neuruppin am Ufer des Sees steht.
Mit einem wirklich weiten Blick auf den See queren wir dann in Neuruppin den Seedamm. Über diesen Damm führt sowohl eine Straße als auch eine Zugverbindung, damit war dieser Damm bei seiner Eröffung 1898 ein echter Meilenstein, den die Eisenbahngesellschaft Kremmen-Ruppin-Wittstock hiermit in Auftrag gegeben hatte.
Auf dem Rückweg geht es durch kleine Ortsteile, die vor allem durch Eigenheime und etwas Landstraße gekennzeichnet sind. Als kleines Highlight erwischen wir die Klappbrücke in Altfriesack nochmal in richtig schönem Abendlicht. Diese Brücke ist irgendwie magisch.
Kanutour auf dem Bützsee
Für den nächsten Tag haben wir uns eine kleine Kanutour vorgenommen. Der Vermieter empfiehlt uns den Ruppiner Kanal in Richtung Bützsee zu fahren. Hier käme dann recht bald eine kleine Abbiegung nach links. Doch bis es soweit ist – müssen wir erst mal ein Boot auswählen, einsteigen – und den besagten Kanal runterpaddeln.
Zwar ein kurzer aber sehr ruhiger Kanal, der eignet sich sicherlich für alle Kanuanfänger, sofern nicht gerade Schleusenbetrieb ist.
Wir finden auch recht schnell die besagte Abbiegung. Sie führt gefühlt mitten ins Schilf, ist aber durch ein großes Kanusymbol gekennzeichnet. Hier führt sozusagen der zweite Arm des Ruppiner Kanals um den historischen Ortskern, den ehemaligen Burgwall von Altfriesack. Außer besagtem lauschig rascheligem Schilf kann man aber zunächst kaum etwas entdecken.
Und dann tauchen wir in eine kleine Oase. Es zwitschert aus den Bäumen, es raschelt im Schilf, die Fische hopsen aus dem Wasser und weiter vorn futtert sich Familie Schwan mit einigen Jungtieren durch die leckeren Wasserpflanzen. Links und rechts tauchen alte, teils restaurierte aber auch recht zerfallene Bootshäuser auf. Ein bewegtes Stilleben. Wir lassen uns ganz langsam hindurchtreiben. So eine schöne Ruhe muss man einfach mal genießen. Hier ein paar Impressionen:
Irgendwann erreichen wir die Slipanlage. Hier könnte man sein Boot auf einen kleinen Karren laden und auf der eigens dafür vorgesehenen Schiene schleusen – falls die große Schleuse gerade nicht geöffnet ist oder man eben diesen hübschen Kanal gewählt hat.
Wir kehren jedoch um, denn uns zieht es heute wie vom Vermieter empfohlen auf den Bützsee. Eine wirklich gute Entscheidung. Der See ist ungewöhnlich ruhig. Es sind kaum Motorboote unterwegs und auch sonst sind wir fast ganz allein. Wir arbeiten uns am nahezu durchgängig schilfigen Ufer des kompletten Sees entlang. Graureiher, Adler, wieder hopsende Fische – ein schönes ruhiges Naturerlebnis. Und ab und an kommen wir auch an solchen Fischreusen entlang.
Und dann: Die ungebuchte Trainingsstunde
Während ich so in meinem vollen Element das Paddel schwinge – tönt es von hinten: „Nicht das Paddel spazieren tragen“
Aha – jetzt kommt also eine ungebuchte Trainingsstunde, weil Marcus sicherlich von hinten das Leid nicht mit ansehen kann, wie ich mühevoll jeden Paddelzug aus den Armen hole – während man doch eigentlich seinen Rumpf drehen sollte. Der alte Kanurennsportler feilt nochmal ein wenig an meiner Technik, bis sich unser Tempo merklich erhöht. Das führt erfreulicherweise dazu, dass ich an diesem Tag mal nicht den sonst so üblichen Muskelkater oder einen gigantischen Sonnenbrand bekommen, denn nach gut 2 Stunden sind wir zurück am Kanucamp und klettern glücklich aus dem Boot.
Sonnenuntergang am Ruppiner See
Nun denn: Alles Gute ist wohl nie beisammen und so haben wir dieses Mal auf dem Campingplatz nicht ganz so viel Glück, was die eigentlich für diesen Campingplatz beschriebene Ruhe angeht. Ein Dauercamper hat Besuch bekommen und seit dem Nachmittag durften wir unfreiwillig an jeglichem, weil exorbitant lautem Geschehen teilhaben. Sei es der Aufbau des Zeltes, das Packen des Rucksacks für den Ausflug oder das Paaren der Hühner – obwohl doch nur Hennen im Gehege waren.
Kurzum – wir wollten sowieso nochmal los und satteln umso entschlossener die Räder. Zunächst erkunden wir noch den Karpfenteich. Direkt am Teich anliegend gibt es die kleine Fischerei Pfefferkorn und damit für uns ein Fischbrötchen. Dann bin ich mal kurz Flexitarierin und lasse mir das Matjesbrötchen und Marcus sich sein Räucherforellenbrötchen schmecken.
In weiser Voraussicht, dass sich ohnehin nix am Geräuschpegel auf dem Campingplatz ändern wird, bleiben wir bis zum Sonnenuntergang am öffentlichen Badestrand.
Auch hier tobt sich die Menge aus. Jugendliche mit Boxen, kreischende Frauen im Wasser und ab und an ein scheußlich brummendes Hausboot – aber je später der Abend, desto ruhiger. Also fast. Ein Boot hat am Schilfgürtel geankert und wir trauen unseren Ohren kaum – während die Bestecke des Pärchens auf dem Geschirr klappern, beschließen Benni, Egon und Kjelt – also die Olsenbande ihren nächsten Plan. Herrlich.
Schöne heile Weilt. Hier turnt übrigens auch ab und an Adem oder Eva durch´s Bild und meistens ins Wasser hinein. Die reinste Natürlichkeit – irgendwie schön.
Zurück am Campingplatz kommt es leider, wie es kommen muss. Mittlerweile hat der Nachbar – als jemand von den Anwohnern auf dem Nachbargrundstück eine akustische Gegenveranstaltung gestartet. Dicke Bässe, laute Musik wummert durch den Zaun. Eigentlich wirklich fürchterlich. Augenscheinlich scheint es keinen der anderen Gäste zu stören. Glaube ich aber irgendwie nicht. Marcus erbarmt sich und spricht einfach mal die sehr laute Gruppe an – nur wenige Minuten später herrscht Ruhe. Die Musik vom Nachbargrundstück wird abgestellt. Irgendwo brüllt nochmal der Esel und dann können wir wirklich in Ruhe schlafen.
Hinweis: Auch wenn wir an dem Tag etwas Pech hatten – bin ich mir sicher, gibt es genug Tage auf diesem Campingplatz, wo es wirklich ruhig ist. Zumindst lassen die google-Bewertungen das vermuten. Wir berichten immer in Momentaufnahmen – aber eben auch immer die Wahrheit.
Abstecher Linumer Teiche
Doch auch der schönste Ausflug geht irgendwann zu Ende. Wir nehmen wieder Fahrt gen Potsdam auf, doch nicht – ohne noch kurz an den Linumer Teichen zu stoppen. In den ehemaligen Torfanlangen befinden sich nun von dichtem Schilf umstandene Fischteiche. Wir spazieren den kurzen Rundweg und klettern auf ein paar Aussichtstürme.
Noch nie gesehene Libellenarten tummeln sich im Schilf – wir entdecken richtig schöne rote Libellen. Ein Highlight. Leider komme ich mit meiner Handyfotografie natürlich bei so etwas an Grenzen – zumal die äußerst schreckhaft sind und jeglichen Annäherungsversuch mit promptem Weiterflug quittieren… also hier nur eine kleine schwammige Impression:
Die Mittagssonne heizt uns ordentlich ein und glücklicherweise finden wir ein superschattiges Plätzchen. Hier können wir noch in Ruhe Mittag essen und dann geht es mit diesen wunderschönen Eindrücken aufgeladen zurück nach Potsdam.
Und worüber wir uns wie kleine Kinder freuen können:
Wir sind natürlich mehrmals an der Klappbrücke in Altfriesack vorbeigekommen. Und plötzlich war sie offen… Juhuuu…
So Ihr Lieben…
Das war es mal wieder von uns. Vielen Dank wie immer für´s virtuelle Mitreisen.
Warst Du schon mal im Ruppiner Seenland oder sogar in Altfriesack? Dann schreib es uns gern mal rein in die Kommentare und schau bald wieder rein – der nächste Beitrag ist zumindest gedanklich schon in den Startlöchern.
Und um allen Missverständnissen vorzubeugen – wir empfehlen alle genannten Anbieter aus vollster Überzeugung – wir haben sämtliche Kosten dieser Reise selbst bezahlt.
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