Blühende Oderhänge – die Adonisröschenblüte im Oderbruch
Strahlend gelbe Hänge, ein Meer von Blüten. Adonsiröschen soweit das Auge reicht – so habe ich mir das mit den frühlingshaften Oderhängen im Oderbruch vorgestellt. Aber ist es vor Ort auch wirklich so? Und wo muss man eigentlich hin, um die kleinen goldgelben Blümchen zu sehen? Wann blüht dieses ominöse, das steppenklimaliebende Adonisröschen? Auch dieses Mal haben wir keine Mühen gescheut, die wichtigsten Informationen für Euch zu sammeln. Der Camper bringt uns zuverlässig an den Rand des Oderbruches und von dort, erkämpfen wir uns die Highlights mit dem Rad.
Inhalt:
Wo liegt eigentlich das Oderbruch?
Nunja, ganz tief im Osten könnte man einleitend sagen. Das Oderbruch ist ein ehemaliges Binnendelta der Oder, welches sich nördlich von Frankfurt/Oder erstreckt. Es liegt damit an der östlichen Grenze von Brandenburg, an der Grenze zu Polen. Das Gebiet ist ein etwa 60 Kilometer langes und 12 – 20 Kilometer breites von der Oder durchflossenes Gebiet. (Quelle: Wikipedia). Es wird im Süden von der Stadt Lebus und im Norden von Oderberg begrenzt.
Die erwartungsvolle Ankunft im Adonisland
Von Potsdam kommend erreichen wir über die Autobahn der Freiheit, die A12, unser Ziel in etwa 1,5 Stunden. Auf dem Campingplatz „Seecamp am Oderbruch„ dürfen wir ab 15 Uhr einchecken. Wie ungünstig, dass es just bei unserer Ankunft im Oderbruch beginnt zu regnen. Die freie Zeit bis zum Check In wollten wir eigentlich nutzen und vielleicht schon die ersten Adonisröschen sichten. Wir versuchen mal unser Glück.
Unter innerlichem Zögern stapfen wir in Regenjacke auf die Hänge in Mallnow. Strahlend gelb soweit das Auge reicht? Völlige Fehlanzeige. Zwar irgendwie ein schönes – aber leider ein grau in graues Bild tut sich vor uns auf. Nicht ein gelbes Blümchen. Das ist irgendwie enttäuschend.
Wir sind eigentlich nicht wasserscheu, aber heute – es ist der Karfreitag 2022 – haben wir keine Lust auf einen Regenspaziergang. Wir entscheiden uns dennoch zur hier ausgewiesenen kleinen Runde. Klitzeklein hätte es auch getroffen, die Runde ist vielleicht einen Kilometer lang.
Und wir werden zumindest ein bisschen belohnt. Ein paar klägliche schmutzig-gelbe Adonisröschen zeigen sich am Wegesrand. Es gibt sie also. Das ist doch schon mal gut zu wissen. Die Blüten sind nur zaghaft geöffnet, sehen irgendwie zerzaust, vielleicht auch schon abgeblüht aus.
Merke: Kühles, regnerisches Wetter lohnt keinen Ausflug zur Adonisblüte im Oderbruch.
Wie sich das Bild ändert, siehst Du gleich. Denn bereits am nächsten Tag wartet der liebe Wettergott mit Sonne satt und blauem Himmel auf.
Die pontischen Hänge von Lebus – Adonishänge
Karges und hügeliges Auf & Ab führt uns am nächsten Tag Richtung Oder. Windräder und weite Felder dominieren das Bild, welches wir auf teils unbefestigen und mit Schlaglöchern versehenen Straßen durchfahren. Wir erreichen die am Grenzfluss liegende alte Bischofsstadt Lebus. Hier mehren sich die Berliner Autokennzeichen, augenscheinlich ist Lebus ein beliebter Ausflugsort. Wir halten für einen kleinen Fotostopp an der Oder und den hübschen Blick auf die Altstadt Lebus:
Besonders das am Wasser liegende Restaurant Oderblick scheint frequentiert. Von hier aus führt ein ausgeschilderter Weg zu den Adonishängen, der sicherlich nicht nur zur Adonisblüte schön zu gehen ist. Erfreulicherweise wurden die Fahrbahnränder vom mittelalterlichem Kopfsteinpflaster befreit und so rollen wir mit den Rädern den kleinen Hügel hoch.
Die Grenze zu Polen wird nicht nur durch die Oder repräsentiert. Immer wieder werden wir in den nächsten Tagen an den Grenzbaken vorbeifahren. Ich weiß nicht warum, aber ich mag Grenzsteine jeder Art und auch diese schwarz-rot-goldenen Grenzbaken.
Jetzt dauert es nur wenige Minuten und schon parken wir die Räder unterhalb der Pontischen Hänge. Diese befinden sich südlich von Lebus und grenzen an das Naturschutzgebiet Oderberge.
Pontische Hänge – cooles Wort, oder? Vor Ort bin ich fast verrückt geworden, weil ich nirgends eine Erklärung fand, warum die so heißen. Ich komme gleich dazu. Denn nun siehst Du schon auf diesem ersten Foto ein paar gelbe Tupfer.
Juhuuu. Wir haben sie also doch noch gefunden! Die berühmten Adonisröschen an den Pontischen Hängen. Genau hier, wo die ostbrandenburgische Platte steil zur Oder abfällt. Die Hänge sind bis zu 45 Meter hoch.
Lüften wir mal das Geheimnis: Ihren Namen haben diese teils recht steil abfallenden Hänge von Pontos, einem längst vergangenen Königreich am Schwarzen Meer. Denn genau dort gestaltete sich der Lebensraum, den eben diese kleinen gelben Adonisröschen so sehr lieben: trocken, karg, hohe Temperaturen am Tag und eher niedrige Temperaturen in der Nacht. So entwickelt sich auch hier im niedrig-wüchsigen, mit Schlehenbüschen und einzelnen Bäumen gespikten Trockenrasen diese pontische Steppenflora. Neben dem Adonisröschen gehören die Steppen-Fahnenwicke, die Karthäuser-Nelke, die Sibirische Glockenblume, das Pfriemengras, die Violette Schwarzwurzel und andere dazu. (Quelle: Infotafel vor Ort)
Und nun guckt Euch das mal von der Nähe an. Zauberhaft, oder?
Hier bei Lebus sind die Hänge noch recht voll damit. Hoffen wir, dass das so bleibt. Denn weil diese Pflanzen wirklich sehr selten vorkommen, sind sie in Deutschland streng geschützt und man hat diese Pontischen Hänge bereits 1921 unter Naturschutz gestellt. Damit gehören diese Adonishänge zu den ältesten Naturschutzgebieten in Brandenburg und befinden sich seit 2007 im Besitz des NABU. Gehegt und gepflegt werden sie vom Heimatverein Lebus e.V.
Das sagenumwobene Adonisröschen
Nach der griechischen Sage von Adonis und Aphrodite erzählt man sich folgendes:
„Adonis, der Sohn des zypriotischen Königs Kinyras, war von vollendeter Schönheit. Deshalb suchte ihn sich die Liebesgöttin Aphrodite zum Geliebten aus. Ihre Liebe war groß und innig, bis Adonis eines Tages auf der Jagd durch einen Eber tödlich verletzt wurde. Daraufhin wurde er in das Totenreich des Hades entführt. Dorthin konnte ihm Aphrodite jedoch nicht folgen. Ihr Wehklagen um den Geliebten erbarmte Göttervater Zeus und er befahl seinem Bruder Hades, dem Herrscher der Unterwelt, Adonis jedes Frühjahr für sechs Monate in Gestalt des Adonisröschens auf die Erde zu entlassen.“ (Quelle: Heimatverein Lebus).
In einer anderen Schrift, entstanden die Adonisröschen aus den Tränen der Aphrodite, mit denen Sie den Tod ihres geliebten Adonis beweinte. Sein Blut färbte die Blüten des roten Sommer-Adonisröschens. Tja und warum die gelben nun gelb sind, das bleibt Deiner und meiner Phantasie überlassen.
Auf jeden Fall stammt dieses hier ansässige und in seiner Blüte 4-7 Zentimeter große, gelbe Frühlings-Adonisröschen aus den kontinentalen Steppen Osteuropas und Vorderasiens. In Mitteleuropa wurde diese Pflanze nach dem Ende der letzten Eiszeit heimisch.
Die Pflanze ist übrigens in allen Pflanzenteilen giftig und genau das ist der Grund, warum auch die Weidetiere schön brav drumherum futtern.
Wann genau blüht das Adonisröschen im Oderbruch?
Am besten planst Du Deinen Besuch an den Oderhängen auf Mitte April. Dann ist die Hochphase der Adonisblüte. Mit bisschen Glück findest Du jedoch auch schon im März und in den kühleren Bereichen bis in den Mai hinein Blüten.
Themenpfad Oderberge Lebus
Um den Adonis- Themenpfad zu gehen, kannst Du Dir neben oben genannter Variante von Lebus auch einfach bei google.maps „Oderberge“ suchen – da befindet sich ein kleiner Parkplatz (Straße: Unterkrug). Dieser Themenpfad streckt sich auf 1,5 Kilometer und bringt Dich mit ein paar Stufen zu mehreren schönen Aussichten hinauf. Und vom unterhalb des Aussichtspunktes liegenden Unterstand kannst Du an der Oder durch die Wiese entlang ebenfalls bis nach Lebus laufen. Bis zum Restaurant Oderblick sind es ungefähr 3 Kilometer. Also alles nicht so weit und ganz unabhängig vom Adonisröschen ist dieser Rundweg entlang der Pontischen Hänge sowie der Alten Oder immer eine Reise wert.
Einzige Sache, welche vor allem die älteren Leute irritierte, sind die überall verbauten Schutzzäune. Die wirken so, als dürfte man nicht durch. Immer wieder steht man vor geschlossenen Toren. Diese Gatter dürfen geöffnet – müssen aber aufgrund der Afrikanischen Schweinepest peinlichst genau wieder geschlossen werden.
Die Oderhänge bei Lebus sind jedoch nicht die einzigen Hänge, an denen das Adonisröschen blüht. Weiter geht es zu noch mehr gold-gelb!
Die Priesterschlucht bei Podelzig
Auf geht es nun in die kleine, wenige hundert Meter lange Priesterschlucht bei Podelzig. Diese kleine eiszeitlich geformte Rinne gehört zum Naturschutzgebiet „Reitweiner Sporn mit Priesterschlucht, Mühlen- und Zeisigberg“. Guter Ausgangsort ist der „Alte Bahnhof Podelzig“ Hier lässt es sich entspannt und kostenfrei parken und es geht direkt hinein in die Schlucht.
Am besten gehst Du zu Fuß hindurch. Der gesamte Rundweg umfasst 800 Meter. Wir hatten unsere Räder im Schlepptau – mussten die allerdings ein paar Stufen runtertragen. Geht auch mal – aber zum Radfahren ist die Schlucht wirklich nicht geeignet.
Viel schöner ist es, in Ruhe hindurchzuschlendern und mit bisschen Glück, geht es Dir wie uns und Du entdeckst auch hier die hübschen Adonisröschen. Einige Bänke laden zum Verweilen ein.
Hier noch ein paar Impressionen aus der Schlucht – die Lichtverhältnisse waren zu der Zeit wirklich bescheiden, also entschuldigt die mäßige Fotoqualität.
Und nun auf, zum letzten recht bekannten Standort der Adonisröschen im Oderbruch.
Oderhänge in Mallnow
Bereits am ersten Tag hatten wir ja versucht, hier ein Blick auf die gelben Blüten zu erhaschen. Nun, bei Sonneschein und blauem Himmel schaut die Sache komplett anders aus. Diese Adonisöschen scheinen eine ganz edle, der Sonne zugewandte Seele zu haben. Es ist mittlerweile Ostermontag und der kostenfreie Parkplatz platzt mit an die 50 Fahrzeugen fast aus den Nähten.
Und weil ich es so beeindruckend fand – hier mal der direkte Blütenvergleich. Es ist die gleiche Pflanze, lediglich ist der Blickwinkel ein anderer und es liegen 3 Tage sowie der Wechsel der Wetterlage dazwischen.
Aber nun mal ganz von vorn. Wir haben also in Mallnow geparkt. Direkt am Parkplatz startet der recht gut beschilderte Adonisröschenpfad. Es gibt 2 Varianten. Die große und die kleine Runde. Heute nehmen wir die große, etwa 5 Kilometer lange Runde und als Wertschätzung stopfen wir erstmal eine Spende in die dafür bereitgestellte Box. Das einzige, was auch hier irritierte, war der Absperrzaun, der keinen offiziellen Eingang zum Pfad aufwies. Um zum Pfad zu kommen, muss man einfach ein Stück Zaun ausheben und natürlich wieder schließen.
Direkt am Anfang der Tour gibt es eine kleine Schutzhütte mit Ausblick auf die Oderhänge und ins Odertal. Heute sieht das natürlich ganz anders aus als vor 3 Tagen. Das erste wunderhübsche Adonispflänzchen ist an dieser exponierten Stelle natürlich Opfer nahezu jeder Kamera.
Dann zieht sich der Weg hangauf- und abwärts durch die Wiesen, an einzelnen Stellen ist das trockene Gras regelrecht rutschig ansonsten ist der Pfad recht gut gehbar. Einige Besucher haben sich teilweise sogar mit 2 Gehstützen ins Gelände getraut und auch Kinderwagen wurden geschoben. Irgendwo teilt sich noch gut beschildert dann die große von der kleinen Runde. Ernsthaft verlaufen kann man sich jedoch auch hier nicht. Erstaunlicherweise entdecken wir irgendwo unterwegs noch eine „Mittlere Runde“. Also nicht irritieren lassen, einfach der großen Runde folgen.
Auf dieser Runde gelingt es mir tatsächlich, die Blüten in 3 verschiedenen Stadien zu fotografieren.
Lasst Euch von den einsamen Blüten auf meinen Fotos hier nicht täuschen. An einem schönen Tag wie diesem, krückt und kraxelt alles über die Hänge, was irgendwie laufen kann. Es ist wirklich voll, paar hundert Leute tummeln sich zwischen den Hängen. Hier und da sitzt man auf der Wiese. In einer schönen geschützten Ecke machen wir das auch für einen Moment. Die Blüten sind hier wirklich in der allertollsten Pracht und ich bin einfach nur happy, was für ein Glück wir haben.
Leider ist der Mensch ein Herdentier. Da wo einer sitzt, setzt sich schon bald einer dazu. Und dann noch einer… wir verlassen die Senke, steuern allmählich auf den Rückweg zu.
Ich habe gefühlte 1000 Fotos von den gelben Blüten, eine schöner als die andere. Irgendwie empfinde ich das als was Besonderes, diese Blüten in der freien Natur und in dieser Häufung erleben zu dürfen. Sie wachsen teils auch auf den Wiesenwegen und wir sind peinlichst darauf bedacht, nirgends drauf zu treten. Ein bisschen glänzen die Blütenblätter wie Strohblumen.
Direkt am Parkplatz könntest Du in das Restaurant Adonisröschen einkehren. Wir waren nicht drin, können also nix zur Qualität sagen. Sowohl am Karfreitag als auch am Ostermontag war auf der Hauptstraße gegenüber vom sicherlich auch sehr hübschen Haustiergarten in Mallnow ein Kaffe – Kuchenstand aufgebaut.
Für uns heißt es nach 3,5 Tagen Abschied nehmen von den liebgewonnen Frühlingsadonisröschen. Wir düsen zurück nach Potsdam und wundern uns, wie schnell wir eigentlich wieder zurück sind – beziehungsweise, wie kurz eigentlich der Weg zum fantastischen Oderbruch ist.
Natürlich haben wir nicht nur mit der Kamera auf dem Bauch und damit auf der Wiese gelegen – was wir sonst noch alles Schönes im südlichen Oderbruch entdeckt haben, hebe ich mir mal für einen oder ein paar weitere Beiträge auf. Erstaunlich ergiebig diese Region.
Vielen Dank jedenfalls, dass Du heute mit uns auf Blütentour gegangen bist. Schreib uns gern mal in die Kommentare, ob Du schon mal bei den Adonisröschen warst und was wir uns sonst noch im Oderbruch anschauen sollten.
Dann schau bald wieder rein – bis dahin wünsche ich Dir eine gute Zeit!
Und weil es so schön war – hier noch ein paar Blütenimpressionen:
Camperinfo
Für diese Tour haben wir den Campingplatz „Seecamp am Oderbruch“ besucht. Der Platz hat erst vor wenigen Jahren den Betreiber gewechselt und befindet sich in einem Renaturierungsprozess. Das heißt es gibt sowohl Umbauarbeiten auf dem Platz als auch am Toilettenhäuschen. Im Moment stehen sowohl für Männlein als auch Weiblein je 2 Duschen zur Verfügung. Diese funktionieren ohne Duschmarken. Das ist definitiv ein Pluspunkt. Der vielerorten bekannte Run auf die Campingplätze ist hier noch nicht angekommen. Das heißt auch ohne Reservierung wären wir Ostern hier locker untergekommen. Die Plätze sind nicht parzelliert, werden aber vom Betreiber bei Ankunft zugewiesen. Wir haben verhältnismäßig nah an der Rezeption gestanden und hatten ausreichend W-lan. Auffahrkeile brauchten wir nicht, auch wenn der Rasen holprig und die Google-Bewertungen dementsprechend sind.
Ansonsten ist das ein schöner Platz, wo vor allem nachts Ruhe herrscht. Der Campingplatz liegt am Hohenjesarchen See in Zeschdorf. Diesen See kann man auf einem Pfad umrunden, im Sommer kann man hier baden, paddeln oder ein Sup-Board ausleihen.
Entfernungen:
- Oderhänge Mallnow: 7 Kilometer
- Oderberge Lebus: ca. 9 Kilometer
- Priesterschlucht: ca. 11 Kilometer
Achso – der Sonnenuntergang ist hier echt wunderschön!
Quellen:
- Pontische Hänge von Lebus a.d.O. – NABU
- zahlreiche Infotafeln vor Ort
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