Japan 2017 – 2. Tag: Vom Mt. Fuji in die Alpen
Auch der schönste See rettet uns nicht, Zeitumstellungsschwankungen zu durchleben. Punkt 22.00 Uhr liegen wir hellwach im Camper. Für unser Nervensystem beginnt gerade der europäische, nämlich 7 Stunden entfernte, Morgen.
Als es dann wirklich zu dämmern beginnt, klingelt unser Wecker. Was bei 4.30 Uhr. Zu gespannt sind wir, ob der Mount Fuji voll zu sehen ist.
Ist er leider nicht. Er versteckt sich hinter den Wolken. Das ganze Land versteckt sich hinter Wolken, richtig mystische Stimmung in blau-grau Tönen. Nur durch leichte farbliche Abstufung kann man See von Himmel unterscheiden. Das Wasser spiegelglatt.
Trotzdem quetschen wir unsere Ohren nochmal auf das hellblaue und lindgrüne Plüschkissen. Übliche Kopfkissen mit zünftigem Baumwollbezug, wie wir es aus den anderen Ländern und auch von zu Hause gewohnt sind, gibt es hier nicht. Irgendwann wachen wir dann wieder auf, weil die Sonne so etwas wie eine Sauna aus unserem Camper macht.
Es ist 8.30 Uhr. Nun aber nix wie raus, die Campingstühle und den mobilen Campingkocher aufgestellt. Im Nu zaubert er uns einen Instantkaffee. Es gibt Haferflocken, aufgeweicht in Wasser, dazu bisschen Erdbeermüsli, paar Schokocrunches, Milch und Banane. Es folgt ein kleines Nahrungsexperiment. Gestern hatten wir im Supermarkt einen grünen Minikuchen und ein Käsetörtchen gekauft. Was auch immer es ist, wir wollten es probieren. Der grüne entpuppt sich als Hefeteigähnlicher Klops mit Kidneybohnenfüllung. Eigentlich lecker, aber quietschsüß, freiwillig spendiere ich meine Hälfte.Und egal wie toll das Frühstück ist, der Blick auf die sich nun aus den Wolken operierende Fujispitze ist nicht zu toppen. Es ist übrigens der Blick vom 100 Yen Schein. Wow. Was für ein Glück.
Mit uns freuen uns die wenigen mitanwesenden Camper. Allesamt Japaner. Einige haben ihren Grill schon wieder angeworfen. Wir genießen das Spektakel kurz, denn schon gleich wird uns in der morgendlichen Sonne viel zu heiß und bis 10 müssen wir den Campingplatz ohnehin verlassen haben, sonst fällt ein weiterer Tagessatz an.Wir packen geschwind und lieber einmal mehr benutzen wir noch die Hightech-Toilette. Einfach zu schön die Dinger. Dann geht es Richtung Westen los. Wir wollen in die japanischen Alpen. Auf unserem Weg fahren wir glaube ich noch viel mehr Kurven als auf La Palma. Es geht vorbei an Seen. An einem sehen wir Angler welche strikt getrennte Angelbereich haben. Erst dachten wir, es findet eine Regatta statt. Aber nein. Es wird lediglich geangelt.
Mit 40 maximal 60 km/h tuckern wir durch die Landschaft. Reisfelder, Wälder und kleine Ortschaften. Irgendwann nach paar Stunden machen wir Rast an einem Michi No Eki namens Hakushu. Wir verbringen hier eine ganze Weile, denn zunächst entdecken wir eine Quelle. Die Japaner kommen mit großen Kanistern und zapfen Wasser.
Ist natürlich klar, dass wir rein zufällig unserer leeren Flaschen dabeihaben und ebenfalls völlig überzeugt das Zauberwasser zapfen. Was es kann, bleibt das Geheimnis des Universums, denn an diesem Ort ist man der lateinischen Sprache nicht geneigt. Sicherlich verjüngt es, macht schlanke Beine und verhilft zum ewigen Leben. Prost.
Wir betreten das direkt angeschlossene Gebäude. So etwas wie ein Bioladen tut sich auf. Fein sortiertes Gemüse in bestem Zustand. Zweites wow heute. Wir schlendern ein wenig durch die Regale um dann das angeschlossene Restaurant zu besuchen.
Kurz vor der Tür werden wir stutzig, erkennen aber direkt, dass man das Essen an einem Automaten ordern muss. Na kann ja nicht so schwer sein. Uns freundlich angedeutet zu verneigen, lassen wir 2 älteren Japanerinnen den Vortritt. Nur um ihnen neugierig über die Schulter zu lugen.Gleichzeitig suchen wir uns auf den abgedruckten Bildern eine Speise aus.
Die zwei Herrschaften sind fertig, nun aber ran an die Kiste. Äääääääh. Ok. Auf den Automatentasten sind die Bilder nicht drauf. Also müssen wir noch die Schriftzeichen vergleichen, um die richtige Taste anwählen zu können. Finden wir auch. Also los. Drücken wir mal. Nichts passiert. Das Displaiy deutet uns, dass wir es drücken sollen. Gut. Trotzdem passiert nix. Wir verneigen uns wieder ganz leicht und freundlich lächelnd lassen wir den näcshten Mann auch noch vor.Gucken ihm wieder extrem neugierig über die Schulter. Aaaaah. Zuerst das Geld rein.
Wir ordern unser Essen um die erhaltenen Billets stolz bei der Dame hinter dem Tresen gleich wieder abzugeben. Ein Plätzchen finden wir auch und beziehen es siegessicher – um nur Bruchteile von Sekunden später festzustellen, dass die georderten Essensnummern natürlich auf Japanisch ausgerufen werden. Na super. Wir werden verhungern. Oder doch nicht? Wir beobachten die 3 Leute, welche wir vorgelassen haben. Danach müssten wir ja eigentlich dran sein.
Ist auch so und stolz wie Bolle holen wir beide unser Tablett. Ich eine Udonsuppe für 1000 (=7,75 Euro) Yen, Markus hat Reisnudeln in Sojasauce und frittiertes Gemüse / Tempura für 800 Yen (=6,15).
Wasser gibt es kostenlos dazu und nun beobachten wir neugierig die Mitspeisenden, ob man die Suppe nun aus der Schöpfkelle trinkt oder doch aus dem Schälchen. Als wir einen jungen Mann aus der großen Suppenschüssel trinken sehen, wissen wir, dass zumindest hier alles erlaubt ist. Wir mampfen unbefangen unsere Tabletts leer.
Direkt hinter dem Haus schließt sich eine Gärtnerei an. Wir schlendern hindurch und entdecken sowohl exotische als auch uns bekannte Pflanzen. Schade, dass wir nichts kaufen können. Highlight ist ein kritzegrüner Frosch, welcher es sich auf einem saftigen Blatt gemütlich gemacht hat.
Marcus nutzt dann noch schnell die guten Waschräume um sein Hemd durchzuwaschen. Während es auf dem Bügel baumelt, sondieren wir die weitere Route. Es ist megaheiß, in der Sonne kaum auszuhalten. Fast brennt uns der Hintern weg, als wir wieder auf die Sitze ins Auto klettern.
Wir fahren die meiste Zeit navigiert durch google. Doch so hin und wieder wundern wir uns wirklich – wo wir langgeschickt werden. Immer wieder sollen wir in kleinste Straßen abbiegen. Nicht nur einmal sind wir froh, dass wir doch einen recht überschaubaren Camper haben, denn die Kurven werden inmitten der kleinen Wohngebiete teilweise recht eng.
Dennoch möchten wir die anfänglich recht irrational erscheinenden Wege nicht missen. Heute zum Beispiel schickt uns google dann plötzlich auf der Alps Green Route entlang. Die Gemüsestraße also. Links und rechts von uns herrliche Anbaugebiete.
Doch schon bald müssen wir diese schöne Straße verlassen, es geht weiter hinein ins Gebirge. Einen Tunnel nach dem anderen durchqueren wir nun. Wir sind völlig erstaunt. Mit so vielen Tunneln haben wir wahrlich nicht gerechnet. Kaum ist man aus einem raus, geht es in den nächsten hinein.
Später werden wir wissen, dass das halbe Land durchtunnelt ist. Hier, auf unserer Strecke, sind die Tunnel teilweise so eng, dass die Busse Mühe haben, aneinander vorbeizufahren. Mächtiges Schauspiel.
Wir würden gern wissen, ob diese Tunnel europäische Tunneltests bestehen würden. Aber wahrscheinlich schon, denn schließlich fahren wir in einem Land, was bedingt durch seine Lage auf dem pazifischen Feuerring, erdbeebengeschüttelter nicht sein könnte. Da sollten Tunnel stabil sein.
Dann wartet eine Mautstelle auf uns. Ein wirklich freundlicher Mann teilt uns sich verneigend mit, was es kostet. Wir verstehen kein Ton. Geben ihm einfach einen großen Schein und er verschwindet damit. Während wir warten, wandert unser Blick auf die Berge. Schnee. Hier liegt ganz weit oben noch letzter Schnee! Irgendwann taucht er dann mit dem Wechselgeld wieder auf. Noch mehrmals verneigend verabschieden wir uns voneinander.
Dann folgt das Highlight der heutigen Fahrt. Plötzlich sehen wir rechts unter der Leitplanke Affen verschwinden. Wo kommen die denn her? Während ich mir fast in die Hosen mache, geht Hobbyjäger Marcus geht sofort auf die Pirsch. Die Affen sind wirklich scheu, doch von der Ferne können wir gut sehen, wie sie vom Hang runterlaufen um sich an den frischen grünen Bäumen ihr Abendessen zu besorgen.
Gegen Abend erreichen wir Okuhida. Wieder parken wir auf einem Michi no Eki. Direkt nebenan liegt ein offizieller Campingplatz. Dieser ist zwar abgetrennt, aber die Tür ist offen, die Pforte nicht besetzt.
Auf dem hinweisenden Schild steht sicherlich: Auch wenn sie hier nicht übernachten, dann schauen sie sich gern um und genießen sie eine warme Dusche.
Das machen wir gern. Wir erkunden erst einmal das Gelände. Wirklich nur ein paar ganz vereinzelte Zelten sind zu sehen. Wohnmobile gar keine, obwohl gefühlt 200 Plätze mit und ohne Stromanschluß bereitgehalten werden. Hinter dem Campingplatz fließt ein Fluss, wir stehen inmitten eines wunderschönen Tales. Die Sonne geht unter und wir nutzen noch rasch die Münzduschen des Zeltplatzes. Auch hier sind wir komplett allein.
Dann ziehen wir uns auf unseren kostenlosen Parkplatz zurück. Und obwohl dieser Parkplatz direkt an der Straße liegt, ist er im Gegensatz zum Campingplatz gut besucht. Links und rechts von uns parken jetzt riesige LKW´s. Mehrer Wohnmobile und auch PKW´s sind da. Die Straße ist nachts kaum befahren. Wir schlafen sehr gut ……
….und wie es weitergeht, erfährst du im nächsten Beitrag dieser Serie.
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