Tripp Tipp

Unterwegs mit Wohnmobil auf den Lofoten

Lesedauer 31 Minuten

…dieser Beitrag beschreibt unsere Tour mit dem Wohnmobil auf die Lofoten und wird fortlaufend als Wegmarke aktualisiert. Reisezeit September / Oktober 2024. Schau gern in Kürze wieder hinein.

22. Wegmarke: Die Lofoten schmeißen uns raus! Von Fredvang nach Hanøy

Die heutige Wegmarke ist schnell erzählt: Es regnet und zwar den ganzen Tag, damit muss man sich wohl anfreunden, wenn man Nordnorwegen im Herbst besucht. Wir werden den Tag zum Fahren nutzen.

Nichtsdestotrotz habe ich ein paar Tagesimpressionen gesammelt und auch heute kann ich mit ein paar Aurorafotos vom Vorabend beginnen. Eigentlich war ich schon komplett zum Schlafen bereit als irgendein Gedanke mich bewog, allem Sturm zum Trotz die Dachluke nochmal zu öffnen. Hoffentlich reißt er sie mir nicht aus der Hand.

Oh nein, da sind sie ja schon wieder, was für ein Nordlichtstress und Geschenk zugleich. Es folgt ein schneller Schnappschuss aus der Hand:

Aurora Borealis auf den Lofoten / Fredvang
Aurora Borealis / Fredvang 11.10.24

Dann: Raus aus dem Bett, halbwegs warm anziehen und ab in die stürmische Kälte:

Aurora Borealis / Lofoten / 11.10.24

Kaum habe ich ein Foto gemacht, fängt es wieder zu hageln an. Super – also ab, wieder rein ins warme Auto. Wieder ins Bett. Nochmal Dachluke auf – oh man, nur 3 Minuten später und schon wieder sternenklarer Himmel. Also – wieder anziehen, nochmal raus:

Nordlichter / Fredvang 11.10.24

Am heutigen Morgen wird klar, der Preis für diese drei Bilder ist hoch.

Sehr hoch.

Im Eifer des Gefechts muss ich einen meiner geliebten Pantoffeln mit aus der Schiebetür raus gezerrt haben. Der Sturm in der Nacht war gnadenlos – Pantoffel weg. Ich suche die Böschung ab, in der Hoffnung ihn irgendwo im Gras, im Wasser zu finden. Nix. Dann halte ich wenigstens den regenfreien Moment am Torsfjord fest:

Torsfjord / Fredvang / Lofoten
Torsfjord / Fredvang / Lofoten

Ein was hat dieser stürmische, regnerische Morgen. Der Wanderparkplatz bleibt bis etwa 11 Uhr komplett leer. Unter normalen Umständen wäre er längst mangels ausreichend Fläche restlos zugeparkt. Doch siehe da, bei stärkstem Regen startet dann tatsächlich eine Gruppe völlig verrückter Frauen auf eine Wanderung zum Kvalvika Beach.

Wir machen uns dann auf den Weg, so langsam müssen wir an den Heimweg denken. Wir folgen der Hauptroute der Lofoten – die E10 und schwelgen hier und da bereits jetzt in Erinnerungen, da wir an einigen Orten nun das zweite Mal vorbeikommen.

Wie immer halten wir für einen kurzen Fotoblick. Viel beschrieben, ob des grauen Wetters kamen sie für uns gar nicht so zum Vorschein: Die karibisch anmutenden Strände – der hier am Flakstadpollen gibt uns eine Ahnung:

Flakstadpollen / Lofoten
Flakstadpollen / Lofoten

Irgendwo nutzen wir fünf weitere regenfreie Minuten um die geknickten Beine mal zu strecken und steigen paar Meter zur Nappskaret Aussicht hinauf:

Nappskaret Viewpoint
Nappskaret Viewpoint

Dann heißt es mal wieder Vorräte auffüllen und siehe da, schon entdecken wir ohne groß suchen in Leknes ein REMA 1000. Unser Lieblingssupermarkt in Norwegen. Wir kaufen vor allem Obst für unser Morgenmüsli aber ein Blick in die Tiefkühltruhen ist nett:

Fisch in der Tiefkühltruhe

 

Schrimps in der Tiefkühltruhe

Als wir ein Brot schneiden, fällt vor der Brotschneidemaschiene ein Eimer auf. Darin liegen zig Brotkanten. Auch in der Maschine liegen noch einige. Augenscheinlich mag man die hier nicht, seltsam.

So, weiter geht die Fahrt auf der E10 und an einer Straßenkreuzung steht allen Ernstes ein Werbeschild: „Weltbeste Zimtschnecken“.

Verrückt.

Den kleinen Stich von 11 Kilometer Richtung Unstad nehmen wir einfach mal mit.

Werbeschild weltbeste Zimtschnecken Unstad
Werbeschild weltbeste Zimtschnecken Unstad

Die Tour bis ins kleine Dorf ist landschaftlich betrachtet auf jeden Fall den Abstecher wert, doch sind es die Zimtschnecken auch? Schnell ist der Camper vorm Restaurant & Shop Arctic Surf geparkt.

Unstad Arctic Surf

Der Blick in die Karte verrät, dass da augenscheinlich was ganz besonderes kommen muss. Für 119 NOK, also schlappe 10,17 Euro wird eine Zimtschnecke garniert mit  Obst und Sahne feil geboten. Und dann kommt schon das gepriesene, auf einem Schieferbrettchen edel hergerichtete Teil:

weltbeste Zimtschnecke Unstad Arctic Surf
weltbeste Zimtschnecke im Arctic Surf Unstad

Ok, sie ist definitiv die am hübschesten servierte. Zumindest auf unserer Reise. Sie ist aber auch die größte und die teuerste. Wir kosten mal: Ja, sie schmeckt, ist aber ziemlich süß und für eine Person allein fast zu groß. Hätten wir uns lieber mal eine geteilt.

Kommentar Marcus, nachdem seine verspeist ist: „Und jetzt eine Scheibe Salami“. Würden wir sie nochmal essen? Eher nein, sie war sehr ok aber eben nicht sensationell.

Dann schauen wir noch kurz am Unstad Beach vorbei. Nochmal so ein schöner heller Sandstrand:

Unstad Beach
Unstad Beach / Lofoten

Irgendwo auf Höhe der Insel Gimsøya halten wir für diesen Blick über die Leitplanke:

Weiter gehts auf der E10 mit einem kurzen Stopp an der recht fotogenen, für Norwegen so typischen nach oben gebogenen Gimsøystraumenbrücke.

Diese ist 839 Meter lang und überspannt seit sie 1980 eröffnet wurde eine 18 Kilometer lange Meerenge und macht damit die Fahrt über die Inseln wesentlich komfortabler.

Als wir auffahren zeigt die Windanzeige 26 m/s das sind 93 km/h. Ab 30 m/s soll es wohl zu Brückensperrungen kommen.

Gimsoystraumenbrücke

Und dann neigt sich auch schon allmählich der Tag. Wir beschließen nicht weiter zu fahren und rasten am kleinen Fährhafen in Hanøy ein. Hier gibt es für 15 Euro in den Briefumschlag gelegt die offizielle Erlaubnis, den Womostellplatz zu nutzen. Wasser ist abgestellt aber Strom könnte man nehmen. Kurzer Blick aus der Frontscheibe nach dem Einparken:

Wohnmobilstellplatz Hanøy

21. Wegmarke: Hamnøy – Reinebringen – Kvalwika Beach (fast)

Ich glaube, heute versuche ich mich kurz zu fassen, nach zwei Wanderungen bin ich extrem müde. Aber fange ich wie immer mit den Auroraimpressionen von gestern abend an. Während wir aus Deutschland schon von Sichtungen erfuhren, war es bei uns noch bewölkt. Irgendwann begann ein Wolkenloch glutrot zu schimmern, das Meer spiegelte diesen irren Moment. In der rechten unteren Ecke zeigte sich ein schwacher grüner Schimmer.

Hamnøy / Lofoten
Aurora Borealis / Hamnøy / 10.10.24

Einige Zeit später duellieren grün und rot am Himmel. Wieder mal ein magisches Schauspiel, einfach nicht zu fassen.

Nordlichter 10.10.24 / Hamnøy Lofoten

Eine ganze Weile leuchtet der Himmel grün-rot und wir fangen an, ein wenig mit dem iPhone und der Umgebung zu experimentieren. Ein Funkmast steht Model und im Hintergrund macht sich der Reinebringen auch ganz gut als Silhouette. (Genau dieser Reinebringen soll heute noch Bedeutung bekommen, gleich mehr dazu.)

Funkmast in Hamnøy Reinebringen / Auroa Borealis 10.10.24 / Lofoten

Wir steigen von der Anhöhe wieder hinab, Stirnlampen leuchten uns dabei den Weg durch den Modder. Bloß nicht auf den Allerwertesten stürzen. Unten angekommen, schleichen wir nochmal hinter die Fischgestelle hinter dem Womostellplatz:

Nordlichter Hamnøy Lofoten 10.10.24
Nordlichter Hamnøy 10.10.24

Obwohl es teilweise bewölkt war, zauberte Aurora also ähnlich wie ein Kaleidoskop tolle Formen und Farben an den Himmel. Irgendwann tauchte dann noch, mit viel Phantasie geguckt, dieser Schmetterling am Nachthimmel auf. Gegen 1.00 Uhr fanden wir, dass es Zeit wird, schlafen zu gehen.

Aurora Borealis 10.10.24 / Hamnøy Lofoten
Aurora Borealis 10.10.24 / Hamnøy Lofoten

Heute morgen kam dann diese Überraschung – ein Regenbogen überspannt das Auto. Schon das zweite Mal auf dieser Reise!

Regenbogen / Lofoten

Dann heißt es auch hier nach drei ruhigen Nächten endgültig Abschied nehmen von diesem schönen Womostellplatz. Das Wetter schaut halbwegs ok aus – wir haben einen Plan, den wir ob des Wetters kaum zu denken gewagt haben. Wir wollen auf den gestern und vorhin bereits erwähnten, sagenumwobenen Reinebringen bei Reine wandern.

Fix Tee gekocht, Bananen, Mandeln und paar Notkekse eingepackt.

Wir haben Glück, ergattern einen kostenfreien Parkplatz unweit des Einstieges und machen uns auf den Weg, die etwa 448 Meter via einer gefühlten Endlostreppe mit satten 1978 Stufen zu erklimmen. Das gemeine daran ist, dass so manche Stufe so hoch ist, das es auch locker hätten zwei Stufen werden können. Treppen wie diese gibt es übrigens einige in Norwegen, eigens dafür werden Sherpas engagiert, um sie zu bauen.

Wanderung auf den Reinebringen / Reine / Lofoten
Wanderung auf den Reinebringen / Reine / Lofoten

Der Aufstieg ist nicht ganz ohne, die Treppe windet sich ohne Geländer oder jegliche Sicherung steil am Fels hinauf. Das muss man mögen. Hoch geht es sehr gut, runter hat es einige gegruselt. Eine Ladie aus Fernost krabbelt kurz auf allen Vieren. Ein Mann aus Malaysia erzählt mir, dass er runterwärts irre Angst hat – tief atmen, mein Tipp, den ich ihm mit auf den Weg gebe.

Schaut Euch das mal an. Irre, oder? Man schaut halt einfach mal mehr oder weniger in den Abhang. Für uns ging’s allerdings ohne Probleme, nicht einmal war uns ob der Höhe mulmig, nicht einmal war es brenzlig.

steile Treppe Wanderung Reinebringen
Steile Treppe Wanderung Reinebringen

Die Wanderung steht bei so ziemlich jedem Lofotentourist auf der Liste. Ziel des ganzen ist diese wahnsinnige Aussicht auf den Ort Reine. Oben angekommen, werden wir erst mal mit Graupel beschmissen aber dann haben wir eine ganze Weile Zeit, dass hier zu genießen:

Weil es so bezaubernd war, wollte Marcus heute wieder ein Wegmarkenfoto sponsern – vielen Dank!

Reinebringen Aussicht
Foto: @fotokahl.de / Blick vom Reinebringen

Nach einer kurzen Rast fahren wir 30 Kilometer weiter und brechen zu einer weiteren Wanderung auf. Auch der Kvalwika Beach wird überall erwähnt und so wollen wir mal schauen, ob wir das vor Einbruch der Dunkelheit noch schaffen.

Zwar gewappnet mit Gumistiefeln können wir dem typisch norwegischem Wanderwegmodder gut trotzen, dennoch fordert uns der Weg, da er über einen Sattel und hier über eine Geröllhalde führt.

Wir haben also die Wahl entweder wie kleine Bergzicken über die großen Steine zu balancieren oder dazwischen in die Matschlöscher zu treten. Immer mal wieder gibt es Hagelschauer.

So entscheiden wir uns einfach mal, nicht bis ganz runter zum Strand abzusteigen – wohlwissend, dass wir es eh wieder hoch müssten, sondern fangen einfach eine Impression aus ungefähr 100 Meter Höhe ein:

Kvalwika Beach
Kvalwika Beach

Wir schaffen es noch ohne Stirnlampen zurück zum Auto und weil wir gut müde sind, beschließen wir einfach direkt auf dem Wanderparkplatz zu nächtigen. Wieder einmal rüttelt der Sturm das Auto und trommeln immer wieder Hagelkörner aufs Dach. Dank unserer guten Standheizung können wir es uns wohlig warm machen.

20. Wegmarke: Sakrisøy – Å – Reine – Hamnøy

Ein Tag der Fischerdörfer, wie soll es auch anders sein, denn wir sind immer noch am letzten also westlichsten Zipfel der Lofoten.

Nach einer erneut stürmischen Nacht startet nahezu unerwartet ein Regengebiet Tag. Wir wollen der Wetter-App gern glauben, denn das soll weitestgehend für den ganzen Tag so bleiben. Ich schieße ein letztes Foto vom Wohnmobilstellplatz, hier auf dem Seaside Caravan Camping bei Hamnøy.

Seaside Caravan Camping Reine
Seaside Caravan Camping / Reine – Hamnøy

Dann fahren wir schlappe 12 Kilometer und schon stehen wir im westlichsten Dorf der Lofoten und damit am Ende der Touristenstraße E10. Wir sind im Dorf mit dem wohl kürzesten Namen: „Å“ gesprochen wie „O“ und starten vom großen Besucherparkplatz erst mal zu einem Aussichtspunkt mit Blick gen West. Hier gibts ganz viel Meer, Modder unter den Schuhen, tiefe Schlammpfützen, Felsen und vor Nässe triefendes Moos. Jeder Schritt will gut überlegt sein. Zumindest für mich, da ich heute die Gummistiefelchen nicht anhabe.

Es gibt aber noch etwas an dieser Stelle: Die sich endlich mal wieder durch die Wolken einen Weg bahnende Sonne!

Hallo liebe Sonne, schön dich zu sehen!

A auf den Lofoten
Aussichtspunkt A auf den Lofoten

Weiter gehts nun hinein in das kleine Fischerdorf, welches sich, so wie es zumindest auf den flüchtigen Blick ausschaut, komplett und ich schätze mal mehr oder weniger unfreiwillig dem Tourismus ergeben hat.

Die kleinen roten, auf Stelen im Wasser stehenden Häuschen sind wirklich hübsch anzuschauen. Sie heißen zum Beispiel Anna, Wilhelm oder Ludvik. Schnell wird klar, nahezu jedes rote Häuschen ist ein Ferienhäuschen.

Ha, da ist schon der Beweis – da drüben muss gerade eine Frau Model stehen. Tür auf, lasziv die Klinke festgehalten und hübsch ins Sonnenlicht gelächelt.

Å auf den Lofoten
Fischerhäuschen in Å / Lofoten

Wir umschleichen alles was geht und knipsen dem Dorf quasi die Seele aus dem Leib. Am Beginn der Hafenmole entdecke ich sowas wie ein Ortsschild, das nehme ich mal mit:

Vom Ende dieser Hafenmole gibt es einen schönen Blick aufs Dorf und die dahinter liegenden Berge.

Blick auf Å und die dahinter liegenden Berge

Na und wie das bei einem Dorfbummel eben so ist, immer wieder tun sich neue Perspektiven auf. Hier ein paar Impressionen wohlgemerkt mit blauem Himmel, wir wissen es zu schätzen:

Wir kommen auch an diesem Ort an einem Fischermuseum vorbei, das Wetter ist wie immer zu gut, um reinzugehen. Am Eingang ist ein wenig getrockneter Fisch als Deko angebracht. Fast schaut es so aus als würde er mit schmerzverzerrtem Gesicht rufen: „Hört auf ihr lieben Menschen soviel Fisch zu essen, meine Brüder und Schwestern im Meer vor Norwegen sterben aus.“

getrockneter Fisch vor dem Fischmuseum in Å

Dann umwandern wir das Dorf und gehen direkt am Tunneleingang auf die wesentlich ruhigere Seite der E10. Der Blick auf die herbstlich gefärbten Bäume, die Berge, den See Ågvatnet und die kleinen Böötchen lockt.

Wir laufen die kleine Straße Namens Musdalen hinein und knipsen auch dem einsamen kleinen Boot aus allen Perspektiven die Seele weg. Wie bestimmt schon ganz viele andere Touris vor uns, man muss eigentlich immer nur schauen, wo das Gras plattgedrückt ist:

einsames Boot auf dem Ågvatnet / Lofoten

Der Weg wird zum gut durchfeuchteten Trampfelpfad, zumindest dort, wo wir die Straße verlassen. Doch was sich da hinten für ein Blick auftut, lässt nicht nur unsere Fotografenherzen höher schlagen. Wunderschöne Ruhe, kein Mensch weit und breit. Da ist sie mal wieder, diese herrliche norwegische Ruhe und Weite, für die sich jeder Kilometer Autobahn lohnt:

Blick auf den See Ågvatnet / Lofoten
Blick auf den See Ågvatnet / Lofoten

Doch so einsam ist es dann doch wieder nicht. Wir stapfen die kleine Anhöhe hinauf und finden ein Haus, Fischtrockengestelle, einen alten Anhänger und diesen, ich würde es mal Schuppen nennen, der sich gerade so hübsch in der Pfütze spiegelt:

Wir folgen dem wirklich kurzen Pfad über den Berg und stehen direkt wieder am Parkplatz. Nach einem Käse- und Marmeladenstüllchen freuen wir uns noch kurz, dass es heute mal solare Gewinne für unsere Batterie gibt. Und während ich kurz aus der Frontscheibe schaue, schwebt da glatt eine Drohne fast direkt vor unserem Auto. Ich mag die Dinger einfach nicht.

Na gut. Aber das interessiert diese Drohne leider nicht. Sie schwebt weiter und wir fahren wieder gen Ost, gibt ja nur die eine Touristenstraße E10 und stehen kurz darauf im nicht minder berühmten Touristenort Reine.

Nicht ganz so ausführlich aber auch hier stromern wir ein wenig umher. Was nicht fehlen darf, der „Reineblick“ – Blick von oben auf den Ort:

Blick auf Reine
Blick auf Reine

Der Ort Reine ist vor allem für eine sehr populäre Wanderung – die Wanderung auf den Reinebringen bekannt. Eine Treppe von um die 1900 Stufen führt auf eine Höhe von 449 Metern.  Für uns ist es heute dafür spät, wir laufen einfach nochmal ans andere Ende vom Ort zu einem kleinen Aussichtspunkt:

Aussichtspunkt Reine
Aussichtspunkt Reine

Und nun, weil es so schön war, saugt uns der Wohnmobilstellplatz eine dritte Nacht an. Wir kehren zurück an das nette Flecken zwischen dem gelben Dorf Sakrisøy und dem roten Dorf Hamnøy.

Ein wunderschöner Sonnenuntergang tut sich auf und wie soll es anders sein, der berühmte Fotospot kommt gefühlt das hundertste Mal vor die Kamera. Nicht nur vor unsere. Am Brückengeländer herrscht reges Treiben, auch eine Drohne schwirrt uns mal wieder um den Kopf.

Und nun: Heute mit dem Hauch der Abendröte. Einfach nur schön.

Hamnøy

Auf der anderen Seite der Brücke umgarnt die untergehende Sonne das Meer und die Felsen mit wunderschönem Pastell:

Endlich gelingt mir auch ein schönes Foto vom Wohnmobilstellplatz, zumindest von der Viererreihe, wo wir uns am wohlsten gefühlt haben. Ein Plätzchen wäre noch frei:

Seaside Caravan Camping Reine
Seaside Caravan Camping / Reine

Und weil es nur einen Katzensprung entfernt ist, sage ich noch kurz dem gelben Dörfchen gute Nacht beziehungsweise möchte ich mal schauen, ob da ein paar Lichter angegangen sind.

Sakrisoy in der Dämmerung / Lofoten

Und so geht ein schöner Fototag mit Blick auf viele Fischerhäuschen, das Meer und den Sonnenuntergang zu Ende.

19. Wegmarke: Geplant gestrandet in Reine

Oh wir sehr wir das gerade genießen, ob des starken Regens einfach hier stehenzubleiben und den Tag mal machen zu lassen. Wer hätte gedacht, dass bei einem als voll durchregnet erwarteten Tag doch so viel Ereignis dabei sein kann. Aber lest selbst, was heute alles los war.

Da die Wetterapp zumindest für die ersten Stunden des Tages etwas weniger Regen meldet, mache ich mich gleich nach dem Frühstück auf die Socken und erkunde die nähere Umgebung.

Der Wohnmobilstellplatz ist nur ein Katzensprung vom kleinen in gelb leuchtenden Dörfchen Sakrisøy entfernt, die Berggipfel der Umgebung zögern noch ein wenig, ob sie wohl ihren Morgenmantel heute ablegen möchten:

Sakrisøy Lofoten
Sakrisøy Lofoten

Ich bin glaube ich die einzige bekloppte Touristin, die sich an diesem unleidlichen Morgen bei 6° C an der Leitplanke der Landstraße E10 entlang hangelt. Richtig gelesen, Fußwege gibt es hier nicht und so ab und an donnert auf den nächsten etwa 2 Kilometern entweder ein LKW, ein PKW und dann irgendwann auch die ersten Touristenbusse an mir vorbei, egal – ich mag diese roten Häuschen auf Stelzen, da darf es für ein Foto ruhig mal etwas unkomfortabel sein…

Die Nässe ist unberechenbar, deshalb kehre ich zurück ins gelbe Dörfchen und schaue mich beim angesagten „Anitas Seafood“ Imbiss ein wenig um. Wahrscheinlich hat man extra für uns fotohungrige Touristen ein Fischtrockengestell mit Seeteufelköpfen drappiert. Schön, denn der Seefisch wird hier in der Regel zwischen Januar und April gefangen, gesalzen und zum Trocknen aufgehangen, also eigentlich ist keine Fischtrockungssaison:

Anitas Seafood Lofoten
Fischtrockengestell bei Anitas Seafood Lofoten

Jetzt möchte ich mich ein wenig beeilen, denn auf der kleinen Nachbarinsel Hamnoy gibt es einen kleinen Bäcker. Der schließt jedoch schon 12.00 Uhr und die Erfahrung der letzten Tage hat gezeigt, dass die besten Stücke schnell ausgeräubert sind. Marcus kommt mir entgegen und wir wandern nun gemeinsam ein zweites Mal an einigen Fotospots vorbei und gucken, ob sich die Berge ein wenig entkleidet haben… ja – haben sie:

Auf dem Weg zum Bäcker geht die sprichwörtliche Dose auf. Mehrere Tourbusse fahren an uns vorbei und an gewissen Haltepunkten dürfen die Touris dann kurz raus.

Schade nur, dass man ihnen nicht sagt, dass sie für das berühmte Foto von Hamnøy nur wenige Meter auf die Brücke hochlaufen müssten, wir knipsen dieses Motiv nun schon zum zweiten Mal, man kann sich daran einfach nicht satt sehen:

Hamnøy Lofoten
Hamnøy Lofoten

In der „Eliassen-Bäckerei“, die sich ein wenig im Hinterhalt versteckt, decken wir uns nun mit ein paar der berühmten Zimtschnecken, Schoko-Vanille-Twists sowie zwei Kaffee ein. Denn was Google uns nicht verraten hat ist, dass man in das nebenan befindliche geöffnete Garagentor einfach reingehen darf…

Eingang zur Ausstellung

Im Inneren verbergen sich viele kleine Schätze, welche die Fischereigeschichte dokumentieren. Die weißen Holzbänke laden ein, einfach mit Teilchen und Kaffee ein wenig zu verweilen. Machen wir doch glatt:

Das ist wirklich die kleine Entdeckung des Tages. Toll! Und hier noch bisschen Trockenfisch für euch:

Lange sitzen geht allerdings nicht, denn so langsam kriecht dann doch ein wenig die Kälte rein. Also gehts wieder zurück über die Bogenbrücke, nochmal am beliebten Blick auf die roten Häuschen vorbei und hinauf auf die kleine Anhöhe der Insel Olenilsøya. Eine herrliche Aussicht tut sich auf. Mega!

Das finden allerdings nicht nur wir, sondern ein paar sportliche Ladies aus Taiwan toben auch hier oben rum. Wir kommen ein wenig ins Gespräch und sie fragen uns, ob wir schon Nordlichter gesehen haben.

Und ob!

Marcus zeigt ein paar seiner Schätze und die Damen kreischen alle vier gleichzeitig bei jedem einzelnen Bild. So herrlich, wie sie sich freuen können! Ich frage, ob ich ein Bild machen darf:

Im Gegenzug fotografieren sie sich noch die Marke meiner Schuhe, denn wir sind auch heute wieder megahappy, dass wir uns kürzlich im Outlet Sortland diese Gummistiefel gekauft haben. Schlamm, tiefe Pfützen, nassgetränktes Moos, glitschige Felsen – all das macht diesen verrückten Schuhen nix aus. Achso: Partnerlook!

Wir fotografieren dann noch ein wenig von oben, auch der Blick auf das gelbe Dörfchen ist wunderschön, vor allem da sich nun mit etwas mehr Helligkeit das Wasser leicht türkis-blau zeigt:

So langsam sind wir bereit für einen Mittagssnack, natürlich kehren wir bei „Anitas Seafood“ ein, auch wenn danach das Taschengeld für heute definitiv alle ist. Wir sind nicht allein, mit uns strömen so einige Touris hinein und das hat guten Grund. Die in einem gelben Häuschen untergebrachte Lokalität ist durch und durch auf Fisch organisiert. Im Vorraum werden wir erst mal gebeten, die Hände zu waschen und hier wartet auch schon die wirklich schön dekorierte Shopauslage:

Dann stehen wir auch schon an der Bestelltheke. Es gibt vier Hauptspeisen Fischsuppe, Veggieburger, Fischburger … und süße Teilchen. Nachdem gewählt und bezahlt ist, suchen wir uns ein Plätzchen im Gastraum und starren auf die zwei großen Monitore. Links: In Vorbereitung – alle bestellten Nummern werden angezeigt. Rechts: Fertig zur Abholung.

Da es ein wenig dauert, bleibt Zeit, den kreativen „Kronleuchter“ zu fotografieren:

Nun kämpfe ich kurz mit meinem Veggieburger mit Seegras, viele Einzelteile sollen eigentlich ein handliches Ganzes ergeben und bin neidisch, dass Marcus seine Fischsuppe sehr elegant löffeln kann.

Veggieburger bei Anitas Seafood / Lofoten

 

Fischsuppe bei Anitas Seafood / Lofoten

Später bin ich doch ein wenig zufrieden, dass auch bei einer anderen Frau die Remoulade sowie der Salat im halben Gesicht verteilt ist, mit dem Essen der Burger kämpfen also viele.

Das Essen, welches wir eher als Snack bezeichnen würden schlägt übrigens mit knapp 42,00 Euro zu Buche, inklusive selbst abholen und Geschirr abräumen.

So langsam schleicht sich die Kälte wieder ein und im Prinzip sind ja auch alle Meter des Dorfes abgelaufen. Fazit: Die meisten Häuser sind Ferienunterkünfte. Einst lebte man hier vom Fischfang, nun von den Touristen. Das bringt leider mit sich, dass sich die als sehr freundlich beschriebenen Norweger Stück für Stück mit dem Thema Verbote und Begrenzungen auseinandersetzen müssen. Wir möchten gar nicht wissen, was hier in der Vergangenheit schon alles vorgefallen ist – heute habe ich ein paar dieser Verbotsschilder fotografiert:

Flugverbot für Drohnen
Betreten und Befahren des Firmengeländes verboten

Doch das letzte Bild, setzt dem allen eine Krone auf: „Hinsch… verboten!“ Oh Mann, kaum zu glauben.

Entleerung von höchstpersönlichen Exkrementen an dieser Stelle verboten!

Wenn auch zeitig und doch deutlich später als erwartet, lassen wir den Draußen-Tag an einem beliebten Fotospot ausklingen. Das gelbe Haus in Sakrisøy, welches sich direkt neben dem Imbiss befindet.

Ab 14.00 Uhr zeigt die Wetter-App Doppfeltropfen und so haben wir Zeit zum Tippen, Fotos bearbeiten und chillen.

18. Wegmarke: Von Flakstad nach Reine

Da abzusehen war, dass der Tag mehr als nass werden würde, schwelgen wir zunächst ein wenig in Erinnerungen ob der letzten wieder sehr aufregenden Polarlichtnacht. Genau wie die beiden Tage zuvor, tobten wir auch gestern gut 4 Stunden durch die kalte Finsternis, um das bunte Farbspiel der Aurora Borealis fotografisch einzufangen. Dabei treffen wir im Finsteren auf einen Mann aus der Nähe von Mannheim, 70 Jahre, begeisterter Fotograf, der schon um die 30 Kalender rausgebracht hat und nun bis Ende November mit seiner Frau durch Norwegen tingelt.

Irgendwann Stunden später ruft diese Frau an und wundert sich, wo er bleibt: „KP-Wert 6 haben wir gerade“ meldet er ihr und „… mehr geht fast gar nicht“ und ab da sagt er mit Blick zum Himmel zig Mal „Ach, Du sch… weil er genau wie wir nicht fassen kann, was da am Himmel abgeht.

Heute wollte Marcus sehr gern ein Foto für die Wegmarke sponsern – dankeschön – denn da kann mein iPhone natürlich nicht mithalten:

Nordlichter / Flakstad 07.10.2024 /
Foto: @fotokahl / Flakstad 07.10.24

Und zusätzlich noch ein paar iPhone-Impressionen:

Polarlichter Lofoten 2024
Polarlichter Flakstad / Lofoten 07.10.2024
Nordlichter Flakstad / Norwegen 07.10.204
Nordlichter / Lofoten 07.10.2024

Gegen Mittag verlassen nicht nur wir den schönen Campingplatz. Die zwei geländegängigen Fahrzeuge samt dem vorgestern beschriebenen Vorzelt und Lagerfeuer fahren ebenfalls vom Platz. Auch wenn es sich sehr verläuft, trifft man gewisse Fahrzeuge doch immer mal wieder.

Wir springen nun für eine Fotoimpression nur paar Meter weiter gleich wieder aus dem Auto. Die hübsche rote Kirche von Flakstad.

Kirche Flakstad

Wir hangeln uns von einem Fotospot zum nächsten. Die reinste graue Suppe erwartet uns beim Ramberg Beach. Und während andere Touristen deutlich hartgesottener bei starkem Regen zu einem kleinen Spaziergang aufbrechen, lugen wir nur kurz durch die vertropfte Scheibe.

Ramberg Beach
Ramberg Beach

So ab und an wollen auch die Vorräte ein wenig aufgefüllt werden. Auf dem Supermarktplatz stellen wir fest, dass der Regen sich hier zu grauem, rutschigem Schneematsch gewandelt hat. Oha, na dann mal rein in den kleinen Laden. Rein vom Feeling ist es wie ein Netto an der Kasse wird es dann eher ein Edeka. (Beispielpreise: 1 Gurke 2,50 Euro / 1 Gläschen Pesto 5,40 Euro / 1 Kilo Clementinen: 5,30 Euro)

Nix wie raus und übrigens: Auch ein Supermarktparkplatz kann ein toller Fotospot sein:

Kurzer Stop am Supermarkt Ramberg

Nur paar Meter auf der Straße und das Desaster zeigt sich: Der Schnee hat sich nicht an meine Abmachung gehalten, er ist deutlich weiter vom Berg runter gekommen, als vereinbart war. Na super. Fotogen ist’s allemal:

Der erste Schnee auf der Straße

Das graue Gebäude entpuppt sich als hübscher Fotospot, wir fahren auf dem Parkplatz in den Matsch und ich stehe als erstes in einer tiefen kalten Pfütze. Nordnorwegen im Herbst, das läuft ja super heute – aber der Ort ist mit dem alten und mit Fischen bemalten Gebäude und den Fischtrockengestellen vor dem leicht gezuckerten Berg natürlich für uns wie ein Magnet:

Ihr merkt schon: Heute sind wir im Schneckentempo unterwegs, für die paar Kilometer sind wir bestimmt schon eine Stunde oder länger unterwegs. So langsam aber sicher verliere ich das Gefühl für die Zeit, was war nochmal für ein Tag heute?

Dafür ist der Schnee nach der nächsten Kurve und damit der Anfahrt an den nächsten Meeresarm wie von Zauberhand verschwunden. Es regnet trotzdem weiterhin unablässig, immer wieder meldet die Anzeige im Auto: 3° Straßenglätte möglich. Heute geht’s allerdings und ich knipsdingse ein wenig durch die Frontscheibe, muss mich beeilen, bevor der Scheibenwischer wiederkommt.

Ein hellblau angemaltes Holzhaus gibt´s nicht so oft. Ein schwarzes haben wir heute zum allerersten Mal gesehen.

Weit vorn entdecken wir nun einen Tunnel, der Hamnøy Tunnel, welcher die Lofotenhungrigen Touristen für eine Länge von wohl etwa 1400 Metern kurz verschlingt, um sie dann in Reine wieder auszuspucken:

Hamnoy Tunnel
Kurz vorm Hamnøy Tunnel

Kurz vorm Tunnel befindet sich eine Raststätte und für ein Stüllchen, eine im Supermarkt erstandene Zimtschnecke und ein selbstgekochten Instant-Kaffee parken wir hier kurz ein. Zwei weitere Camper stehen auf dem Parkplatz, links kommt der Kollege kurz mal in einer grau-melierten Baumwolljogginghose raus und kippt wahrscheinlich sein Nudelwasser in den Gulli. Dann verschwindet er wieder in seinem Bulli.

Akkarvikodden Rastplatz.

Akkarvikodden Rastplatz Lofoten Norwegen
Akkarvikodden Rastplatz / Lofoten / Norwegen

Nun geht es noch kurz durch den Tunnel und schon stehen wir an dem Fleck, von dem wir uns die nächsten zwei Tage nicht wegbewegen werden. Wir sind in Reine, ein unter anderem für seine roten Häuschen, norwegisch Rorbuer genannt, beliebtes Dörfchen mit etwa 300 Einwohnern laut Wikipedia.

Das erste Foto mache ich mal schnell von unserem Stellplatz, man weiß ja nie, wie sich das Wetter noch entwickelt und ob ich die Häuschen später überhaupt noch sehe. Bei den Häuschen verläuft übrigens die E10, welche hier nicht wirklich stark befahren ist. Nur wenn in Moskenes die Fähre aus Bødø anlegt, können schon mal paar LKWs hintereinanderkommen. Das Meer schluckt die Geräusche. Die Felsen im Hintergrund verschwinden gänzlich im Nebel.

Wir landen auf einem wirklich hübschen Wohnmobilstellplatz (Seaside Caravan Camping / Reine) der augenscheinlich erst dieses Jahr eröffnet wurde. Für 250 NOK (Nebensaison) dürfen wir mit Strom die Nacht hier stehen. Die Bezahlung ist allerdings so 80iger Jahre (Geld in Briefumschlag, Euro wäre möglich) – alternativ kommt wohl abends jemand mit Kartenlesegerät. Vipps eine hier gängige Bezahlmethode können wir als „Ausländer“ nicht nutzen. Aber: Erfreulicherweise geht auch Paypal, das ist selten hier. Dafür müssen wir dem Betreiber eine sms senden. Etwa 2 Stunden später erhalten wir eine Antwort und einen Link über den wir uns nach eigener Wahl entweder in EUR oder NOK ehrlich machen können. Ja – so sehr wir das bargeldlose Bezahlen mögen, so kompliziert kann es manchmal sein. Nach und nach füllen sich die Plätze rund um uns.

Wir feiern nun unsere vor paar Tagen im Sportoutlet Sortland erstandenen Gummistiefel. Diese, dazu Regenhose und Regenjacke, tippeln wir bei immer noch recht dicken kalten Regentropfen los. Schon auf den ersten Metern merken wir: Der Kauf der Schuhe hat sich gelohnt, trocken, warm, rutschfest. Top!

So gelingt uns immerhin ein Foto, was man bei vielen Lofotenreisenden sieht. Der Blick auf Hamnøy:

Lofoten
Blick auf Hamnøy / Lofoten

Hamnøy ist ein kleines süßes Fischerdörfchen, bei genauerem Hinsehen, sprich einem kurzen Bummel ins Dörfchen hinein, entpuppt dieses sich als Feriendörfchen. Der Anbieter Eliassen betreibt hier eine „Hotelanlage“ in der man sich in eines dieser roten Fischerhäuschen einmieten kann. Tolle Lage, mit wohl um die 180 Euro Übernachtungspreis jetzt nicht gerade ein Schnäppchen. Direkt am Eingang des Dorfes steht eine große Übersichtstafel, auf der die Häuschen durchnummeriert sind.

Es geht auf 18.00 Uhr zu, die ersten Lichter der Stadt gehen an und wir fangen noch einen letzten abendlichen Blick ein:

Wir sind gespannt, wo es uns morgen hinspült, da wir bereits für zwei Nächte bezahlt haben, kann das so weit nicht sein!

Fortsetzung folgt!

17. Wegmarke: Von Svolvear nach Flakstad

Der heutige Morgen startet gewohnt kühl. Die Pfützen auf dem Parkplatz sind zugefroren und noch während wir im Bett liegen, hören wir ein leichtes Tok Tok Tok. Klopft da jemand? Nein, eine kleine Blaumeise hüpft auf unserem Dach und dann sogar auf unserem Dachfenster herum. Wie süß.

Ansonsten sind wir noch immer ganz beseelt von der Polarlichtshow letzte Nacht. Zunächst haben wir den Parkplatz für uns ganz allein. Zaghaft startet ein leichtes Leuchten am Himme und plötzlich kommt ein Pkw nach dem anderen. Massig Fotografen, die alle das gleiche Ziel haben wie wir: Die Aurora Borealis auf den Lofoten einfangen. Zunächst gibt es schönes grün und wunderschönes Lila:

Aurora Borealis auf den Lofoten
Aurora Borealis / Lofoten / 06.10.2024

Ich experimentiere ein wenig mit der Umgebung, mit Licht und den wenigen Einstellungen, die das iPhone für diese Belange hergibt:

Polarlichter Lofoten
Polarlichter Lofoten / 06.10.2014

Schlagartig lässt die Aktivität nach, die meisten Fotografen verschwinden. Und plötzlich können wir nicht glauben, was wir sehen. Irgendetwas, was nicht von dieser Welt zu stammen scheint. Krasses Rot, gesäumt von grün,  ein riesiger Polarlichtbogen spannt sich unfassbar lange über dem nächtlichen Horizont. Wir versuchen das Tal, die in der Ferne ganz klein erkennbare Stadt als Referenz mit einzubinden, damit man eine Vorstellung bekommt, in welcher Dimension dieses Spektakel am Himmel abgeht:

Aurora Borealis / Lofoten 6.10.2024

Von allen Nordlichteinsätzen, die wir bisher hatten – ist das mit Abstand das Überwältigendste, was wir je gesehen haben. Irgendwann spannt sich quasi ein 360° Zirkuszelt über uns, das gibt es glaube ich recht selten.

Doch nun auf in den Tag und ab auf der Touristenroute E10 nach Henningsvær, hier wird uns der Reisealltag als erstes zeigen, was mit einem kleinen Fischerdörfchen passiert, wenn ein großes Format wie National Geographic ein spektakuläres Foto kürt. So geschehen in 2017, als ein Reisefotograf ein Drohnenfoto vom wohl nun mittlerweile berühmtesten Fußballfeld aus 120 Metern Höhe machte.

Doch bevor wir dort ankommen, müssen wir wie so oft für eine Fotoimpression kurz stoppen:

An der E10 Nähe Svolvear / Lofoten
An der E10 Nähe Svolvear / Lofoten

Wieder einmal bringt uns dann eine schmale kurvige Straße ins kleine Örtchen und schon auf der Anfahrt und später im Ort sind wir mitten drin im Wimmelbild.

Alle Touristen haben das gleiche Ziel, die Anhöhe hinter dem berühmten Fußballfeld, oh mein Gott – ich meine, wir sind auch hier, aber das ist alles andere als schön. Und ja, der asiatische Tourianteil ist übrigens auffällig gestiegen, seit wir auf den Lofoten sind.

Fußballfeld Henningsvær
Das berühmte Fußballfeld in Henningsvær / Lofoten

Viel besser gefällt uns da der Blick in die andere Richtung, aufs durch viele kleine Felseninsel geschmückte Meer:

Ebenfalls umwimmelt gibts dann noch ein Foto auf den Hafen. Das sieht mit dem Felsen im Hintergrund wirklich hübsch aus, die Gesamtszenerie gefällt uns leider überhaupt nicht. Sicherlich tun wir dem Ort nicht recht – morgens oder abends besucht, schaut das bestimmt wesentlich entspannter aus. So fallen einfach nur Scharen von Tagestouristen ein und jegliche Stimmung ist abgeatmet.

Henningsvær / Lofoten
Hafen Henningsvær / Lofoten

Nur um ganz sicher zu sein, nix zu verpassen, gehen wir noch ein Stück durch den Ort, leider erreichen uns weder die Cafés oder Kunstgeschäfte. Wir haben nicht mal Lust auf ein Käffchen, das will was heißen und unsere geplante Parkzeit von 90 Minuten unterschreiten wir deutlich.

An einem Bootsanleger versucht eine Frau aus Fernost ein Selfie zu machen, ihr Mann eilt ihr zu Hilfe, nicht etwa indem er die Kamera hält – nein – in die Kamera wird ein Plüschbär gehalten. Von ihm, neben ihrem Gesicht. Ich kann nicht anders, ich muss schmunzeln.

Abmarsch, von der östlichsten Lofoten Insel Austvågøya geht es nun auf die kleine Nachbarinsel Gimsøya. Irgendwo an der Straße stoppen wir für ein Foto:

Das kleine Hüngerle stillen wir mit einem Schnittchen. Just in dem Moment kommt eine Reitergruppe vorbei und führt ihre Pferde ins Wasser.

Der Nachmittag kündigt sich an, der Blick in die Wetter-App zeigt, dass auch heute Aurora eine Chance haben könnte, zu tanzen. Wir brauchen also wieder einen guten Fotospot und sagen nach einer kurzen aber wirklich angenehmen Fahrt über Gimsøya adé. (Den hier befindlichen Campingplatz haben wir aufgrund nicht sonderlich guter Bewertungen abgewählt. Wir standen zwar kurz davor und die Lage war auch gut – aber irgendwie konnten wir uns nicht wirklich entscheiden hineinzufahren. Dann greift wieder mein Lebensgrundsatz, der mir schon oft bei Entscheidungen geholfen hat. „Der erste Ansatz von Zweifel heißt nein.“

Gimsoya

Die dritte Lofoteninsel wartet auf uns und hier der recht häufig erwähnte Uttakleiv Beach und mit ihm Dragons berühmtes Auge. Eine kleine vom Wasser ausgespülte, mit Wasser und einem Stein gefüllte Mulde.

Wir versuchen das Motiv möglichst szenisch einzufangen:

Dragons Eye / Uttakleiv Beach / Lofoten

Um diesen Strand zu besuchen, werden 100 Norwegische Kronen fürs Parken erhoben. Leider funktionierte hier der Automat nicht, später bei Weiterfahrt kann ich die Bezahlung im Netzt via Kreditkarte und dem Anbieter youpark.no erledigen. Ziemlich aufwendig und auch nicht günstig. Als Übernachtungsplatz haben wir diesen, wenn auch am Meer sehr nett gelegenen Ort abgewählt, da der Stellplatz unmittelbar vorm Felsen gelegen ist. Zusammen mit den Temperaturen und dem grauen Fels, hatte das eine recht kalte Atmosphäre.

Ok, so kann es manchmal gehen. Wir fahren weiter über die E10 eine dritte Option an und landen schneller als wir gucken können auf der nun vierten Lofoteninsel: Flakstadøya. Unterwegs halten wir nochmal für einen kleinen Fotomoment. Am Aussichtspunkt hat sich ein junger Deutscher gerade eine Fluppe angezündet, erzeugt ein schönes Wölkchen, neben ihm steht ein kleiner Lautsprecher, welcher in meinem Empfinden eher Lärm erzeugt. Ihm scheint es zu gefallen, er grüßt freundlich, wir auch. Wir machen ein Foto und fahren weiter:

Das Bild ändert sich kaum. Die Straße geht hoch, runter, links rum, rechts rum. Mal säumen Nadelgehölze, mal Birken, mal kleine Hütten oder auch herrschaftliche Höfe den Straßenrand. Umrahmt ist alles wie immer mit Felsen, Sümpfen, Seen und Fjorden. Wunderschön:

Und dann biegen wir einfach rechts ab, wir haben Flakstad und das hier befindliche Lofoten Beach Camp erreicht. Direkt an der E10 aber auch direkt am Meer gelegen, hoffen wir nun nach einer Sonnenuntergangsimpression nochmals auf Nordlichter:

Flakstad

…Fortsetzung folgt!

16. Wegmarke: Von Fiskebol nach Svolvear

Wir haben es also wirklich geschafft. Wir sind nun auf den Lofoten. Eine Inselgruppe, welche um die 80 Inseln im Europäischen Nordmeer umfasst. Wir starten auf der östlichsten und größten Insel der Lofoten: Austvågøya.

Wie in der Wegmarke Nr. 15 bereits angedeutetet, lauerten wir gestern Abend auf die als sehr gut prognostizierte Aurora Borealis. Eigens dafür haben wir uns bereits gegen 16.00 Uhr auf dem Parkplatz vom Hessandstrand, Nähe Fiskebol eingefunden. Mit uns standen noch 4 weitere Fahrzeuge. Zwei davon leider aus der Kategorie „Fremdschämen für Landsleute“. Hierzu muss man wissen, dass es in Norwegen im Moment geduldet ist, die Fahrtauglichkeit durch Schlafen auf einem Parkplatz wieder herzustellen. Dazu gehört jedoch nicht wie eben dort beobachtet, das geländegängige Fahrzeug samt Dachzelt mit einem satten Vorzelt einzuhausen, sich campingähnlich mit Stühlchen und einem Feuer davor zu setzen.

Aber gut, wir wollten uns ja auf die Nordlichter konzentrieren. Nachdem es recht schleppend anlief und der Himmel dann sogar mit dicker Bewölkung drohte, geschah so etwas wie ein Wunder: Der Himmel zog frei und die Aurora explodierte förmlich. Um ein Haar hätten wir das verpasste, denn wir hatten fast schon alle Fotoutensilien eingeräumt.

Aurora Borealis Lofoten Nordlichter Lofoten / 06.10.24
Nordlichter Lofoten Nordlichter Lofoten 06.10.24

Obwohl wir schon so viel Glück mit den Nordlichtern hatten, startet der Tag nun auch noch mit blauem Himmel, Sonnenschein. Aber auch mit dem ersten, vom Frost weiß gefrorenem Rasen. Trotzdem wird es der erste Tag mit durchgängig schönem Wetter. Herrlich, so kann es gern weitergehen.

Bevor wir losfahren, möchte ich noch kurz die Inhalte unserer Trockentrenntoilette leeren.

Und das ist dann halt auch Wohnmobilurlaub im Freistehmodus: Während ich mit unserer Pippibox hinten ums Auto gehe, kommt der Mann aus dem Auto hinter uns mit seiner Kaffeetasse rum. „Morgen!“ Ja, da darf man nicht empfindlich sein.

Wir zuckeln an der Vorzeltfraktion vorbei und während man sich hier gerade im Freien die Zähne putzt, biegen wir schon mal auf die Landstraße.

Der anfängliche Schein trügt, kaum sind wir auf der Straße sehen wir und beweist zudem die Schlitterprobe, dass wir auf einer spiegelglatten Fahrbahn unterwegs sind. Oha, das ist nicht gerade das, was man sich wünscht.

eisige Fahrbahn / Lofoten

Wir folgen dem „Midnattsolveien“ (Straße 7638) und die Landschaft ist einfach nur traumhaft. Weil wir immer wieder zum Fotografieren aus dem Auto springen, kommen wir kaum vorwärts.

Spiegelungen im Morgenlicht / Lofoten

Das erste Mal sehen wir heute, wie die bodennahe Natur, das Moos frostig ummantelt ist. Dazwischen gibt es immer wieder herbstlich rote-braune Farbtupfer. Einfach nur schön anzusehen aber leider auch ziemlich frisch.

Frost auf dem Moos der Lofoten Frost auf dem Moos der Lofoten

Die Straße geht irgendwann als Damm über den Grunnfjord, wunderschöne Fotomomente ergeben sich zwischen Ebbe und Flut und den damit sichtbaren hellen Sandbänken sowie den weiß bezipfelten Bergketten im Hintergrund.

Während die Touris vor allem aus den Autos hüpfen um paar Fotos zu schießen, trifft man hier heute am Sonntag auf Einheimische, die eben auf dieser Straße über den Fjord joggen, walken oder den Hund Gassi führen. Schnell noch Sonne tanken, bevor sie hier oben überhaupt nicht mehr aufgeht. Noch eine Impression vom Damm:

Wir sind dann unschlüssig, ob wir den kurzen, paar Kilometer langen Stich und damit Abzweig nach Laukvik nehmen sollen. Man weiß nie, was man so entdeckt.

Gott sei Dank sind wir abgebogen. Das kleine Fischerdorf empfängt mit einer angenehm räumlichen Weite und natürlich mit einem Fischerhafen, an dessen Peripherie sich die üblichen Fischtrocknungsgestelle finden. Das Wasser ist gerade spiegelglatt, beste Fotobedingungen.

Irgendwie herrscht so leichtes Ausflugsgewimmel und wir sehen, wie viele Leute in dieses blaue Haus am Ende vom Hafen gehen. Da scheint es Kaffee zu geben.

Da wollen wir natürlich auch rein und was für eine Freude – es öffnet sich ein richtig süßes Cafe, seit zwei Jahren geführt von einem Deutschen und seiner Frau, die bereits seit 13 Jahren hier oben leben. Das Cafe ist nicht nur total hübsch, mit schwebenden, aufgeklappten Büchern und bunt gestrickten Wolldecken sowie Plüschsesseln ausgestattet:

…wir bekommen hier zusätzlich extrem leckere Zimtschnecken (eine typisches Teilchen in Norwegen) und einen richtig guten Kaffee, den wir noch einmal nachfüllen dürfen. Wirklich toll.

Für Marcus gibt es dann als Nachschlag einen Mooskuchen mit Himbeeren, ja – wir haben es heute richtig krachen lassen.

Der Eigentümer geht ab und an rum, setzt oder stellt sich zu den Leuten, hält ein Schwätzchen. Auch zu uns setzt er sich kurz dazu, schön zu merken, wenn einer liebt, was er tut – und schön zu sehen, dass vor allem die Einheimischen lieben was er tut, denn die sind es vor allem, die hier zahlreich einfallen. Kurz nachdem wir bestellt hatten, waren die Zimtschnecken ratzeputze-weg. Wohlbemerkt mittags gegen 12.30 war die Kuchenauslage fast leer.

Die Fahrt auf der teils recht schmalen Straße geht weiter. Ein herbstlicher Blickmoment jagt den nächsten:

Midnattsolveien / Lofoten Midnattsolveien / Lofoten

Schon bald endet die Fahrt, entlang der kleinen beschaulichen Nebenstraße. Wir erreichen die E10 und damit die offizielle nationale Touristenroute der Lofoten. Wir stoppen direkt an einem kleinen Kirchparkplatz. Unweit von hier soll sich laut Google ein altes Wrack am Fjordrand befinden. Wir toben kurz die Landstraße lang um dann irgendwo hinter der Leitplanke abzutauchen. Ja – da ist es:

Sildpolltjonna Schiffswrack

Nur ein Katzensprung entfernt befindet sich der Austnesfjordrastplatz, von dem aus wir einen wunderbaren Blick auf die unterhalb gelegene Sildpollnesskirche sowie die umliegenden Berge haben.

Sildpollnesskirche Sildpollnesskirche

Von hier aus fahren wir noch ein kurzes Stück weiter und werfen einen kurzen Blick auf Svolvear, eine etwas größere Stadt auf den Lofoten. Am meisten haben uns die Fischgeställe auf einer der vorgelagerten Inseln interessiert:

Auf der Hafenmole laufen wir bis zum Ende und werfen einen kurzen Blick aufs Meer sowie die hier befindliche Statue der Fischersfrau, die wohl auf ihren auf Fischfang befindlichen Mann wartet. Ob es ihr was ausmacht, dass es sich da gerade eine Möwe auf ihrem Kopf bequem macht?

Auf der anderen Seite des Hafens überrascht eine sehr modern anmutende Kulisse mit einigen Neubauten, Motorjachten  gesäumt  von  felsiger  Kulisse.
Auch für heute ist die Prognose für die Nordlichter recht gut, aus diesem Grund suchen wir uns für diesen Abend einen Stellplatz mit viel Weitblick.

2 Kommentare

  • Also… ein super toller Beitrag!!! Phantastische Fotos!!! Mein Mann und ich haben im vorigen Jahr quasi die gleiche „Runde“ gedreht… jedes deiner Bilder könnte meins sein… DANKE!!! fürs Mitnehmen auf EURE Reise!!! und dass ihr so schöne Polarlichter einfangen konntet!!! Wir hatten hier (nahe Berlin) gestern auch welche… alle sind völlig „aus dem Häuschen“ 😉, aber mit denen auf den Lofoten hatten die GAR NICHTS zu tun…
    Also nochmal DANKE!!! Super fotografiert und geschrieben!!!

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  • Wunderschöner, sehr spannender und unterhaltsamer Reisebericht! Sehr beeindruckend ist das alles. Laut lachen muste ich beim Zimtschneckenfoto und Text dazu in der Wegmarke 22. Demütig wird man ob des Sherpaweges auf den Reinebringen. Was sind wir Menschen doch für Winzlinge..Danke fürs Mitnehmen auf diese besondere Reise.

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