Tripp Tipp

Wenn kleine Träume wahr werden: Meine erste Buchveröffentlichung

Lesedauer 7 Minuten

Zugegeben, mit diesem Beitrag weiche ich extrem vom üblichen Inhalt dieses Blogs ab. Das hat einen gewissen und erfreulichen Grund, ich muss darf und werde diese Woche ein wenig feiern und möchte natürlich auch Euch hier teilhaben lassen. Die letzten Monate war ich heimlich still und leise auf einer der spannendsten Reisen meines bisherigen Autorendaseins. Mein allererstes Buch wird in Kürze das Licht der Welt erblicken und in diesem Beitrag nehme ich Euch ein klein wenig mit auf den Weg des Entstehungsprozesses.

Die lockere Anfrage vom Verlag

Es war glaube ich irgendwann im März 2020. Wie wahrscheinlich alle, war auch ich ein wenig mit den Beschränkungen der Pandemie beschäftigt. Dennoch war ich froh, life und in Farbe an einer Weiterbildung teilnehmen zu können. Da sitze ich nun also und lausche der Dozentin und dann kommt der Anruf rein, für den ich sogar ein paar Minuten dieser Weiterbildung schwänze. Über beruflich bedingte Umwege, also Kontakte, wurden wir in lockere Verbindung gebracht. Eine ganze Weile telefoniere ich mit der Redakteurin vom Irisiana-Verlag. Dieser wurde 1974 gegründet, sitzt in München und gehört mittlerweile zur großen Verlagsgruppe Penguin Random House.

Im Gespräch loten wir aus, was eigentlich vom Verlag gesucht und gebraucht wird und was ich dazu beitragen könnte. Man schreibt ja nun nicht einfach mal zu jedem Thema fix ein Buch. Wir kreisen um das Thema Vagusnerv. Dieser Nerv wird allgemein als Beruhigungs- oder Selbstheilungsnerv gehandelt. In Fachkreisen fast ein alter Hut und ich habe Bedenken, ob das Thema tatsächlich noch nachgefragt ist. Doch das angefragte Werk soll explizit kein Fachbuch, sondern ein Ratgeber für Laien sein. Und obwohl schon einige Bücher zu diesem Thema auf dem Markt sind, ist das komplexe Thema rund um diesen Vagusnerv noch lange nicht erschöpft. Das Gespräch endet zumindest für mich  positiv und ich reiche schon in kurzer Zeit ein kleines Manuskript ein. In Teamsitzungen, in deren Prozesse ich natürlich nicht eingeweiht bin, warum auch – wird beraten, abgestimmt und irgendwann kommt es zum Go.

Ein Verlagsvertrag flattert mir ins Haus

Und schon rutscht man in Sphären, in die man sich einfach erst mal reinarbeiten muss. Ein Verlagsvertrag ist meistens eine wirklich tolle Sache – also je nachdem was drinsteht – und dennoch ist es ein mehrseitiger und auch kryptischer Vertrag, der, so groß die Freude auch ist  geprüft werden darf und sollte. Dank Internet hangele ich mich durch die Absätze, frage Unklarheiten nach und kläre schlussendlich für mich, ob ich mit dem angebotenen Honorar leben beziehungsweise ob ich dafür die Arbeit des Erstellens eines umfangreichen Ratgebers leisten kann.

Und nachdem ich mir wirklich sicher bin, unterzeichne ich den Vertrag.

Ein wahnsinniger und auch einzigartiger Moment.

Mit dem Unterzeichnen dieses Vertrages habe ich das Glück, mich wirklich „nur“ um das Schreiben kümmern zu müssen. In der Regel übernimmt ein klassischer Verlag das Lektorat, das Erstellen des Layouts, den Druck und auch den Vertrieb. Für uns Schreiberlinge ist das purer Luxus und so macht in dem ganzen Prozess eben jeder das, was er kann.

So und damit beginnt für mich der kreative Prozess.

Der Schreibprozess

Wie schreibt man eigentlich ein Buch?

Und genau damit beginnt dann auch das, worauf Dich keiner wirklich vorbereitet. Es sei denn, Du bist gelernter Schriftsteller. Da dies in Deutschland jedoch kein Ausbildungberuf ist und auf mich als Osteopathin auch nicht zutrifft, rutsche ich – wie wahrscheinlich sehr viele – autodidaktisch hinein. Das stört mich keineswegs, denn mein Weg als Schreibende gestaltet sich ja nun schon viele Jahre und in jedes meiner Projekte bin ich quasi autodidaktisch reingewachsen. Ins Bloggen, ins Schreiben von Fachartikeln oder von regelmäßigen Newslettern. In alles kann man sich langsam rein üben und reinlernen. Stets feile ich diesbezüglich an meinen Fähigkeiten. Wir leben wirklich in einer massiv guten Zeit, wo das Internet für jede Eventualität ein Onlinekurs oder aber mindestens Rat gebende Webseiten bereithält.

In dieses Buch habe ich mich also ganz langsam und völlig alleine reingedacht. Mit Absicht habe ich niemanden in den direkten Schreibprozess einbezogen – zu viele Meinungen hätten mich mit großer Sicherheit durcheinandergebracht.

Irgendwann habe ich mir also zunächst ein Inhaltsverzeichnis erstellt. Das  war der Punkt, für den ich die meiste Zeit gebraucht habe. Ich habe wochenlang meine Gedanken einfach nur locker kreisen lassen und überlegt, was für die Leser spannend sein könnte. Doch nicht nur das, ich habe auch überlegt, was eben in den schon vorhandenen Büchern zum besagten Vagus noch nicht durchgewalzt wurde. Denn wenn ich eines nicht wollte – ein Buch schreiben, was es eigentlich schon gibt.

Mit dem Inhaltsverzeichnis habe ich versucht, meine Erfahrungen aus meinen 3 Berufsfeldern Osteopathie, Traumatherapie und auch Yoga einzubringen.

Der härteste Teil der Arbeit kam dann, als das Inhaltsverzeichnis klar war und ich die Überschriften nun mit Inhalt füllen musste. Marcus hat mir eine Exel-Liste angelegt. In dieser Liste war ein bestimmter mehrmonatiger Zeitraum tageweise aufgelistet. Ich habe mich entschlossen, wirklich eine 7-Tage Woche im Schreibplan zu verankern. Jeden Tag musste ich nun eine bestimmte Anzahl von Schriftzeichen erbringen. Die Liste war gnadenlos ehrlich und hat jeden Verzug aber auch jedes Zeichenplus angezeigt.

Das Schreiben ansich war herausfordernd, denn erstens musste ich natürlich parallel in meiner Praxis arbeiten und zweitens, auch wenn ich gern und auch recht schnell Inhalte erstelle, so fließen einem 178 Seiten nicht direkt aus der Feder.

Ja natürlich habe ich dabei auch mal Tage geschwänzt und am Wochenende darauf geflucht, wenn ich 2 oder 3 Tage nacharbeiten musste. Ich habe einige Studien durchforstet, manche gab es nur auf Englisch. Ich habe Bücher gewälzt und das Wissen auf eine hoffentlich leicht verständliche und anwendbare Art aufbereitet.

Das alles hat Zeit, Nerven und auch Geduld gekostet – aber es hat vor allem eins – richtig Spaß gemacht. Ja, fluchen und Spaß haben geht beides parallel. Wusste ich vorher auch noch nicht.

Meine kleinen kreativen Zwischenhighlights

Das waren tatsächlich die Grafiken. Irgendwann, ich glaube es war in so etwas wie einer ungewollten Schreibpause. Dieser Moment, wo ich nicht so recht wusste, was ich in die nächste Zeile tippen soll – und dennoch wollte ich mich weiter mit dem Inhalt auseinandersetzen. Auf einmal habe ich eine derartige Motivation entwickelt, die Grafiken möglichst hübsch zu gestalten, um es den Illustratoren recht einfach zu machen. Eine Bleistiftzeichnung hätte völlig gereicht – letztendlich habe ich einfache aber druckreife Illustrationen abgeliefert und das freut mich wirklich sehr – welche sogar übernommen wurden. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet,  und nun ist damit noch eine kleine feine persönliche Note hinzugekommen. Die wenigsten werden es bemerken, denn wer liest sich eigentlich das Impressum eines Buches durch?

Der Abgabetermin

Und irgendwann rückte dann der wohl wichtigste Termin in diesem ganzen Prozess immer näher. Der Abgabetermin. Fürchterliches Wort. Der Termin an dem Du Dich entscheidest, das dann alles so gedruckt wird, wie Du es eben ablieferst. Na gut. Nicht genauso, schließlich geht so ein Manuskript natürlich noch durch ein Lektorat – aber grundlegend steht der Inhalt mit dem Abgabetermin. Das war anders als hier auf dem Blog. Was gedruckt ist – lässt sich nicht wie in einem Blogbeitrag mal fix ändern. Das war der neue Anteil für mich.

Es war dann mittlerweile März 2021, einige Lockdowns lagen hinter uns und so lagen Gutes und nicht so Gutes unfassbar nah beieinander. Während da draußen Deutschland in so eine Art kollektive Depression verfiel, glühte bei mir alles heiß und an Lockerlassen war überhaupt nicht zu denken.

Das  Fotoshooting

Lange nachdem das Manuskript abgeliefert war, ging es dann an die Terminvereinbarung für ein Fotoshooting. Im Buch sind einige über 20 Übungsanleitungen samt Fotos, welche die Ausführung zeigen sollen. Mal unter 4 Augen – ich bin sehr sehr sehr froh – dass dafür ein Model gebucht wurde. Auch wenn ich mich mittlerweile hier ab und an auf einem Foto zeige, so bin ich für Detailaufnahmen, wie es dieser Ratgeber erfordert, wirklich nicht geeignet.

Mittlerweile sind wir im brutal heißen Berliner Sommer 2021 angekommen. Zumindest war genau dieser Tag irre heiß. Irgendwo treffen wir uns im hippen und auch gewöhnlichen Berliner Kietz Prenzlauer Berg. Wir, das waren der Fotograf Pascal Büning, die Make-Up Artistin Jana von Oheimb-Rosta und Evgenia, das Model. Per Zoom sind zeitweilig die Redakteurin und die Bildredakteurin aus München zugeschaltet.

Ein schöner Tag, eine schöne Etappe in dieser Buchentwicklung. Das Fotoshooting hat mir sehr gefallen, es zu erleben.

Gefühlte Ewigkeiten hat es gedauert, bis Couch, Couchtisch, die Grünpflanze, Yogamatten und das Outfit gewählt und so drappiert waren, dass wir alle zufrieden waren. Der superheiße Sommertag hat uns wirklich an unsere Grenzen und zum Glühen gebracht. Ich glaube so 8 Stunden Südseite bei über 30 Grad waren der Hammer und dennoch war ich begeistert, wie konzentriert alle ihren Job gemacht haben.

Das Posing und damit die Fotos haben gut und schnell gepasst, manchmal musste ich ein klein wenig an Evgenia rumschieben. Hier mal ein wenig den Kopf umpositionieren, da mal die Schulter modellieren… aber grundlegend lief das alles wie am Schnürchen.

Und was ist am Ende dabei herausgekommen?

Nach der Manuskriptabgabe passierte für mich gefühlt erst einmal eine Zeit lang gar nichts. So nach und nach bekam ich dann Korrekturaufträge. Also sitzen die Grafiken an der richtigen Stelle oder sind die Fotos der Übungen richtig geordnet und und und. Etwas unter Zeitnot kam es dann zur finalen Kontrolle und dem Go zum Druck…

Und natürlich kann man sich ganz am Anfang selbst noch nicht so richtig vorstellen, wie das Endprodukt mal aussehen wird. Also ich konnte es mir nicht hundertprozentig vorstellen. Herausgekommen ist nun (m)ein Ratgeber, 178 Seiten mit inhaltlichen 3 Teilen. Das Titelbild siehst Du oben im Beitragsbild.

Im ersten Teil widme ich mich den Stressreaktionen des Körpers mit Blick auf Stress aufgrund traumatischer Ereignisse. Hier geht es um die Theorie der Polyvagaltheorie, welche unsere unbewussten Reaktionsmuster erklärt. Das sind die Kampf- und Fluchtreaktion und das ist die Schockstarre. Wann immer wir in überfordernde Momente kommen, greift einer dieser Mechanismen. Quasi als Notfallreaktion oder Überlebensmechanismus. Dann kommt es entweder zu sehr hoher Erregung im Körpersystem. Diese zeigt sich eher durch Phänomene wie Angst, Panik oder Wut oder eher zur Untererregung, dann sprechen wir von Antriebslosigkeit oder auch von depressiven Phasen.

Im zweiten Teil nehme ich die Leser mit auf Erkundungsreise zum Körper. Hier geht es darum einen inneren Beobachter auszuprägen und hier habe ich recht ausführlich die Symptome und körperlichen Anzeichen aufgelistet, an denen die unbewussten Reaktionsmuster zu erkennen sind. Also was bedeuten zum Beispiel kalte Hände oder wie lassen sich die berühmten roten Flecken am Dekolletee erklären, wenn eine Person engagiert spricht?

Im dritten Teil habe ich dann viele Übungen ausführlich aufgelistet. Da geht es einerseits um „Herunter-Regulieren“ – für alle die, die merken, dass sie sich im Kampf- und Fluchtmuster bewegen. (das dürften viele von Euch kennen) – und es geht aber genauso um „Hoch-Regulieren“, wenn das System eher in die Schockstarre geraten ist.

178 Seiten sind lang. Da steht noch einiges mehr, vielleicht bist Du sogar ein wenig neugierig geworden. Dann kannst Du das Buch bereits jetzt gleich hier unter anderem: ….bei Amazon vorbestellen (*) (und natürlich auch in jeder anderen Online- oder Lokalbücherei).

Vielen Dank, dass Du bis hierher gelesen und mitgedacht hast. Wenn Du Fragen zum Buch hast, schreibe mir gern.

Und vielleicht hast Du ja auch schon mal ein Buch veröffentlicht – dann würde mich total interessieren, wie es Dir damit ergangen ist.

Der nächste Beitrag ist zumindest gedanklich schon in Arbeit – dann gehen wir wieder ein wenig wandern… schau also bald wieder hier vorbei!

Liebe Grüße und bis bald

Sandra Hintringer

 

 

 

Quellen:

https://www.penguinrandomhouse.de/Der-Irisiana-Verlag-stellt-sich-vor/Der-Verlag/aid55926_11788.rhd

2 Kommentare

  • Liebe Sandra,
    Vielen Dank, dass du mich auch auf diese Reise mitgenommen hast. Ich freue mich auf dein Buch und für dich besonders über dein Buch, unser Gespräch darüber und unsere weiteren Begegnungen.
    Ganz liebe Grüße, Andrea

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben