Tripp Tipp

7/28 Hawaii: Vulkannationalpark – heute Chain of Craters Road

Lesedauer 7 Minuten
die Hawaiianer lieben ihre hangemalten Schilder

Nach unserer gestrigen Tour zur Lavabeobachtung passt es uns ganz gut, dass heute eine bequeme Autotour auf dem Programm steht. Wir lassen es zunächst in unserer Dschungellogde ruhig angehen. Ich tippe noch ein wenig Blogbeitrag, Marcus sortiert paar Fotos und wir trinken in Ruhe einen zweiten Kaffee. Zeit ist Luxus. Zumindest empfinden wir das so. Gegen Mittag fahren wir dann zum Supermarkt, zum Tanken und noch zum Asiaimbiss in Pahoa.

Im Supermarkt staunen wir nicht schlecht. Würstchen-Onigiri. Das gibt es nur in Amerika. Onigiri sind kleine Reissnacks – meist mit schmackhafter Füllung, welche man in gut geführten Supermärkten kaufen kann. In Japan haben uns diese Teilchen oft über den Tag gerettet. Und hier – liegen einfach mal zwei kleine Würstchen oben drauf. Echt schräg. Wir bestaunen und fotografieren die Ware und werden sogleich von einer Japanerin angesprochen. Sie freut sich ein wenig mit uns und bestätigt, dass es in ihrem Heimatland so etwas niemals geben würde.

Würstchen-Onigiri

Dann fahren wir nach Volcano. Der Ort, wo der Eingang in den Vulkannationalpark ist. Von unserem Nachtlager sind das 19 Meilen. Wir starten am Visitorcenter auf die sogenannte Chain of Crater Road. 

Eine als szenisch beschriebene Touristenroute, welche sich auf circa 21 Meilen (circa 34 Kilometer) zum Meer hinabschlängelt und dabei an unzähligen erloschenen Vulkankratern vorbeiführt.

unsere Route mit Abstecher – Chain of Crater Road

Wie das praktisch aussehen soll, kann ich mir zunächst noch nicht so recht vorstellen. Die Straße führt vom Visitorcenter zunächst entlang der uns schon bekannten 2 Parkplätze sowohl vom Kilauea Iki Trail und der Thurston Lava Tube (die berühmte Lavahöhle) durch das bewaldete Nationalparkgebiet.

Ab da steuern wir jeden möglichen Parkplatz an und nehmen jeden der unzähligen gut ausgeschilderten Ausgucke mit. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir erst in der Dunkelheit zurückkehren werden. Plant also wirklich genug Zeit ein, vor allem, wenn ihr nicht einfach nur an allem vorbeirattern wollt.

Die Krater sind faszinierend und sehr unterschiedlich. In einem dampft es noch ein klein wenig und in diesem hier, ist schon ein richtiger Wald gewachsen.

Ko´oko´olau Krater

Ein anderes Mal schauen wir in einen weit ausschweifenden Krater. Auch hier hat die Natur schon erste Eroberungen geschehen lassen. Der nun mittlerweile bekannte Ohia Lehua Baum und auch Farne drängeln sich durchs Gestein.

Krater

Noch relativ am Anfang der Strecke zweigt eine 9 Meilen lange schmale Straße ab. Die Hilina Pali Road. Ja, das ist lang und dennoch möchten wir diese Fahrt nicht missen. Hier waren nur sehr wenige Touristen unterwegs und die Landschaft noch mal ganz anders. Hier haben wir das seltene Glück, die berühmte hawaiianische Gans, die Nene zu sehen. Sie gilt als seltenste Gänseart der ganzen Welt. Da sie vom Aussterben bedroht ist, steht sie unter besonderem Schutz. Heute läuft sie uns über den Weg. Hallo liebe Nene, schön dich zu sehen!!!

Die Nene – die hawaiianische Gans

Außerdem gibt es auf dieser schmalen Straße einen Bereich, wo wir richtig rotes Lavagestein sehen. Das einzige Mal auf der ganzen Reise.

rotes Lavagestein und ein schöner Ohia Lehua Baum

Ganz am Ende dieser Straße ist ein Parkplatz, von welchem man einen kleinen Pfad 2 Minuten abwärts laufen kann. Es eröffnet sich eine unglaubliche Weite. Der Hilina Pali Ausblick.

Hilina Pali Ausblick
Hilina Pali Panorama (Foto: Marcus Kahl)

Beim Hinauffahren müssen wir höllisch aufpassen. Eine Gruppe von Radtouristen kommt uns entgegen. Jedoch natürlich nicht in der Gruppe, sondern immer wieder taucht mal einer oder zwei Radler auf. Plötzlich schießen sie um die Ecke. Ihnen macht die Abfahrt gen Küste Spass und da die Straße wenig befahren ist, vermuten sie ebenfalls kein Auto. Glück gehabt, dass sich keiner über unsere Motorhaube abgerollt hat.

Wieder auf der Hauptroute angekommen durchfahren wir dann mehrmals mit Jahreszahlen versehene Lavaströme. Hier und da dampft es noch aus einigen wenigen Spalten.  Die Dimension ist Wahnsinn. Der Mauna Ulu Eruption Trail führt uns dann zu einer unendlich langen Spalte, aus welcher 1969 die Lava hervorquoll. Heute, knapp 50 Jahre später, wachsen bereits Bäume aus ihr heraus.

Fissur von 1969
Fissur von 1969

Diese gigantische Weite, mit der sich die Lava über das Land ausgebreitet hat.

Unfassbar.

Kaum zu beschreiben. So habe ich es in natura noch nie gesehen. Lediglich auf Island sind wir mal auf einem kleineren Krater rumgekraxelt.

Wir kosten die Momente voll aus. Stapfen drüber, bewundern, knieen uns hin, knipsen, springen drüber. Kurzum, die Begeisterung hat uns voll und ganz ergriffen. Sogar ein kleines Baumloch finde ich noch einmal. Hier stand früher mal ein Baum, die heiße Lava hat den Stamm verbrannt und zurückgeblieben ist das Loch, welches nun schon wieder bewachsen ist.

Baumloch

Die Straße führt ganz hinunter zum Meer und je weiter runter wir kommen, desto karger wird zum einen die Landschaft und zum anderen fegt ein ordentlicher Wind über das Land. Fast kann ich die Autotür nicht mehr festhalten beim Aussteigen. Danke Wind, dann bleibe ich drin. Macht auch nichts, denn so allmählich geht es auf die Dämmerung zu und ich bin mittlerweile schon gut geschafft.

Streetfoto: Chain of Crater Road

Der vorletzte Stopp führt uns zu sogenannten Petroglyphen. Alte Schriftzeichen der Polynesier.

Trampelpfad zu den Petroglyphen – natürlich wieder über erkaltete Lava. Herrlich.

Ein Holzbohlensteg führt um die geschützten Zeichen. Ganz ehrlich? Das Gekritzel meisele ich auch in Stein … ich bin skeptisch, ob das wirklich historisch ist. Aber wird schon stimmen.

Petroglyphen – wirklich original?

Dann endet die Straße und wir haben das Meer erreicht. Eine lange Kette von Parkenden zeigt, das dies ein begehrter Ort ist.

Chain of Crater Road – Ende der Straße

Eine schroffe Felsenklippe, wieder tosende Brandung und immer wieder die Hinweise, dass unverhofft große Wellen überschwappen können. Kann ich mir bei der Höhe kaum vorstellen. Dennoch wird mir schon wieder mulmig, als ich mich umdrehe und das sehe …..

Marcus auf dem Felsenbogen

Wir spazieren dann noch ein wenig die Straße, welche ausschließlich als Fußweg genutzt werden darf, weiter. Sie besteht nun nur noch aus grauem Schotter.

Lava Lava Lava

Weiter hinten dampft es schon wieder aus dem Kraterhang und es dauert eine ganze Weile, bis ich schnalle – dass wir nun an der anderen Seite der Lavabeobachtungsstelle stehen.

Früher ging die Straße weiter am Meer entlang – doch die Lava hat den Touristen einen Strich durch die Rechnung gemacht und ist einfach wieder über die Straße geflossen. Würden wir diese auf dem Bild abgebildete Straße weitergehen – kämen wir zur Lavabeobachtungsstelle und später zum Fahrradverleih in Kalapana.

Immerhin können wir zu Fuß ein Stück Richtung Lavabeobachtungszone laufen. Es dämmert und mit jeder Minute werden die leuchtenden Girlanden am Hang deutlicher. Sehr beeindruckend.

Man könnte also auch vom Ende der Crater Chain Road zur Beobachtung starten. JEDOCH – hier gibt es keine Fahrräder und der Weg ist wohl deutlich weiter. Auf dem Schild stehen 18 Kilometer / 11 Meilen. Sehr viel in Anbetracht der Unwegsamkeit auf dem Lavafeld. Lieber genießt man hier einfach ein wenig die Mondlandschaft.

Wir machen ein paar letzte Erinnerungsfotos. Ich kann mich von diesem Wunder kaum trennen. Dann ist es knalldunkel und nur durch den Schein der Taschenlampe finden wir zum Auto zurück. Die meisten Fahrzeuge sind schon weg.

Da ist das Wunder! (Foto: Marcus Kahl)

In der Ferne über dem Hang sehen wir den  rötlichen Kraterschein vom Halema´uma´u Krater – welchen man am ehesten vom Jaggarmuseum sehen kann. Da wollen wir gleich noch einmal hin, doch zuvor picknicken wir ein wenig im Auto. (es gibt mal wieder gekochte Eier. Gefühlt haben wir jeder 100 Eier auf dieser Reise gegessen).

Gut 40 Minuten brauchen wir dann, um in der Finsternis die kurvenreiche Straße wieder zurück zu fahren. Zu dieser Zeit haben wir die Straße komplett für uns alleine. Der Wald links und rechts der Strecke wirkt richtig mystisch.

zurück durch die mystische Finsternis

Doch schnell ist dann alle Mystik verflogen. Beim Aussichtspunkt auf den aktiven Vulkankrater ist nun die Hölle los. Die beste Zeit ist die Dunkelheit. Leute und Autos kommen und gehen. Es ist richtig kalt hier oben. Während Marcus geduldig auf den besten Fotoview wartet, verziehe ich mich schon mal ins Auto, denn draußen kann ich es, trotz drei Lagen Klamotten, kaum aushalten. Falls du also vorhast – nach Hawaii zu kommen, glaube auf keinen Fall den Internetquellen, die dir sagen wollen, dass eine dünne Jacke reicht. Nicht hier im Vulkannationalpark auf über 1200 Meter.

Die Heimfahrt zieht sich dann ein wenig. Es ist dunkel, wir sind müde und auf der Strecke ist auch nicht viel zu sehen. Schlauer ist wirklich – mehrere Nächte in Volcano zu bleiben – alles andere ist erhöhter und unnützer Fahraufwand. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer.

 

 

2 Kommentare

  • Spannend und spannend und spannend! Bin gefühlt mitgelaufen und mitgefahren. Sehr gut und nachvollziehbar beschrieben.
    Das Wort Fissur habe ich vorher nie gehört.
    Fehlt im Bericht ein Bild? „Das ist das Wunder“ (Foto Marcus Kahl)

    Antworten
    • Hallo Anja,
      danke für den Hinweis. Habe die Bilder nochmals ausgetauscht – irgendwas lief da nicht.
      Jetzt müsste das „Wunder“ zu sehen sein.
      Lg Sandra

      Antworten

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