4/28 Hawaii: Kaffeeplantage, Black Sand Beach und Ankunft im Vulkan-Nationalpark
Bevor ich über unsere Tour von Ocean View nach Volcano berichte – muss ich einfach loswerden, dass wir unglaublich froh und glücklich sind, die Tour nach Hawaii so ereignissreich und unbeschadet überstanden zu haben.
Kaum wenige Wochen wieder zu Hause und wir hören, dass der Lavafluss, den wir besichtigt haben, nicht mehr für Besucher zugängig ist. Die Lava fliesst wohl noch, jedoch nur im abgesperrten Bereich. Wie crazy ist das? Diese Lava floss 30 Jahre diesen Hang runter, zuletzt sogar noch bis ins Meer. Und grad stehen wir noch und könnten die Hand dran halten – und auf einmal stoppt der Lavafluss? Kaum vorstellbar.
Außerdem hat die Insel Kauai die letzten Tage massiv mit Wasser und dadurch bedingten Überflutungen und Murenabgängen zu kämpfen. Ganze Orte sind abgeschnitten, Touristen wurden mit Hubschraubern der Armee ausgeflogen. Und wir dachten schon, dass wir viel Regen gehabt hätten.
Und zu guter Letzt kommt dann auch noch eine Meldung über einen Haibiss am Shipwreck-Beach. Das ist im Süden von Kauai, dort wo sich massiv viele Touristen tummeln und wir das kleine Video mit den Robben aufgenommen haben. (wobei gesagt wird, dass die Haie wegen dem ganzen braunen Wasser durch die Überflutungen angelockt werden, da sie sich gern im Modder aufhalten. Wir wissen es aber nicht genau.)
All das hatten wir Gott sei Dank nicht … und deswegen nun herzlich willkommen im wirklich schönen Frühstücksraum vom Leilani Bed&Breakfast. Frisches Obst, Müsli, Ei, Brötchen, Kaffee – Lynn hat an alles gedacht und wir fühlen uns rundum wohl.
Nach dem Frühstück plaudern wir noch mit Lynn, welche uns von ihren früheren Reisen unter anderem nach China erzählt. Wir schwelgen gemeinsam in Erinnerungen und lachen über die Kuriositäten der Welt. Dann dürfen auch wir uns an ihrer großen Weltkarte verewigen. Jeder ihrer Touristen darf eine Stecknadel anpinnen. Die Karte zeigt es ganz klar, sie hat viele Gäste aus Europa. Im kleinen Deutschland ist kaum noch Platz, wir quetschen uns noch dazu.
Dann heißt es Abschied nehmen und das gemütliche, aus Vulkangestein gebaute Haus, verlassen. Das ist was recht typisches für Hawaii. Von außen schauen die Häuser eher neutral, fast unscheinbar aus. Von innen, soweit wir Einblick hatten, immer ganz herzlich und gemütlich eingerichtet.
Wir bekamen den Tipp, die Aikane Kaffeeplantage zu besuchen. Unzählige Plantagen befinden sich auf Big Island. Die meisten wohl rund um Kona. Einige werben sehr touristisch – die unsere jedoch hätten wir ohne Empfehlung nie gefunden. Das Familienunternehmen liegt weit oberhalb der Küste an den majestätischen Hängen des Mouna Loa. Die schmale Straße führt uns durch gefühlt unberührte Natur ordentlich hinauf. Dieser große Baum am Straßenrand hat uns sehr beeindruckt.
Phil und Merle Becker betreiben mit ihrer Familie und einigen Angestellten diese Farm. Heute sind wir die einzigen Touristen, was für ein Luxus. Mit einem kleinen Gefährt geht es zu einer kostenfreien Tour ins Gelände.
Wir bekommen viele heimische Pflanzen gezeigt und erklärt. Zum Beispiel die für Hawaii so typische Macadamianuss, welche an einem Baum wächst. Im ersten Moment könnte man denken, es sind kleine Limetten.
Danach kommen wir an dieser dreifarbigen Blühpflanze vorbei. Der Name der Pflanze lässt uns direkt kurz in Gedanken versinken.
Yesterday – Today – Tomorrow (Gestern – Heute – Morgen)
Ich möchte mich im Heute, am besten nur im Hier und Jetzt bewegen. Dieser Moment, wo Phil, der Eigentümer uns sehr herzlich über seine mit viel Kraft und Ausdauer geschaffene Plantange führt. Dabei sehen wir, dass es ihm nicht gut geht, er kaum noch laufen kann. Und trotzdem ist dieser Moment so schön. Das Schöne und das nicht so Schöne verwebt sich unentwegt. So ist das Leben. Diese weit weg vom Touristenrummel liegende Natur wirkt auf uns, wie das Paradies auf Erden.
Dann kommen wir endlich an den Sträuchern unserer Begierde an. Die Kaffeesträucher. 9000 Stück stehen auf dieser Plantage und jede einzelne Pflanze ergibt pro Jahr – halt dich fest – ein amerikanisches Pfund Kaffee (ca. 454 Gramm). Nicht viel, oder? Wir sind direkt beschämt, über die günstigen Kaffeepreise in Deutschland.
Für die Ernte sind viele fleißige Hände nötig. Hier erntet man von Hand. Das Seil wird an der schwarzen Stelle gegriffen um damit einen Ast runterzubiegen. Dann stellt sich der Pflücker mit dem Fuß auf das Seil, um den Ast unten zu halten. Nun kann er oder sie mit beiden Händen die Kaffeekirschen pflücken. Klingt für mich nach einer ziemlich mühseligen Angelegenheit.
Weiter geht es in die Verarbeitungshalle. Hier habe ich mal die alte Maschine abgebildet. Die bei Ernte roten Kaffeekirschen werden in dieser Maschine geschält. Die alte Maschine schaffte an einem Tag soviel, wie nun die neue (nicht abgebildete) in einer Stunde. Außerdem werden die Bohnen noch gewaschen und fermentiert.
Das heißt im Wasserbad über Nacht gelagert, um so die Gerbstoffe abzubauen. Dieser Prozess ist für die Aromabildung notwendig. (kleiner Einschub – dies ist übrigens der Verarbeitungsschritt, an dem sich auch Qualität von Kaffee entscheidet. Manche Menschen vertragen die eine Sorte besser als die andere und man vermutet, dass dies mit dem Einsatz unter anderem von Pilzen zur Fermentation zu tun hat).
Danach werden die Bohnen gewaschen und auf unzähligen Trockensieben ausgebreitet. Diese Siebe stehen in einer gewächshausartigen Halle, in der es natürlich schön warm ist. Wir dürfen mal kurz durchharken. Allerdings ist heute nur ein Sieb mit Kaffeebohnen belegt – das Demosieb für die Touristen. An diesen Sieben wird per Hand die Qualität der Bohnen sortiert. Zum Rösten wird der Kaffee dieser Plantage in eine Rösterei gebracht. Dann geht es ins Häuschen der beiden zur Kaffeeverkostung und natürlich erwerben wir auch Kaffee. Wir erfahren fast überfordernd viel über die Familiengeschichte, welche, oh Wunder, auch Wurzeln in Deutschland hat.
Wir sind sehr berührt von dieser Besichtigungstour und lassen es mit einem Blick auf die grünen Hänge sowie die Küste nachwirken.
Die Straßen sind übrigens nicht nur romantisch und verträumt sondern haben durchaus auch Rummelqualitäten. Die gelben Schilder mit der Beschriftung DIP hatten wir zugegeben etwas unterschätzt. Wie gewohnt düsten wir die Straße und die Kuppe entlang als wir uns den Figuren eines lustigen Comics ähnlich aus den Sitzen gehoben fühlten. Ein prompter Schrei, dann Lachen …. und die Realisation: Gott sei Dank ist nix passiert. Alle weiteren DIP´s haben wir dann, vor allem meinetwegen, gemäßigt passiert. Marcus wäre gern öfter abgehoben.
Wieder unten im Ort angekommen besuchen wir, wie übrigens wahrscheinlich alle Touristen, die südlichste Bäckerei der USA. Aber allein das Attribut „südlichste“ ist es gar nicht, was die Menschen hierher treibt. In dieser Bäckerei gibt es das Traditionsgebäck „Malasadas“. Klingt erst mal gut, oder?
Wir stehen geduldig in der Schlange. Die Menschen tragen das Zeug kistenweise fort. Wir betrachten die Auslagen und stellen fest – das Traditionsgebäck sind handelsübliche Pfannkuchen, Berliner in der Regel hier ohne Füllung. Einzig die Variationsbreite übertrifft noch unser Bäckerangebot zum Fasching. Wir erstehen 4 Stück. Eines mit Schokopuddingfülling, eines mit Guave – der Teig ist rötlich gefärbt, eines mit Staubzucker und eines mit Mango, dessen Teig sehr gelb war. Allesamt sehr süß aber nicht besonders ungewöhnlich.
Die nächste Station soll ein Strand mit schwarzem Sand sein. Auf dem Weg dorthin erhaschen wir kurz diesen Blick auf die Küste. Die kleinen Momente sind es vor allem – die die Einzigartigkeit eines Landes ausmachen.
Kilometerlang geht es nur geradeaus. Und ein wenig auf und ab. Mal ist das Land grün gesäumt, mal vulkanisch schwarz oder grau.
…und dann stehen wir schon am Punalu´u Black Sand Beach. Wie immer mit ausreichend Warn- und Hinweisschildern. Gefährliche Wellen, Sand mitnehmen verboten, nicht parken oder Auto fahren am Strand und überhaupt ist Straße für Weiterfahrt hier gesperrt. (wer zum Teufel will auf dem Sand Auto fahren?) Weiterhin gibt es noch Hinweise zu den hier brütenden riesigen Meeresschildkröten, wofür dieser Strand sehr berühmt und damit touristisch attraktiv ist.
Da ist schon eine …. entdeckst du sie halb eingebuddelt auf dem Bild? Die Bereiche um die Schildkröten werden durch Tierschützer abgesperrt.
Der Strand hat was Malerisches. Im Hintergrund die großen Palmen, welche heute kräftig vom Wind gebogen werden und im Vordergrund das schwarze Gestein, welches von tosender Brandung umspült wird.
….und noch eine von diesen riesigen Schildkröten. Da fehlt mir wohl der entsprechende Filter in der Kamera. Sicherlich bald werden wir bessere Fotos auf Marcus seiner Seite: www.fotokahl.de bekommen.
Wir lassen die Natur auf uns wirken und stromern eine ganze Weile an diesem Strand umher.
Ganz typisch für vulkanisch geprägte Meeresbereiche sind diese rundgeschliffenen, teils löchrigen Steine.
Und direkt nebenan tut sich diese wunderschöne grüne Oase auf.
Dann fahren wir weiter. Unser nächste Unterkunft ist wieder ein Bed&Breakfast und befindet sich im Ort Volcano. Der nächstgelegene und damit beste Ort, wo man sich aufhält, wenn man in den Vulkannationalpark von Big Island möchte. Das Haus befindet sich am Ende einer laaaaaaaangen Straße, welche ebenfalls links und rechts von Einfamilienhäusern gesäumt ist.
Und genaus heißt dann auch die Unterkunft: „At the End of the road“. (Am Ende der Straße). Bei Anfahrt haben wir uns ein wenig erschrocken, denn auf dem Nachbargrundstück befindet sich ein Autofriedhof und überhaupt sah das Gelände nicht besonders einladend aus. Wir dachten schon, dort müssten wir schlafen – doch noch eine kleine Straßenbiegung nach rechts und ein sehr gepflegtes, abgeschlossenes Grundstück mit wunderschönem grünen Rasen tut sich auf.
Ray, der Eigentümer empfing uns sehr herzlich. Wir dürfen unsere Frühstückswünsche äußern, das Zimmer beziehen und dann fahren wir gleich wieder zurück in den Ort. Abendbrot und dann noch schnell in den Nationalpark. Das Ticket kostet 25 Dollar für 7 Tage und wir haben Glück. Wir laufen entlang der beleuchteten Wege…..
in der Dunkelheit durch den Volcano Nationalpark…und bekommen den gigantischen Blick auf den rot erleuchteten aktiven Halema´uma´u Vulkankrater ….. boah. Was für ein Moment. Stehen wir nun am Tor zu Hölle? Das hätten wir uns eindeutig wärmer vorgestellt – denn hier bei Nacht im Vulkanpark ist es hundekalt.
…und noch eins …..
Wir beobachten den Krater von verschiedenen Standorten. Da es wirklich fast unerträglich kalt ist kommen wir klappernd zurück in die Unterkunft. Doch auch dafür hat Ray vorgesorgt …. er hat echt Heiz-Zudecken im Bett insalliert. Hammer…. und schnarch.
2 Kommentare
Einfach nur wow zwecks eurer in jeder Beziehung interessanten Erlebnisse… Und mit dem Wetter habt ihr dann ja doch irgendwie trotz Regen noch Glück gehabt. Auf nen Rettungsflug mit dem Heli kann man getrost verzichten…
Das mit der Lava und warum jetzt die Absperrung, ist mir noch nicht ganz klar. Zu gefährlich, weil sie nicht mehr runter ins Meer fließt?Lt. Deiner Beschreibung fließt sie gar nicht mehr. Ist es vor Ort dann ab sofort überall heiß, weil sie auf dem Land vor sich hinköchelt? Schön auf jeden Fall, dass ihr dieses Ereignis noch direkt „erlaufen“ konntet.
Hallo Anja. Danke wie immer für das feedback, freut mich sehr, wenn wir unsere Begeisterung etwas weitergeben können. Nein, die Lava köchtelt nicht mehr vor sich hin – sie fließt noch irgendwo, wo jedoch die Touristen nicht hindürfen. Auf der Seite des Nationalparks wird regelmäßig berichtet ob und wo die Lava fließt. https://www.nps.gov/havo/planyourvisit/lava2.htm …. Lg Sandra