3/28 Hawaii: South Point, Green Sand Beach und die Lavahöhle Kula Kai
Heute haben wir richtig Programm. Lynn, die Betreiberin des Bed&Breakfast hatte uns bei Anreise einige gute Tipps gegeben. Unter anderem empfahl sie eine geführte Tour durch das Lavahöhlensystem „Kula Kai Caverns“, welche sich in Ocean View befinden. Um daran teilnehmen zu können, müssen wir uns telefonisch beim Veranstalter anmelden. Das funktioniert mehr recht als schlecht, das Telefonnetz ist schwach und es bestehen leichte Unsicherheiten bei der Durchgabe der Kreditkartendaten.
Erst wenn die korrekt angenommen sind, bekommen wir einen Zahlencode, welcher uns später ein Tor zum Gelände öffnen wird. Die Beschreibung hierzu erhalten wir mündlich á la: links, rechts, links …. Straßennamen Fehlanzeige. Letztendlich hilft uns Lynn sogar noch bei diesem Telefonat. Gleichzeitig kommt ihr Mann über den Hof gelaufen und gibt uns ebenfalls die Bestätigung einer weiteren Tourbuchung für den nächsten Tag durch. Hier läuft viel über das Telefon und wieder finden wir es großartig, wie nett die Hawaianer sind.
Nachdem alles organisiert ist, können wir los. Unsere erste Etappe ist eine Wanderung zum Green Sand Beach, welcher sich ein paar Meilen von Ocean View und ganz in der Nähe vom gestern schon erkundeten South Point befindet. Wir parken kostenfrei auf dem Parkplatz, welcher auf dem ersten Foto dieses Beitrages abgebildet ist.
Die Wanderung führt entlang eines etwas unwirtlichen Küstenstreifens. Aus diesem Grund verkaufen Einheimische direkt ab dem Parkplatz Shuttletouren mit dem Jeep. Irgendwo im Internet habe ich gelesen, dass dies illegal ist. So oder so kommt ein Shuttle für uns nicht in Frage. Wir wollen wandern. Rein theoretisch könnte man mit einem Geländewagen selbst fahren, jedoch ist auch dies illegal und die Wege für Ungeübte auch absolut nicht empfehlenswert.
Mit Blick auf weites Land und tosendes Meer wandern wir los. Es weht eine steife Brise, der Himmel ist bewölkt – dennoch gefällt uns die Wanderung von Anfang an.
Zu Fuß ist der Weg leicht zu bewältigen. Einige Touristen wollen es besser wissen oder cool sein und fahren mit dem Mietwagen. Doch das nächste Bild zeigt, das dies einfach keine schlaue Idee ist. Irgendwo wird man definitiv hängenbleiben. Lediglich die Einheimischen rasen geübt mit den Jeeps die Piste entlang. Die wissen genau – wo man durchkommt.
Die Gehzeit bis zum grünen Strand ist mit angegebener knapp einer Stunde für die circa 2,7 Meilen absolut in Ordnung und machbar.
Und schon bald taucht der von uns ersehnte grüne Strand auf. Die ganze Zeit wandern wir im Prinzip über weites Land und plötzlich tut sich diese interessante und von erkaltetem Lavagestein umrahmte Bucht auf. Erstes echtes Wow am heutigen Tag!
Paar Meter müssen wir natürlich noch hinlaufen, dann steigen wir durch das sandige und damit rutschige Gestein hinab zum Strand. Auch wenn es so scheint – wir sind bei Weitem nicht allein.
Das ist das allererste Mal in meinem Leben, dass ich an einem Strand mit grünem Sand stehe. Jetzt fragst du dich bestimmt genau wie ich, warum dieser Sand grün ist, oder? Aus dem erkalteten Vulkankegel wurden Minerale ausgespült, welche man aufgrund ihrer Farbe Olivin genannt hat. Und schon ist der Sand grün, irre, oder? Das Mitnehmen von Sand ist aufgrund der Seltenheit streng untersagt.
Wir verweilen eine ganze Zeit. Beobachten die Badenden, ich lege mich auf die Lauer und kann eine der äußerst scheuen Krabben filmen (das Video kommt später). Marcus fotografiert eine Menge und irgendwann steigen wir die kleine Anhöhe hinauf.
Den Weg zurück wählen wir weitesmöglich am Meer. Hier gehen zufälligerweise kaum Touristen. Weiter oben sehen wir jedoch, dass unglaublich viele Leute nun Richtung Green Sand Beach laufen oder gefahren werden. Immer wieder rumpeln oder besser rasen die Jeeps über das Land.
Doch unten am Meer ist es idyllisch. Wir finden viele versteinerte Korallen, welche wunderschön filigrane Formen bilden.
Die Zartheit wird abgelöst von der Rauheit Meeres. Vor uns tost die Brandung und lässt, das sich an der Küste brechende Wasser, gewaltig aufsteigen. Ein echtes Naturschauspiel, welches wir lieben. Eine ganze Weile schauen wir zu.
Und dann erreichen wir den Parkplatz. Ziemlich typisch für Hawaii sind die zahlreichen Autowracks, welche die Landschaft verschandeln. So wie dieser alte Ford hier.
Und hey, warum nicht mal so eine Schrotte wieder in Gang bringen. Ich versuche es mal 😉
Nach dieser Wanderung müssen wir uns ein klein wenig beeilen. Wir haben noch eine Tour in eine Lavahöhle gebucht und die geht gleich los. Die besagte Adresse befindet sich auf abgeschlossenem Privatland. Um durch die Schranke zu kommen haben wir einen Code bekommen, welchen wir nun ins Zahlenfeld eingeben. Der Sesam öffnet sich.
Vor dem Eingang der Höhle finden wir dieses Plakat, welches ein weit verzweigtes kilometerlanges unterirdisches Lavahöhlensystem zeigt. Diese Hohlräume entstehen, wenn die oberirdisch fließende Lava bereits erkaltet ist und unten drunter der heiße Strom sich noch weiterbewegt. So entstehen teilweise gigantisch große Höhlen. Später werde ich den Guide fragen, ob man also im Prinzip unterirdisch unter allen Grundstücken durchkäme. Im Prinzip käme man durch, dennoch verneint er, denn es gibt natürlich Grundstücksgrenzen, welche auch unterirdisch nicht überschritten werden dürfen.
Wir haben die „Lighted Trail Tour“ für jeweils 20 Dollar pro Person gebucht. Die ausgeschriebenen 30 Minuten wurden deutlich überschritten und wir haben wirklich eine Menge erfahren. Die Tour geht, wie der Name schon sagt, nur über beleuchtete Wege. Eine kleine Leiter und ein paar Stufen mussten bewältigt werden. (die ausgedehnteren Touren führen durch engere Gänge und sind dadurch mit Krabbeln verbunden. Knieschützer und Helme werden vom Anbieter dafür verteilt).
Doch zunächst beginnen die geologischen Erklärungen in diesem kleinen urigen Stübchen. Wir stehen um die große Karte von Big Island, auf welcher die 5 inselbildenden Vulkane verzeichnet sind. Mouna Loa, Mouna Kea, Kilauea, Kohala und Hualalei. Wir sind über die Ausdehnung der Vulkane erstaunt. Bis auf Kohala, welcher erloschen ist, sind die anderen vier noch mehr oder weniger aktiv. Hier wird es mir noch einmal so richtig bewusst, dass die ganze Insel vulkanisch ist. Das vergisst man schnell, wenn man über begrünte Felder fährt oder unbedarft durch touristische Orte schlendert.
Dann geht es zur Höhle. Vor dem Eingang werden wir noch zu den üblichen Touristenfotos eingeladen. Beim Posieren der berühmten „Hangloose-Hand“ streiken wir. Der Guide hätte das gern gesehen von uns, doch ich erkläre ihm, dass wir Germans sind …. und im Prinzip fast immer in Eile. Das passt also nicht zusammen.
Und dann geht es hinein in diese sagenhafte Höhle. Die Taschenlampe wirft jeweils einen runden Kreis an die Wände und der Guide erklärt uns die verschiedenen Farben. Das weiße ist Gips, bräunliche Strukturen sind eisenhaltig und die funkelnden Diamanten an der Decke sind einfach nur Wassertropfen.
Auch viele Wurzeln sind zu sehen. Das sind die Wurzeln vom Ohia-Lehua Baum, welcher zum Keimen keine Erde braucht und somit der erste Besiedler eines solchen Lavafeldes ist. Ein wunderschöner Baum und es ist kaum vorstellbar, dass diese dünnen Wurzeln zu den kräftigen Bäumen gehören, welche wir außerhalb der Höhle sehen konnten.
Auch in der Höhle gibt es noch mal ein vom Guide initiiertes Touristenshooting. Leider gab es Probleme mit dem Blitz – aber zwecks der Relationen, habe ich das leicht unscharfe Foto dennoch mal mit reingenommen. Ist doch irre, wie groß diese Höhlen sind, oder? Wenn man sich vorstellt, dass hier, wo wir stehen – die Lava floss.
Wir erfahren außerdem, dass im Grunde in diesen Höhlen nie Felsenabstürze geschehen. Die erkaltete Lava ist sehr stabil. Er berichtet von einer Kollegin, welche mit einer Tour unten war, während ein kräftiges Erdbeeben schüttelte. Ihr ahnt schon, was er uns erzählt hat – oder? Sie war nach Verlassen der Höhle wirklich überrascht, dass in der Höhle keine Schäden durch das Erdbeeben entstanden sind, obwohl es ein starkes Erdbeeben war. Insofern war er ganz zuversichtlich und meinte, wenn es tatsächlich in Zukunft Raketenangriffe gäbe, würde er in die Höhle gehen. (…und bei all dem Aloha-Feeling auf dieser Insel berühren wir mit dieser Aussage kurz das innere Gefühlsleben zumindest dieses Hawaianers. Natürlich machen sie sich Sorgen über die politische Lage, nach Außen strahlen sie jedoch was ganz anderes aus.)
Wir dürfen dann noch durch Lava gefiltertes Wasser aus unsere hohlen Hand schlürfen. Jeder bekommt eine Kelle drauf. Lecker.
Und dann stehen wir wieder draußen. Gegenüber von unserer besichtigten Höhle geht es in eine weitere. Links im Bild siehst du den besagten Ohia-Lehua Baum, dessen Wurzeln bis in die Tiefe reichen. Und man kann an dieser Höhle auch schön sehen, wie dick die oberflächliche Lava ist.
Einmal mit Code auf Privatland nutzen wir die Chance und fahren die Straße noch ganz bis zum Ende. Die Grundstücke sind quadratisch angelegt, einige wenige sind schon bebaut. Prinzipiell jedoch ist alles recht grau. 2 Hektar auf diesem Land könnte man im Moment für 40.000 Dollar erwerben. Historischer Erstbezug – neues Land. Da aber weder Trinkwasser noch Abwasser anliegt, keine bepflanzbare Erde vorhanden ist, weichen wir davon ab und beschließen, doch nach Deutschland zurückzukehren. (Scherz, wenn auch verlockend, es war nicht wirklich eine Option).
Und dann endet die Straße einfach so im Nichts. Vor unserem Auto 3 Stoppschilder und weites Lavaland. Ganz in der Ferne – das Meer.
Kaum vorstellbar, wieviel Lava solche Vulkane nach außen bringen. Wie weitläufig die Flächen sind. Wir sind unschilderbar beeindruckt. Hier zu stehen, zwischen all diesem schwarzen Gestein ist phänomenal. Wir fahren dann zurück in den klitzekleinen Ort, heute gibt es Burger zum Abendessen. Nicht ganz meine erste Wahl aber auch das gehört zu Amerika. Immerhin gibt es eine vegetarische Variante. Pommes und Softgetränk, die volle Dröhnung. Das wird definitiv nicht mein Lieblingsessen.
Erfüllt erreichen wir unser schönes Bed&Breakfast und freuen uns schon auf den nächsten Tag. Big Island ist toll und wir fühlen uns auf dieser Insel sehr wohl.
2 Kommentare
Toller 3. Bericht. Habe mich sofort gefragt, ob ihr allein am Strand ward. Das wurde ja schnell im Bericht aufgelöst. Habt ihr das Auto noch zum Laufen gekriegt? Das lässt der Bericht offen… 😉 Das Relationsfoto in der Höhle lässt wirklich erst das Begreifen der Dimensionen zu. Sehr interessant, welche Naturgewalten da im Spiel sind. Wir sind einfach nur Winzlinge auf unserem Planeten.
Die Hangloose Hand Stellung musste ich googln…
Hallo Anja. Vielen Dank für das feedback. Da macht das Schreiben gleich noch mehr Spass. Haha, na klar lief der Wagen … lg Sandra