16/28 Hawaii: Die Wiege des Zuckerrohrs – Koloa
Was war das nur für eine Nacht. Im Prinzip haben wir letztendlich kaum geschlafen. Nach zwölf sind wir zur Rezeption gegangen und haben mitgeteilt, dass schlafen unmöglich ist. Einige der außen angebrachten Klimaanlagen erzeugen tief brummende Geräusche, sodaß sogar die Wände vibrieren.
Wir haben ein anders Zimmer bekommen, dann ging es etwas besser. Ich habe mir noch einmal geschworen, keine Hotels mehr zu buchen. Denn irgendwas ist immer, selten sind wir so zufrieden, wie in den privaten Unterkünften.
Immerhin hat dieses Hotel eine zauberhafte Lage. Wir werden mit einem Frühstück am Strand versöhnt. Zwar ist es komplett anders, als das, was wir unter Frühstück verstehen, dennoch sind wir knallsatt hinterher. Auf einer Karte stehen ungefähr 10 Wahlmöglichkeiten. Meistens ist Ei dabei, teilweise sind es Gerichte, die es bei uns in Deutschland vorrangig mittags gibt. Marcus bekommt einen großen Teller Reis mit Fleisch und Soße. Einen Saft mit vielen Eiswürfeln gibt es dazu – aber keinen Kaffee. Der ist nicht inkludiert. Für knapp 8 Dollar ordern wir zwei Pott.
Das finden wir irgendwie nicht so serviceorientiert und überlisten nach dem Frühstück die Kaffeepadmaschine, welche auf jedem Zimmer steht. (ja, es ist mir ein wenig peinlich was ich hier schreibe – aber was soll´s. So ein klein wenig brauchen wir immer Spass) Wir bauen einfach ein gebrauchtes Kaffeepad auseinander (und reden uns ein, dass das total interessant ist – und natürlich der Wahnsinn, was da in einem einzigen Pad verbaut wird). Dann stellen wir die leere Verpackung in die Maschine. Jetzt denkt die Maschine, es soll Kaffee gebrüht werden und herauskommt – heißes Wasser. Hervorragend. Bis hierhin funktioniert der Plan. Instantkaffee haben wir aufgrund der vorangegangenen Selbstversorgung ohnehin noch dabei, der tut es jetzt auch.
Nun noch schnell eine Beschwerdemail ans Management bezüglich der Geräusche und dann wollen wir los. Dazu verstauen wir all unsere Technik im Safe. Und was soll ich sagen? Kaum wollen wir ihn absperren – gibt er uns eine Fehlermeldung. Am liebsten würden wir sofort wieder aus dem Hotel ausziehen.
Marcus geht erneut zur Rezeption, so langsam kennen sie uns schon. Nur wenige Augenblicke kommt der Techniker und bringt den Safe in Ordnung.
Aufregung, die man im Urlaub einfach nicht haben möchte.
Dann fahren wir aber wirklich los. Es ist kurz vor zwölf. Bis 13 Uhr gibt es einen Farmermarkt am Kauai Community College in Lihue. Obst und Gemüse von der Insel werden feilgeboten. Wir erstehen 4 kleinere Papaya für 5 Dollar.
Ein bunter Markt mit Kokosnussstand, Ananasstand. Da gibt es selbstgemachte Limonade und weiter hinten Seife und auch Streetfood. Eine gute Mischung, diese Märkte lohnen sich immer. Meist bekommt man essreife Früchte bedeutend günstiger als im Supermarkt und dennoch ist es relativ teuer hier.
Von der Hauptstadt Lihue fahren wir weiter westlich und schon bald zweigt die Straße 520 gen Süden ab. Diese wird aufgrund des tunnelartigen Baumwuchses angepriesen. Mit uns wählen eine Menge Touristen diese Strecke. Die Bäume sind nett aber richtig spektakulär ist anders. Hier einfach mal ein Foto an der Landstraße, das fand ich schöner.
Spannender wird es wenige Minuten weiter südlich. Wir sind in der Wiege der Zuckerrohrindustrie angekommen. In der kleinen Stadt Koloa. Einige alte Farmhäuser säumen die Hauptstraße.
Texte erzählen deren Geschichte, obgleich aus den Schaufenstern heute Hawaii-Hemden und Hulapuppen lachen.
Wir lassen uns ein wenig in den Bann der Geschichte ziehen, welche 1835 mit der Errichtung der ersten Zuckerrohrmühle begann. Und obwohl der Zuckerrohranbau auf kleinen privaten Ländereien längst florierte, entwickelt sich die Zuckerrohrindustrie zum größten Industriezweig von Hawaii überhaupt.
Um dem Geschäft Herr zu werden, immigrierten Arbeiter von verschiedenen Kontinenten. Eine schöne Skulptur zeigt symbolisch die 8 grundlegenden ethnischen Gruppen. Neben den hawaianischen Ureinwohnern kamen Nordamerikaner, Europäer, Puertoricaner, Chinesen, Japaner, Koreaner, Portugiesen und Phillipinos. Diese 8 Gruppen prägen bis heute entscheidend das bunte Bevölkerungsbild von Hawaii.
Im Ort selber begeistern neben der Skulptur noch die originalen Barbierstühle. Bartschnitt 15 Cent, damals.
Das Leben auf den Zuckerrohrplantagen war sehr hart. 4.30 begann der Tag, welcher wohl bis 18.00 andauerte. Das feste Rohr wurde geschnitten oder mit dem Beil gehackt und dann per Hand vom Feld transportiert um es in der Mühle zu Zucker und Molasse zu verarbeiten.
1995 wurde die letzte Mühle geschlossen, längst hatte der Wahlfang die Zuckerindustrie abgelöst.
Heute flanieren auf den ehemaligen Plantagen von Koloa Touristen und auch Golfer freuen sich über angelegte aalglatte grüne Flächen. Da wo einst die Mühle stand – kann man sich heute Streetfood aus einem Wagen kaufen.
Als nächstes fahren wir zur Küste südlich von Koloa.
Hier treffen wir das erste Mal bewusst auf die zahlreich vertretenen Hähne, Hühner und Hennen mit all ihren vielen Küken, ja sehr süss – ich weiß …
…welche ungelogen Tag und Nacht auf Kauai krähen. Bei aller Hawaiiliebe – krähende Hähne sind ab jetzt ein Triggergeräusch auf dem Weg zum Wahnsinn für mich.
Wir werfen einen Blick auf den „Spouting Point“. Durch ein Loch im Fels schießt das Meerwasser wie eine Fontäne nach oben. Heute etwas kleiner, das Meer ist relativ ruhig.
Marcus ist ein wenig enttäuscht, das Gelände ist abgezäunt und Überstieg wird natürlich, wie alles hier, mit Strafe belegt. Der Preis steht gleich mit auf dem Warnschild.
Irgendwo in der Nähe des ebenfalls in der Nähe des Botanischen Gartens, parken Autos wild am Straßenrand. Wir stellen uns dazu und trampeln, den Spuren folgend, die Trampelpfade entlang.
Ja – wir sehen Meer.
Ok – aber warum ist der Punkt hier so beliebt?
Stapf, stapf.
Die nächste Welle verrät es uns. Mehrere Schildkröten tauchen auf und ab und spielen mit den Wellen. Schön. Sie auf´s Bild zu bekommen, war hier ein schwieriges Unterfangen. Aber auch so – ist der felsige Strand, umspült von türkis-blauem Wasser, fotogen.
Unweit hiervon befinden sich die sehr angepriesenen Strände von Poipu. Ein schicker Hotelkomplex reiht sich an den nächsten. Der goldgelbe Sandstrand, welchen wir sogleich mal entlangwandern, ist oft nur wenige Meter breit, ein betongepflasterter Weg führt durch die Sonnenterrassen der Hotels. Eine Menge Touristen sind mit sonnen, schnorcheln, surfen und schwimmen beschäftigt. Warum muss ich gerade jetzt an Heinz Jankofsky und seine Knubbelnasenmenschen denken?
Die Sonne glüht unverschämt und plötzlich wundern wir uns über den Menschenauflauf am Strand.
Robben. Hawaianische Mönchsrobben leben hier und kommen ab und an an Land, um sich im Sand auszuruhen. Die beiden, die heute hier sind, spielen lebhaft miteinander und die Touristen stehen erschreckend nahe im Halbkreis drumherum. Freiwillige Tierschützer laufen immer hinterher und stellen Warnbänder und Absperrungen auf, damit die verrückten Touristen den Tieren etwas Privatsphäre lassen.
Teilweise befinden sich Schwimmer in unmittelbarer Nähe der Tiere. Unglaublich und irgendwie auch schön und verwunderlich zugleich, dass die Tiere so nahe bei den Menschen bleiben. Die Mitarbeiter vom Rettungsturm machen eine laute Durchsage, dass die Eltern vor allem auf die Kinder aufpassen sollen. Robben seien gefährlich. Klar – man kann schon mal 1 Meter neben solch einem Koloss schnorcheln. Crazy. Irgendwie passt dieses Bild in meinem Kopf kaum zusammen.
Bisschen kleiner als die Robben, aber auch diese süßen Rotschöpfe sind uns mehrfach auf der Insel begegnet. Ungefähr so groß wie ein Spatz und genauso frech.
Dann fahren wir noch ein paar kleinere Wege ab, schauen nochmal auf das Meer und fahren zum Sonnenuntergang zum kleinen Hafen von Kukui´ula.
Welch ein Glück. Während wir so die untergehende Sonne beobachten, meint ein Einheimischer beiläufig – hier sei eine Schildkröte. Die ist immer hier. Ein riesiges Tier paddelt vor uns rum. Das die immer hier ist, kann ich mir gut vorstellen. Kaum tauchen wir am Steg auf, guckt sie, als hätten wir Futter. Sie bekommt bestimmt von den Anglern Futter.
Dann geht es eine gute halbe Stunde zurück nach Kapaa. Heute essen wir bei Bubba Burger. Marcus probiert einfach gern Burger aus. Für mich wird es die vegane Variante, die mit frischer Zwiebel, Tomate und einem Blatt Salat völlig in Ordnung war.
Ein toller Tag, auch diese Insel beginnt, uns zu überzeugen. Bleibt gespannt – ein paar Tage reisen wir noch!!!
2 Kommentare
☺️freue mich auf weitere Berichte. Sehr spannend bis hier hin!
Vielen Dank für das Feedback- und ja, die virtuelle Reise geht in Kürze auf Kauai weiter. Lg Sandra