Tripp Tipp

13/28 Hawaii: Schnorcheln, Wale und dann Sonnenbrand

Lesedauer 8 Minuten
Straße zum Meer / Nähe Hawi / Big Island

Wir liegen noch im Bett, es ist kurz nach 8 und wir hören Hep, unseren Vermieter schon laut auf dem Hof erzählen. Ein richtiger Lebemensch. Er ist ein bekannter Holzkünstler und seine Werkstatt befindet sich ebenfalls auf dem Hof. Sein Kollege arbeitet nun an einem neuen Tinyhaus und diesem erzählt er ziemlich laut, dass wir aus Berlin kommen und auch ein wenig Englisch sprechen.

Mit Blick ins Grüne und auf ein verhülltes Autowrack bereiten wir unser Frühstück und ein kleines Proviantpacket vor. Heute haben wir einen echten Plan, denn eine wichtige Sache, die wir auf Big Island noch sehen wollen, ist noch offen.

Blick aus dem Küchenfenster

Auf dem Hof ist es recht familiär. Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig, schon hören wir es hinter uns auf der Veranda rumpeln. „Ach Du lieber Augustin“ flötet Hep mit Akzent, während er der Katze ihr Futter gibt. Durch das Gazefenster schicken wir ein freundliches –Goooood Moooooorning— hin und her. Dann räumen wir die Küche auf.

Später packen wir das Auto für den Tagesausflug und bekommen nun noch den Neffen vorgestellt. Der arbeitet auch mit in der Holzwerkstatt und sieht einfach uramerikanisch aus. Eine große Brille leicht getönt, zerzaustes Haar bedeckt mit einer Kappe auf der Sticker und auch eine Fliege angebracht sind. Er trägt Shorts und T-shirt. Wie fast alle hier. Etwas überschwenglig rumpelig aber ebenfalls extrem freundlich greift er meine Hand und schmettert mir die gängie Floskel entgegen: „Neis tu miet you“ ( Nice to meet you – schön dich zu treffen).

Ich bin noch ganz abgelenkt, denn eigentlich ist mir gerade eine ultragroße und superschnelle Spinne aus dem Kofferraum entgegen gekommen. Von dort auf die Kofferklappe und irgendwie runter auf das Gras. Langsam wäre das ja ok gewesen, aber diese ist sowas von gerast. Hep und seine Neffe lachen schallend, als ich das erschrocken erzähle. Ja, ja, die gibt es hier. Aber die sind nicht gefährlich.

Eine Menge Ereignisse, nebenbei packen wir Picknick und viele warme Sachen ein. Heute wollen wir endlich auf den Mouna Kea, den höchsten Berg der Welt. Abends öffnen sie oben die Teleskope und es finden öffentlich geführte Sternenbeobachtungen statt. Auf der Webseite lesen wir, dass die Straße zum Gipfel geschlossen ist, dennoch haben wir die Hoffnung, dass sie im Laufe des Tages geöffnet wird. Dies ändert sich ständig, je nach Witterungsbedingungen.

Und so starten wir unsere Fahrt erst einmal gen Westen an die Küste. Hep hat uns einen Strand empfohlen und Flossen dürfen wir uns auch einfach hinten von der Veranda mitnehmen. Grandios. Obgleich wir noch kein Bedürfnis verspüren, heute zu baden. Doch es soll anders kommen. Ganz anders.

noch eine Straße zum Meer

Kaum haben wir die Stadt Hawi in westlicher Richtung hinter uns gelassen, fängt die Sonne üppig an zu scheinen. Absolut kaum zu glauben. Allerbestes Sommerwetter. Vom Highway versuchen wir runter ans Meer zu kommen. Gar nicht so leicht. Zuerst versuchen wir es beim Upolu Airport und erhaschen einen kurzen Blick auf die Wellen.Dann cruisen wir wieder auf ausgefahrener Schotterpiste rum, doch nach unserem gestrigen Erlebnis gehen wir heute kein Wagnis ein und wenden recht bald.

Zurück zum Highway. Der nächste Haltepunkt ist Mahukona-Beach. Der Strand, den Hep uns empfahl. Und wirklich. Einige Leute stehen mit ihren Autos direkt an einem Leitereinstieg. Im Wasser schnorcheln schon ein paar rum. Wir schauen ein wenig zu und da es immer wärmer wird, wollen wir nun seltenerweise doch baden.

Und haben unsere Schwimmbrillen und den Schnorchel vergessen. Flossen hätten wir dabei.

Also – zurück zur Unterkunft. Circa 20 Minuten dauert die Hinfahrt. Hier scheint es eine Wetterscheide zu geben. Wie auf Knopfdruck herrscht plötzlich Bewölkung und leichter Regen. Irre. Zurück beginnt just an der Stelle der Sonneschein.

Wir parken direkt am Meer, pellen uns aus und da ist er schon in der Bucht unterwegs:

auf Schnorcheltour

Mittlerweile völlig überhitzt kommt uns der Pazifik recht kühl vor, doch kaum die bequeme Leiter reingestiegen, ist es sehr angenehm. Hier an diesem Strand sind die Wellen noch erträglich, doch Flossen zu tragen macht Sinn. Denn der Sog zieht einen schneller als man denkt, weg vom Ausstieg.

…im Wasser

Marcus geht direkt mit seiner Actioncam auf Tauchgang, schon von außen sind viele große gelbe Fische zu sehen. (die Videos dauern ein wenig länger, aber schon bald gibt es die auf unserem Youtube-Kanal zu sehen).

Raus aus dem Meer spülen wir uns mit Wasser aus einem lose aus der Wand hängendem Schlauch das Salz vom Körper. Dieses Wasser ist richtig schön warm. Inzwischen ist die Sonne kaum noch zu ertragen und wir sind froh, dass die letzten Tage nicht alle so heiß waren. Echt kaum auszuhalten.

Wir fahren noch ein Stück weiter auf dem Highway um schon wenig Minuten später im Lapakahi State Park auszusteigen.

Lapokahi State Park (Aloha – sie betreten einen Park, welcher über 600 Jahre alt ist. Er ist wirklich gut gebaut aber mit der Zeit wird er etwas unsicherer. Fühlen sie sich frei, umherzustreifen – doch bitte sitzen und klettern sie nicht auf den Steinwällen. Mahalo – Danke)

Mittlerweile haben wir die Hoffnung auf den Mouna Kea aufgegeben, die Gipfelstraße bleibt geschlossen und das schöne Wetter ist natürlich auch was wert. Also beschließen wir unser Picknickpaket zu köpfen. Banane, Käsetoast und gekochte Eier. Wir finden in dem Park einen super Rastplatz mit Blick zum Meer.

unser übliches Picknick auf Hawaii

Anschließend laufen wir die Runde im historischen Park ab. Zeugnisse polynesischer Vergangenheit konkurrieren mit ozeanischer Idylle.

ozeanische Idylle

Doch die absoluten Gewinner bleiben an dieser Küste für mich die Wale. Weit draußen und dennoch sichtbar. Immer wieder – zuerst die Wasserfontäne und dann mit etwas Glück die Schwanzflosse. Hammer. Wir haben hier auf Hawaii das allererste Mal Wale von der Küste aus gesehen. Winzig klein zwar – aber immerhin. (na klar könnten wir eine Walbeobachtungstour buchen – aber irgendwie kommen wir an diese Bootstouren nicht ran, die möglicherweise sogar durch Helikopter navigiert die Touristen genau dorthin fahren, wo die Wale gerade auftauchen. Das stört die Tiere. Egal was behauptet wird.)

Die Helikopter sind den ganzen Tag über der Küste gekreist. Rundflüge oder Walsichtung. Auf alle Fälle etwas nervig.

Die Runde durch die historische Stätte streckt sich und so langsam fangen wir an, von Schattenfleck zu Schattenfleck zu springen, es ist unglaublich, wie warm es auf einmal ist. Fast dreißig Grad und total staubig trocken. Irre. Einfach nur irre nach all dem Regen der letzten Tage. So unterscheiden sich die Inselseiten. Diese alte Wohnstätte ist das deutlichste Zeugnis, dass hier mal Menschen gelebt haben.

polynesisches Haus

Ansonsten existieren sehr viele alte Steinmauern.

Steinmauern

Und wahrscheinlich finden wir eher ein Zufallsprodukt, was mit der historischen Stätte nichts zu tun hat. Wir sind begeistert – unser allererster echter Baumwollstrauch.

Baumwollstrauch

Und überhaupt ist die Natur hier wieder überwältigend. Hier zum Beispiel mit dem wunderschönen Baum.

Vegetation an der Küste

Dann geht es wieder ins Auto und an der Küste südwärts weiter. In Kaweihae kommen wir zufälligerweise dazu, wie der hiesige Kanuclub ein 100.000 Doller Kanu reinträgt. Dazu müssen alle anwesenden Jugendlichen ran um das gute Stück aus Holz vorsichtig auf Kommando hochzuheben. Das Boot sieht wunderschön aus und na klar, Marcus als alter Kanute würde natürlich sofort einsteigen.

das ultrateure Boot

Wir schauen dann noch zu, wie paar Mädels ein Kanu zu Wasser lassen und lospaddeln. Ein harter Volkssport bei dem Wellengang.

So langsam werden wir müde und beschließen die Autorunde ausklingen zu lassen.

Streetfoto: Waikoloa Road

Wir durchfahren noch das Lavawüstendorf Waikoloa. Anscheinend besteht das halbe Dorf aus Golfplatz, der Rest sind Wohnhäuser. Schöne Ausblicke bietet die Rückfahrt Richtung Norden. Immer wieder tauchen begrünte Vulkankegel auf. Die Straße windet und schlängelt sich auf und ab. Eine schöne Fahrt bei einsetzender Dämmerung.

begrünter Vulkankegel

Über den Bergkamm von circa tausend Metern fahren wir zurück nach Hawi und durch den Ort durch, ganz zum Ende der Straße 270.

absolutes Ende der Straße 270

Hier bekommen wir noch einen total tollen Sonnenuntergang am Pololu Aussichtspunkt. Einige Touristen aber auch einige Einheimische tauchen ebenfalls in andächtig romantische Stille. Nur der kleine Hund nebenan bettelt mit hochgestellen Beinen bei seinem biertrinkenden Herrchen.

Sonnenuntergang Pololu / Aussichtspunkt (Foto: Marcus Kahl / fotokahl.de)

Danach schaffen wir kurz vor sieben noch fix den Sprung in den Supermarkt, die Lichter werden schon gedimmt, als wir noch schnell eine Flasche Panthenolspray greifen. Über 7 Dollar kostet sie, doch schon jetzt spüren und sehen wir, dass diese Sonne wohl ein wenig zu viel für unsere helle Haut war.

Zu Hause angekommen lacht mich ein knallroter Marcusrücken an. Die paar Minuten schnorcheln haben einen deftigen Sonnenbrand hervorgebracht. Mal wieder kommt Belladonna (die homöopathische Tollkirsche) zum Einsatz und das Spray.

Wir kochen noch fix Spaghetti mit Tomatensauce, dann beginnt es schon wieder mal zu regnen.

Also bei weitem haben wir an diesem Morgen nicht daran gedacht, dass wir abends Sonnenbrand pflegen müssen. Ab diesem Tag haben wir klamottentechnisch immer Vollausstattung im Kofferraum.

Ein toller Tag – der so komplett anders kam, als wir dachten. Wieder einmal zeigt sich, dass man einfach mit den Dingen gehen muss, die einem begegnen. Dann wird es meistens gut.

Weitblick (Foto: Marcus Kahl / fotokahl.de)

 

2 Kommentare

  • Hallo Ihr Lieben!
    Vielen Dank für den tollen Hawaii-Bericht – wir waren bereits 3 x auf den Inseln und haben dort unser Reise-Herz verloren. Bzgl. der Whale Watching Touren kann ich Euch beruhigen – auf Hawaii gibt es sehr hohe Standards zum Schutz der Tiere die glücklicherweise auch von den meisten Anbieter eingehalten werden. Es muss beispielsweise ein Mindestabstand eingehalten werden und die Boote dürfen sich den Walen nur seitlich nähern. Selbiges gilt für die Delphin-, Manta- & Hai-Touren die auf Big Island & Oahu angeboten werden – Naturschutz wird dort groß geschrieben und es waren einfach nur unvergessliche Erlebnisse! 🙂
    Viele Grüße,
    Katja

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