11/28 Hawaii: Mouna Loa Road, riesige Baumlöcher und der Vogelpark
Heute fahren wir zurück Richtung Volcano. Zugegeben, mit gut 1,5 Stunden ist das schon eine recht weite Entfernung. Dennoch zieht uns die Gegend um den Vulkannationalpark magisch an. Jenseits des Highway Nummer 11 erhebt sich zu einem sanft ansteigenden aber mächtigen Hügel der Mouna Loa. Was soviel bedeutet wie „Langer Berg“. Dieser Vulkan ist ein sogenannter Schildvulkan, welcher über 4170 Meter hoch ist.
Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem beeindruckenden japanischen Friedhof vorbei. Inmitten der vielen gut gepflegten Gräber steht ein überirdisch großer Baum, der der Grund ist, warum wir von der Straße aus schauend, überhaupt erst einmal aufmerksam geworden sind.
Dieser Friedhof ist wirklich beeindruckend und darf mit dem Auto befahren werden. Wir parken am Wirtschaftsgebäude, ich natürlich schwer in der Hoffnung, eine öffentliche Toilette zu finden. Ich habe Glück.
Kurz darauf finden wir uns in Hilo. In der kleinen fast schon wie ein Museum anmutenden Bäckerei „Papa´a Paloa Bakery“ versorgen wir uns mit kleinen Teilchen. Schon die ganze Ladenzeile schaut schön bunt aus. Im Schaufenster der Bäckerei liegen die Mehlsäcke. Ein Schild deutet: Es ist offen.
Zusätzlich schiebt uns ein Gast verbal hinein und kommt gleich mit. Er scheint hier Stammkunde zu sein und bewirbt ungefragt das Sortiment. Eine Fülle von Reizen. Der kleine Laden. Der ungefragt schnatternde Mann, hinter der Theke bestimmt 4-5 Leute. Einer knetet Teig in einer Plastikschüssel, einer sortiert irgendwas, einer nimmt sich unserer an und der Chef passt auf. Alles in allem ein so süßer Laden, dass wir mehr kaufen, als wir wollten.
Zwei Straßen weiter ist ein Markt, auf welchem wir uns noch mit Obst versorgen. Das ist günstiger als im Supermarkt und meist auch reifer. Obst und Gemüse in Hülle und Fülle. Leider brauchen wir nicht viel, da wir es eh nicht verabeiten können. Es gibt für uns Papaya und Bananen.
Unweit von diesem Markt wiederum ist die Statue von König Kamehamea I. oder „Der Große“. Er war der erste König von Hawaii und setzte sich Zeit seines Lebens für die Unabhängigkeit der Inseln ein. Als dem Volk zugewandter Herrscher wird er bis heute stark verehrt. Überall findet man Denkmäler und auch Schulen oder andere Einrichtungen sind nach ihm benannt.
Weit in der Ferne sehen wir den flach hinauflaufenden Rücken des Mouna Kea.
Und weil wir heute ohnehin keine Eile haben, bitte ich Marcus, dass er jetzt mal einen richtigen Touristen macht.
Wir können nicht leugnen, dass wir auf Hawaii mit diesem Auto echt Spass hatten. Besonders das Kennzeichen hätten wir gern abgeschraubt und mitgenommen. Das „Aloha-State“ haben die Hawaianer sich nicht von ihrem Kennzeichen nehmen lassen. Doch auch die Allradfunktion und das prinzipiell höher gelegte Fahrzeug war nicht nur Spinnerei, sondern ein paar Mal wirklich notwendig.
Nun geht es aber wirklich zur Mouna Loa Road. Sie zweigt vom Highway 11 in nördlicher Richtung ab und streckt sich über gut 21 Kilometer kurvenreich bergauf. Unterwegs gibt es noch die Möglichkeit Baumlöcher und auch den Vogelpark zu besuchen, doch irgendeine Eingebung sagt uns, dass wir gleich ganz nach oben fahren sollen. Mit dem Auto fährt man in eine Höhe von 2030 Metern Höhe. Ab hier kann man sich nur noch wandernd dem Gipfel nähern. Doch dafür reicht unsere Zeit nicht. Stattdessen nehmen wir den Blick in die Weite und sehen in der Ferne die Rauchschwaden des Halema´uma´u Kraters im Vulkannationalpark.
Eine mächtige und sehr dunkle Wolke kommt auf uns zu, wenige Minuten haben wir nur Zeit uns hier oben umzuschauen. Die Vegetation wächst mühevoll empor. Hinweisschilder deuten, dass man keinesfalls die Wege verlassen soll, um nichts zu zerstören. Zwischen den grasigen und buschigen Gewüchsen entdecken wir immer mal wieder das rötliche Vulkangestein.
Dann fängt der Regen an. Für uns das Zeichen, dass wir die kleinen Bäckerteilchen auspacken können. Die sind so kompakt süß, dass, egal in welchem Bäcker wir waren, eins immer gereicht hat. Irgendwann hört der Regen auf. Das Wasser verdampft auf der noch warmen Straße. Mouna Loa Mystik. Wir fahren die teils brüchige Straße langsam wieder runter. Schnell ist ohnehin nicht erlaubt.
Die Entscheidung gleich ganz hochzufahren war goldrichtig. Nur wenige Minuten entschieden darüber, ob wir den Ausblick noch bekommen – oder alles in Wolken gehüllt ist. Was für ein Glück schon wieder.
Irgendwo auf der Straße bitte ich Marcus für ein paar Videoaufnahmen mal anzuhalten. Zufälligerweise landen wir in diesem verwunschenen Waldstück. War es ein Brand? Ein Unwetter? Jedenfalls liegen riesige verdorrte und teils verkohlte Bäume rum und geben ein recht bizarres Bild ab. Ewig klettern wir mit unseren Kameras über die morschen Stämme und versuchen festzuhalten, was nicht wirklich festzuhalten ist.Wie ein Rohrspatz schimpfe ich, da das Holz natürlich knackt und nicht besonders vertrauenserweckend ist. Aber Marcus lässt sich nicht abhalten – ein schönes Foto für und von uns zu machen. Das er nur wenige Sekunden eingestellt hat und beim Hinrennen auf seine Position noch vom Baum etwas abgerutscht ist – sieht man ja nicht auf dem Bild, oder? Zumindest tut er so – als wäre nix gewesen 😉
Da nehme ich mir doch lieber noch das filigrane Moos vor, welches dem Totholz dann doch wieder Leben einhaucht.
Und wo wir schon mal da sind, nehmen wir alles mit, was man hier so machen kann. Es wartet nun noch der sogenannte Bird Park – Kipuka Puaulu. Also Vogelpark. Es ist nicht so, wie wir uns als Europäer das vielleicht vorstellen. Ein Park mit Vogelkäfigen oder so etwas.
Ein Rundwanderweg von circa 1,6 Meilen führt uns zunächst bergan durch ein vor allem durch Farne und Ohia Lehua Bäume geprägtes, Waldgebiet, welches von den letzten Lavaflüssen des Mouna Loa verschont blieb. Ein richtiger Urwald.
Ungehindert können die Pflanzen sich hier ausbreiten. Vor allem die richtig frische Luft ist bei all dem trockenen Vulkangestein wirklich angenehm.
Gnadenlos saugen wir dem Wald ein wenig Energie ab 🙂
Die unbeschreibliche Höhe und die Kraft der Bäume beeindruckt uns.
Und aus diesen haarigen Buppeln werden mal wunderschöne Farnblätter. Süß, wie sie sich zusammenkuscheln, oder?
Obwohl das Gebiet Vogelpark heißt, sehen wir kaum Vögel. Ein paar zwitschern natürlich in sicheren Höhen, jedoch, gefühlt nicht mehr als anderswo. Da sind wir doch gleich ganz zufrieden, als sich dieser wunderschöne Kalij Fasan in Pose wirft. Wir haben einige von ihnen gesehen. Auf die Insel eingeführt, sind sie in ihrer Art hier nicht bedroht. Das erklärt vielleicht, warum er so völlig unerschrocken sitzenbleibt.
Ja und das nächste Bild muss der Ursprung eines berühmten Sprichwortes sein:
„Mal etwas Gras über die Sache wachsen lassen.“
Das dies nicht immer so schnell geht – ist hier schön symbolisiert, oder? Ganz schön dicker Brocken, der da umwuchert werden möchte.
Und einfach noch eine Impression.
Die ganze Fahrt von oben nach unten begegnen wir keinem einzigen Menschen. Es lohnt sich also, erst gegen Nachmittag die Mouna Loa Road zu machen. Dann hat man die überwältigende Natur ganz für sich alleine.
Mittlerweile hat der Regen auch in Hilo riesige Pfützen entstehen lassen und immer noch fallen dicke Tropfen vom Himmel. Wir versuchen in ein thailändisches Restaurant einzukehren. Das ist gar nicht so leicht, denn dieses hier ist sehr beliebt bei den Einheimischen. Zunächst steht man draußen an und kann schon mal in die Karte gucken. Der erste Erfolg ist, wenn man reinkommt – dann SITZT man noch an und kann schon mal bei den Leuten auf den Tisch gucken. Ja und irgendwann bekommt man dann auch einen Tisch. Alles ist hier sehr entspannt, die Portionen riesig – wir bekommen den Rest in der Dose mit.
In der Dunkelheit suchen wir nun wieder den Meilenstein, an welchem wir ins Niemandsland abbiegen. Regen tropft auf das kleine Blechdach des Tinyhauses. Unsere letzte Nacht inmitten von Wiese, Wald, Bambus und Schlucht.
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