Tripp Tipp

Sellin und Störtebecker Festspiele Rügen

Lesedauer 8 Minuten
Rügen

Wieder einmal hat Rügen seine magnetische Wirkung entfaltet und uns für ein Wochenende angezogen. Hauptattraktion sollte der Besuch der Störtebecker Festspiele sein. Wie man sich dafür am Besten ausstattet, wo wir gewohnt haben und was man an einem kurzen und dann doch langen Wochenende noch so erleben kann, erfährst du in diesem Beitrag.

Freitag mittag fahren wir los und erreichen schon nach knapp 4 Stunden Sellin. Hier checken wir im Hotel Villa Subklev ein. Dieses haben wir problemlos über booking.com gebucht. Die Bezahlung findet erst vor Ort statt, sodass selbst bei Internetbuchung kein Risiko entsteht. Das Hotel befindet sich in der Warmbadstraße. Direkt gegenüber ist die Kurverwaltung, welche früher in der Tat ein öffentlich zugängliches Wannenbad beherbergte.

Seebrücke Sellin

Vom Hotel aus sind es 2 Minuten bis zur Seebrücke Sellin. Nachdem Berlin und Brandenburg knapp drei Tage im Ausnahmezustand Dauerregen stand, machen uns ein paar Regenspritzer nun überhaupt nichts mehr aus. Wir wandern am Strand entlang Richtung Baabe. Unweit der Seebrücke Sellin passieren wir ein Stück Steilküste, welches ehrlich gesagt nach dem üppigen Regen überhaupt kein Vertrauen ausstrahlt. Nix wie vorbei.

Steilküste bei Sellin

So manch einen Baum reist es suksessive aus den Ankern, mit Ach und Krach halten sie sich waagecht. Deutliche Geröllabgänge sind sichtbar. Ansonsten ist die See mit dunkel abgesetzten Wolken im Hintergrund wildromantisch. Wir erreichen den ersten Strandabschnitt von Baabe, welcher bei guten Wetter mit Gastronie lockt. Heute steigen wir direkt den Hang hinauf um im Wald den Steiluferweg zurückzulaufen. Sattes Grün, tropfende Blätter und ein wunderbarer Ausblick auf die Ostsee sind die Belohnung.

Blick von der Steilküste zwischen Sellin und Baabe

Gegen 19 Uhr treffen wir wieder in Sellin ein. In der Hauptstraße kehren wir in unser Lieblingslokal ein. NO 54. Ein mit Herz geführtes kleines Familienrestaurant und Schnellimbiss. Hier hat der Gast noch ein Gesicht und vor allem ein sehr sehr leckeres Essen auf dem Teller. Schnell nochmal hin, wer jetzt neugierig geworden ist, denn im Herbst wechselt der Betreiber.

Kibbelinge – paniert und fritierter Kabeljau

Gestärkt geht es zurück ins Hotel.

Der nächste Tag bricht an und holt uns mit einem umfangreichen Frühstücksbuffett ab. Da es schon wieder in Strömen regnet, kommt uns das mehr als gelegen. Einer braucht noch eine Regenhose, welche sich in Sellin so absolut nicht kaufen lies, also fahren wir nach dem Frühstück von Sellin nach Binz. Eine nicht ganz so gute Idee, denn auf der Strecke herrscht Stau. Dennoch kommen wir irgendwann an und im outlet Stolz finden wir dann nicht nur die Regenhose. Günstige FlipFlops und eine wasserabweisende Jacke kommt auch noch mit.

Unerwarteterweise hört der Regen auf und kurzentschlossen fahren wir zu den Feuersteinfeldern nahe Prora. Der offizielle Besucherparkplatz befindet sich an der Hauptstraße Richtung Sassnitz. Für ein Euro die Stunde steht das Auto hier gut und wir spazieren los.

Beginn des Wanderweges zu den Feuersteinfeldern

1,8 Kilometer geht es wieder durch sattes Grün. Doch nicht nur wir freuen uns, dass der Regen augehört hat. Abertausende von ziemlichen Killermücken überfällt uns. Lästig aber wir halten trotzdem durch. Denn zu spannend ist das Areal mit den Feuersteinen, welches so in dieser Art einzigartig ist in Deutschland. Und so übervölkert die Küstenorte auch sind – hier, nur paar Kilometer weiter, sind wir allein. Schmale Heide nennt sich das Gebiet zwischen Prora und Mukran. Klirrend hallen unsere Schritte auf den bis meterhoch liegenden Steinen und immer wieder kreieren Wacholder, Heidekraut und Co. neue spannende Augenblicke.

Feuersteinfelder bei Prora
Feuersteinfelder Prora
Feuersteinfelder Prora

Samt Rückweg sind wir 2 Stunden auf diesem schönen Fleck Erde unterwegs. Auf den Rückweg bestaunen wir noch riesige Farne. Neue Triebe deuten darauf, dass die endgültige Wuchshöhe noch nicht erreicht ist.

Farntrieb

Wir fahren dann zurück nach Binz. Ganz am Ende des Ortes befindet sich die Räucherei Kuse. Hier holen wir leckere Fischbrötchen. Für mich als Vegetarierin gibt es Kartoffelsalat. Immerhin. Vom Freisitz schauen wir direkt über den Strand vor Binz.

Fischräucherei Kuse

Am Strand spazieren wir die paar Meter zurück zur Seebrücke, schlendern auch auf dieser nochmal ganz bis nach vorn. Erinnern uns an das tolle Silvester und bekommen wie immer den Vollflash, als wir die Fußgängerzone betreten. Hier steppt der berühmte Bär.

Praktisch sieht das so aus, dass die meisten Touristen irgendwo bei Kaffee und Kuchen sitzen oder einen der zahlreichen Souvenirshops entern. Wir sind relativ resistent, lediglich unser einziges Ritual bedienen wir. Ein Softeis im Shop kurz vor der Hauptstraße. Sanddorn, Johannisbeere oder das allseits bekannte Schoko-Vanille – alles schmeckt lecker. Von hier aus ist es ein Katzensprung bis zum Schmachter See und nach einem kurzen Blick müssen wir nun allmählich zurück ins Hotel und Vorbereitungen für das eigentliche Highlight des Wochenendes treffen.

Die Störtebecker Festspiele auf Rügen

Das heißt: Richtig warm anziehen. Unterhose, Jeans und Regenhose. Einen Merinounterziehpullover, einen langen Pullover drüber, einen Fleecepullover noch drüber und eine Regenjacke. Im Rucksack befinden sich noch Gamaschen, Regencapes, selbstaufblasende Sitzkissen und Isositzkissen. Decken, Knabbereien und Getränke. Kurzum wir sind Regen und wasserdicht sowie mit einer Nahrungsnotversorgung ausgestattet.

Gegen 18.00 fahren wir in Sellin los Richtung Ralswieck. Hier befindet sich die Naturbühne am Jasmunder Bodden und täglich 20.00 Uhr, außer sonntags, finden die Vorstellungen der Störtebecker Festspiele statt.

Eintrittskarte Störtebecker Festspiele

Die Eintrittskarten ordern wir immer schon gleich bei Verkaufsbeginn im Internet, denn mittlerweile haben wir uns zu richtigen Groupies entwickelt und wollen schon gern etwas weiter vorn sitzen. Für Spontanbesucher gibt es fast immer Karten an der Abendkasse. Für heute haben wir Reihe 22, das guckt sich ganz gut. Die Eintrittskarte kostet dieses Jahr 30 Euro. Im nächsten Jahr dann 32,00 Euro.

So. Wir sind also von Sellin unterwegs nach Ralswiek. Das Spektakel geht schon immer am Parkplatz los. Wir nehmen gewohnheitsgemäß gleich den an der Bundesstraße. Obwohl wir ziemlich zeitig sind, ist hier schon gut was los. Die Platzeinweiser sortieren geduldig alle Autofahrer auf ihre Plätze. Bepackt mit 2 große Rucksäcken und einer großen Tasche stapfen wir durch den Modder. Bis zum Eingang sind es etwa 1,5 Kilometer. Diese könnte man für 2 Euro auch mit der Bimmelbahn fahren.

Noch vorm Eingang des eigentlichen Geländes gibt es ausreichend Fressbuden und nochmals Stände, wo man sich mit Regencapes und Sitzkissen eindecken könnte. Immer wieder staunen wir, wie schnell es an den Imbissbuden geht. Selbst ich als Vegetarierin habe Glück und bekomme heute eine Asia Gemüsepfanne für 3,50.

Die Wege füllen sich. Mehr und mehr Leute strömen gen Eingang. Doch auch hier, trotz Traubenbildung, geht es rasend schnell. Zupf ist die teure Karte kaputt gerissen und wir sind drin. Die Reihen füllen sich und kurz vor Vorstellungsbeginn öffnet Petrus noch mal fix die Schleusentore und beregnet die vorfreudigen Zuschauer. Doch wir haben echtes Glück, die Vorstellung beginnt und es ist trocken.

Nebel wabert über die Bühne und Bastian Semm alias Klaus Störtecker schreitet unter Ansage der Legende stolz vorbei.

Störtebecker reitet ein

Schon kurz danach strömt phantasievoll hergerichtet das Hamburger Marktvolk herbei. Allen voran Fisch Vroni welche neben dem sächsisch sprechenden Bettelmönch, dieses Jahr wirklich den Vogel abschießt. Leider bleibt es nicht lange idyllisch. Schon nach kurzer Zeit brennt der erste Speicher.

…der Speicher brennt – hier in Hamburg bei den Störtebecker Festspielen auf Rügen

Natürlich erklingen auch heute wieder die dramatischen Gesänge von Lippi und werden Bühnenaufbauten unter Feuer und mit mächtigem Rumms gesprengt. Im Scheinwerferlicht sieht das Bühnenbild noch viel schöner aus. In einer gut nachvollziebaren Geschichte wird unsere Phantasie angeregt und unsere Alltagsgedanken abgelenkt.

Bühnenbild Hamburg – hier bei den Störtebecker Festspielen auf Rügen

Auch wenn Störtebecker heute, wie immer alle 5 Jahre, geköpft wird, bekommt dieses Spektakel von uns alle verfügbaren Daumen nach oben. Beim allabendlichen Feuerwerk schmettern wir lautstark zur Hymne „Sail away“ mit.

Feuerwerk Störtebecker Festspiele

Beim Rausgehen lassen wir uns Zeit und lassen vor allem die Massen erst einmal abtropfen. Machen noch paar Erinnerungsfotos und spazieren gemütlich wieder zum Parkplatz zurück. Und so ist es tatsächlich nach Null Uhr, als wir endlich wieder in Sellin im Hotel eintreffen.

Umso schöner ist es, dass auch am Sonntag das tolle Frühstücksbuffet auf uns wartet. Heute sogar mit Rührei. Das Wetter hat aufgeklart. Strandbesuch ist also möglich. Und weil wir Rügen immer wieder ein Stück mehr erschließen wollen, fahren wir Richtung Thiessow. Bei Sonneschein finden wir diesen tollen Strand vor:

Strand bei Thiessow

Und klein aber fein verbirgt sich hinter Thiessow noch Klein-Zicker. Lange war der Ort durch die Sowjetarmee besetzt, doch längst sind die Grundstücke rückübertragen. Der Rundweg von 1,8 Kilometer führt an allem vorbei, was sehenswert ist. Vor allem aber führt er durch wunderschöne Blumenwiesen und hinauf auf die Steilküste.

Blumenwiese in Klein-Zicker

Wer Ruhe sucht, ist hier, fernab vom üblichen Bädertrubel, gut aufgehoben. Ein schöner Blick über den Ort sowie die Ostsee tut sich auf.

Blick über Klein-Zicker

Immer wieder werden wir der größten aller deutschen Ostseeinseln einen Besuch abstatten. Wenn du einen Tipp für uns hast, was wir uns dort unbedingt anschauen sollten – dann immer rein damit in die Kommentare.

Und hier kannst du noch ein paar Rügenimpressionen per Video erhaschen: https://www.tripp-tipp.de/videos/

Wenn du noch mehr über Sellin lesen möchtest, dann schau mal bei meiner Bloggerkollegin Dagmar vom Bestager-Reiseblog. Sie hat Sellin in der Nebensaison etwas genauer unter die Lupe genommen.

 

 

 

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